Die Gastwirte stellen die Stühle raus
„Roter Ochsen“macht am Ruhetag auf – „Hirsch“-Wirt Hald wirbt um Vertrauen
GELLWANGEN - Cafés und Restaurants, Eisdielen und Speisegaststätten: Alle stellen die Tische raus. Zahlreiche Gäste nehmen bei frühsommerlichen Temperaturen Platz. An die Krise erinnert kaum etwas. Außer vielleicht, dass die Bedienung mit Mundschutz arbeitet.
Die Gastronomie hat seit Montag wieder geöffnet. Auch der „Rote Ochsen“. Obwohl im Brauereigasthof am Montag eigentlich Ruhetag ist. Aber: Acht Wochen Zwangsurlaub waren eine harte Zeit, wie Christiane Veit sagt. „Wir sind alle froh, dass wir aufmachen dürfen.“
Kurz vor Mittag sind die ersten Gäste da. Christiane Veit hat auch schon Reservierungen für die nächsten Tage. Der touristische Hotelbetrieb im „Roten Ochsen“öffnet wieder am 29. Mai. Geschäftsreisen waren immer möglich, wenngleich viele Firmen darauf verzichtet und auf Videokonferenzen gesetzt haben.
Der Ellwanger Einzelhandel verbindet mit der Wiedereröffnung der Gastronomie große Hoffnungen, wie eine Umfrage der „Ipf- und Jagst-Zeitung“ergeben hat. Denn die Geschäfte laufen noch lange nicht so wie vor der Krise. Christiane Veit sieht in Handel und Gastronomie ein „Gesamtpaket“. Der Kunde will, wie sie sagt, nach dem Einkauf einen Kaffee trinken – oder ein kühles Bier zum Vesper.
Doch die Menschen sind tief verunsichert. Das meint zumindest Martin Hald, Inhaber des Landgasthofs „Hirsch“in Neunheim und stellvertretender Vorsitzender des Gaststättenverbands Dehoga auf der Ostalb. Deshalb will Hald informieren. Die Gastronomie habe alle notwendigen Vorkehrungen getroffen und erfülle alle Auflagen, sagt er.
Dazu zählt Hald die Händedesinfektion am Eingang, die allgemeine Hygiene im Restaurant und den Mindestabstand. Von Stuhl zu Stuhl müssen es eineinhalb Meter sein. Kinder müssen am Tisch bleiben.
Damit sie planen können, bitten die Gastronomen um Online-Reservierung oder telefonische Anmeldung.
Werden alle Hygieneregeln eingehalten – vor allem der Mindestabstand –, dürfen Gäste im Lokal Nasenund Mundschutz abnehmen. Es gibt keine Pflicht, Masken zu tragen, wie Hald betont.
Maximal zwei Familien dürfen an einem Tisch sitzen – unabhängig davon, wie viele Personen einem Hausstand angehören. Es können insgesamt also vier, acht, zehn oder
GGGGmehr Personen sein.
Besucher müssen ihren Namen und ihre Adresse hinterlassen, damit das Gesundheitsamt im Fall der Fälle die Kontakte nachverfolgen kann. Die Gastronomen müssen die Daten vier Wochen aufbewahren.
Gäste müssen warten, bis ihnen das Personal einen Tisch zuweist. Sie müssen Abstand halten, bis sie am Tisch sind.
Das soll Vertrauen wecken und den Menschen die Sicherheit geben, dass sie wieder in die Wirtschaften kommen. Sicherheit braucht aber auch der Gastwirt, um zum Beispiel den Personaleinsatz planen und wirtschaftlich arbeiten zu können, wie Hald betont. Deshalb macht er erst am Freitag auf. Zum Wochenende hat er nämlich die ersten Reservierungen. Darunter die Gäste einer standesamtlichen Hochzeit. Die seien
GGrichtig glücklich gewesen, dass sie kommen dürfen, erzählt Hald.
Zahlreiche Gastronomiebetriebe haben sich mit dem Straßenverkauf über Wasser gehalten. Der Verband Dehoga bittet die Gäste darum, sie weiterhin zu unterstützen. Der „Rote Ochsen“hat keine Speisen „to go“angeboten, aber – wie früher – frisches Fassbier zum Abholen. „Das ist gut gelaufen“, sagt Christiane Veit und hofft auf den 5. Juni.
An diesem Tag soll sich entscheiden, ob die Kontaktverordnungen gelockert werden und bald auch wieder Veranstaltungen in der Gastronomie möglich sind – Geburtstagsfeste und Jahrgangsfeiern, Firmentagungen und Hochzeiten.
„Hirsch“-Wirt Hald hofft, dass dann auch die auf Herbst verschobenen Kommunionen und Konfirmationen nachgeholt werden können. Aber die verlorenen Monate März und April lassen sich nicht mehr reinholen, wie er sagt. „Es geht jetzt schon ans Eingemachte“.
Allerdings weiß Hald auch, dass es andere noch härter trifft. Kneipen und Diskotheken bleiben weiterhin geschlossen. Und Caterer machen nach wie vor keine Umsätze, weil es keine Veranstaltungen gibt, die sie beliefern könnten.
Und wie war der erste Tag? „Wir haben Glück gehabt, dass das Wetter so toll war“, sagt Asma Gebreloel vom „Punto“. Die Art, wie man aktuell Gastronomie betreiben müsse, sei mühsam und kostenaufwendig. Also will der Gastwirt abwarten, wie sich alles entwickelt. „Das kann man nicht in 24 Stunden bewerten.“In einer Woche will Asma Gebreloel dann feststellen, „ob wir langsam zur Normalität zurückkehren werden oder ob es ein hartes Brot bleibt“.