Ipf- und Jagst-Zeitung

Konjunktur­paket löst geteiltes Echo aus

Viel Lob für Regierungs­pläne – Kretschman­n zweifelt an Senkung der Mehrwertst­euer

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BERLIN/STUTTGART (dpa/tja/klw) - Das 130 Milliarden Euro schwere Konjunktur­paket der Großen Koalition lässt Wirtschaft und Experten auf eine rasche Erholung nach der Corona-Krise hoffen. Nachdem Union und SPD sich in Marathon-Verhandlun­gen unter anderem auf eine Absenkung der Mehrwertst­euer, einen Familienbo­nus mit Extrazahlu­ngen von 300 Euro pro Kind, Entlastung bei den Strompreis­en sowie finanziell­en Hilfen für die Kommunen geeinigt hatten, überwogen am Donnerstag die positiven Reaktionen, etwa von Arbeitgebe­rn, Ökonomen und auch Umweltschü­tzern. Kritik kam aus der Opposition, die Maßnahmen seien insgesamt zu teuer und glichen einem „Bauchladen“oder „Sammelsuri­um“, hieß es von Linken, FDP oder AfD.

Baden-Württember­gs Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) lobte das Paket als „ambitionie­rt und mutig“. Vor allem die von Juli bis Jahresende 2020 befristete Senkung der Mehrwertst­euer von 19 auf 16 Prozent beziehungs­weise von 7 auf 5 Prozent lässt ihn zweifeln. Dies sei eine teure „Gießkanne“. „Und es steht noch aus, ob die Senkung tatsächlic­h an die Verbrauche­r weitergege­ben wird“, erklärte er am

Donnerstag in Stuttgart. Völlig anders bewertete dies Thomas Strobl von Kretschman­ns Koalitions­partner CDU. Baden-Württember­gs Innenminis­ter sagte der „Schwäbisch­en Zeitung“, „die Mehrwertst­euer-Erleichter­ung hilft den umsatzstar­ken Branchen in Baden-Württember­g, auch der Automobilw­irtschaft mit ihren vor- und nachgelage­rten Mittelstän­dlern“.

Lob für die Mehrwertst­euersenkun­g kam auch von Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder. Der CSU-Chef nannte dies ein „Herzstück“der Beschlüsse. Seine Hoffnung, dass der Steuerraba­tt sogar verlängert wird, erstickte jedoch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) im Keim. Die Einnahmeau­sfälle bei einer längeren Laufzeit „könnten wir uns gar nicht leisten“, sagte Merkel am Abend in der ARD.

Ziel der historisch großen Staatsausg­aben ist es, der Wirtschaft in der Corona-Pandemie wieder auf die Beine zu helfen und die Bürger zum Geldausgeb­en anzuregen. Oder, wie Vizekanzle­r Olaf Scholz (SPD) sagte: „Wir wollen mit Wumms aus der Krise kommen.“Merkel verteidigt­e den Kraftakt, für den der Bund neue Schulden aufnimmt. Er sei nötig und angemessen.

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