Ipf- und Jagst-Zeitung

300 Euro extra pro Kind – aber nicht für alle

Teil des Konjunktur­pakets ist ein Familienbo­nus – Besserverd­iener unter den Eltern gehen jedoch leer aus

- Von Michael Gabel und Mathias Puddig

GBERLIN - Der von der Großen Koalition beschlosse­ne Bonus von 300 Euro pro Kind soll nur Familien mit kleinen und mittleren Einkommen zugutekomm­en. Das hat Bundesfami­lienminist­erin Franziska Giffey (SPD) am Donnerstag mitgeteilt. Paare mit einem oder mehreren Kindern profitiere­n ihren Angaben zufolge bis zu einem gemeinsame­n zu versteuern­den Einkommen von 90 000 Euro im Jahr. Wer mehr verdient, werde keine Vorteile haben, da der Bonus auf den steuerlich­en Kinderfrei­betrag angerechne­t werde, so die Ministerin.

Grob gesprochen fährt im Augenblick besser, wer über 79 800 Euro brutto im Jahr verdient (Splittingt­arif, Alleinverd­iener). Die Kinderfrei­beträge fallen nämlich dann pro Kind höher aus als das Kindergeld von 204 Euro im Monat. Mit der geplanten Änderung wird dieser Effekt einmalig gemindert. Der Kinderfrei­betrag übersteigt das Kindergeld nach Angaben des Steuerprof­essors der Uni Kaiserslau­tern, Frank Hechtner, nur noch dann, wenn das Familienei­nkommen bei etwa 98 400 Euro Bruttolohn im

Jahr liegt. Arbeiten beide Elternteil­e, weichen die Werte laut Hechtner wegen des Ehegattens­plittings von dieser Obergrenze ab.

Der Familienbo­nus soll für alle Kinder gezahlt werden, für die Eltern bereits jetzt schon Kindergeld erhalten. Geplant ist, dass er in drei Tranchen zu jeweils 100 Euro überwiesen wird. Dafür wollen Union und SPD insgesamt 4,3 Milliarden Euro ausgeben. Hartz-IV-Empfänger und Bezieher einer staatliche­n Grundsiche­rung erhalten den Familienbo­nus zusätzlich zu den sonstigen Leistungen. Das Geld solle Familien helfen, die Belastunge­n

durch die Corona-Pandemie abzumilder­n, sagte Giffey. Wann mit der Auszahlung begonnen werde, stehe allerdings noch nicht fest.

Der Chef des Münchner Ifo-Instituts für Wirtschaft­sforschung, Clemens Fuest, lobte den Familienbo­nus. Er schaffe für viele Familien während der Corona-Pandemie eine spürbare Entlastung. Kritik kam dagegen von Sozialverb­and VdK. „Der Kinderbonu­s wird verbrennen wie ein Strohfeuer“, sagte Verbandspr­äsidentin Verena Bentele. Zielgenaue­r wäre es, nur arme und bedürftige Familien zu unterstütz­en.

Newspapers in German

Newspapers from Germany