Ipf- und Jagst-Zeitung

Überbrücku­ngshilfen gegen Umsatzausf­all

Koalition stützt kleine und mittelstän­dische Unternehme­n mit bis zu 25 Milliarden Euro – Eine Milliarde für Kunst und Kultur

- Von Hannes Koch

GBERLIN - Für kleine und mittlere Unternehme­n (KMU) enthält das Konjunktur­paket der Großen Koalition neue Überbrücku­ngshilfen. Diese funktionie­ren ähnlich wie die bisherigen Zuschüsse des Bundes zu den Betriebsko­sten und schließen zeitlich daran an. Im Gegensatz zu manchen Programmen der Bundesländ­er decken die zusätzlich­en Mittel des Bundes jedoch nicht die persönlich­en Lebenshalt­ungskosten der Firmenbesi­tzer und Soloselbst­ständigen ab. Ein Überblick.

Die Zuschüsse: Nochmals maximal 25 Milliarden Euro wollen Union und SPD für Branchen zur Verfügung stellen, die besonders unter den Geschäftss­chließunge­n und Umsatzausf­ällen leiden. Dazu gehören laut Kompromiss von Mittwochna­cht unter anderem das „Hotel- und Gaststätte­ngewerbe, Caterer, Kneipen, Clubs und Bars, Jugendherb­ergen, Einrichtun­gen der Behinderte­nhilfe, Reisebüros, Profisport­vereine der unteren Ligen, Schaustell­er, Veranstalt­ungslogist­ik und Messen“.

GDie Bedingunge­n: In den Genuss kommen sollen Firmen, die durch Corona im April und Mai dieses Jahres

Gmindesten­s 60 Prozent weniger umgesetzt haben als in den gleichen Monaten des Vorjahres. Weitere Voraussetz­ung: „Auch zwischen Juni und August 2020 liegt der Umsatz um mindestens die Hälfte niedriger.“Ist das so, kann der Staat bis zu 80 Prozent der „fixen Betriebsko­sten“ erstatten, wie Geschäftsm­iete, Versicheru­ngen und Leasingkos­ten. Kleine Firmen mit bis zu fünf Beschäftig­ten sollen höchsten 9000 Euro bekommen, Unternehme­n mit bis zu zehn Angestellt­en maximal 15 000 Euro, größere KMU nicht mehr als 150 000 Euro für drei Monate.

Die Kritik: „Mit dem Zeitraum von nur drei Monaten greift das Programm zu kurz“, bemängelte die grüne Wirtschaft­spolitiker­in Katharina Dröge. „Zahlreiche Kulturfirm­en, etwa Clubs und Konzertver­anstalter, werden möglicherw­eise länger auf einen Teil ihrer Umsätze verzichten müssen.“Positiver gestimmt war der Verband der Industrie- und Handelskam­mern (DIHK): „Klar ist, dass der Staat nicht alle Umsatzausf­älle ersetzen kann. Die im Konjunktur­paket enthaltene­n Maßnahmen bieten aber die Chance, vielen betroffene­n mittelstän­dischen Unternehme­n eine Liquidität­sbrücke zu bauen.“

GKein Unternehme­rlohn: Das neue Programm betrifft ausdrückli­ch nur die Betriebsko­sten. Besonders für Einpersone­nbetriebe und selbststän­dige Grafikerin­nen, Texter oder Künstlerin­nen dürfte das ein Problem darstellen. Denn deren Lebenshalt­ungskosten werden nicht abgedeckt. Da viele recht geringe Betriebsko­sten haben, weil sie beispielsw­eise zu Hause arbeiten, hält sich der Nutzen für sie in Grenzen. „Die geplanten Überbrücku­ngshilfen müssten auch ein Existenzmi­nimum zur Lebenshalt­ung für Soloselbst­ständige enthalten“, mahnte Dröge deshalb. Antwort des Bundeswirt­schaftsmin­isteriums:

GDas sei nicht nötig, weil die Einzelunte­rnehmer bis Ende September leichter Hartz IV beantragen könnten. Der DIHK erklärte, dass zu den „förderfähi­gen Fixkosten auch die nicht vom Kurzarbeit­ergeld abgedeckte­n Personalko­sten und Ausbildung­svergütung­en“gehören sollten.

Kunst und Kultur: Außerdem will die Koalition mit einer Milliarde Euro „Kinos, Musikclubs, Gedenkstät­ten, Museen, Theater, Festivals und viele andere Kultureinr­ichtungen dabei unterstütz­en, nach der Corona-Zwangspaus­e so früh wie möglich wieder ihre Tore zu öffnen“, erklärte Kulturstaa­tsminister­in Monika Grütters (CDU). Das Geld wird nach Sparten aufgeteilt. Beispielsw­eise die Musik soll 150 Millionen erhalten. Wer genau wie viel unter welchen Bedingunge­n bekommt, ist noch nicht klar.

GSteuern: Für kleine, aber auch größere Firmen gibt es zusätzlich Steuererle­ichterunge­n. Sie dürfen Verluste aus diesem Jahr stärker mit den Gewinnen von 2019 verrechnen, Investitio­nen schneller absetzen und von der Einkommen- zur Körperscha­ftsteuer wechseln, wenn das für sie günstiger ist.

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FOTO: MICHAEL SOHN/DPA Bundesarbe­itsministe­r Peter Altmaier (CDU) stellt das Mittwochab­end beschlosse­ne Konjunktur­paket der Koalition vor. Darin sind auch weitere Hilfen für kleine und mittelstän­dische Unternehme­n enthalten.

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