Mittagessen – aber nur für Mitarbeiter
Betriebskantinen während Corona für externe Gäste geschlossen – Wiedereröffnung noch unklar
GELLWANGEN - Die Corona-Krise hat auch die Kantinen der Region getroffen. Entweder schlossen sie ganz oder öffneten nur noch für interne Mitarbeiter. Während die Kantine beim Energieversorger EnBW ODR zeitweise gänzlich den Betrieb einstellte, reagierte man bei Firma Arnulf Betzold sofort und entwickelte schnellstmöglich ein Konzept für das hauseigene Bistro, um die Mitarbeiter vor einer möglichen Infektion zu schützen. Wann auch wieder externe Gäste einkehren dürfen, ist bei beiden Betrieben derzeit noch unklar.
Als Mitte März bekannt wurde, dass sich zahlreiche Touristen im Ski-Gebiet in Ischgl mit dem Coronavirus infiziert hatten und die Pandemie somit auch zur Krise auf der Ostalb führte, handelte Ulrich Betzold umgehend. Noch am selben Morgen der Bekanntgabe schloss der Geschäftsführer der Firma Arnulf Betzold in Ellwangen die hauseigene Kantine für externe Gäste. Schon um 9 Uhr morgens sei klar gewesen, dass man schließen müsse, sagt Betzold. Mitarbeiter hingegen sollten weiter einkehren dürfen. Dem Geschäftsführer war jedoch klar, dass das nicht ohne Weiteres möglich sein konnte. Ein Plan musste her.
Unter anderem reduzierte das Bistro-Team die Sitzplatzanzahl, indem Plätze, an denen nicht gegessen werden darf, mit einem X versehen sind. Zudem wurden die verschiedenen Abteilungen in Gefährdungseinheiten eingeteilt, die jeweils nur zu einer vorher festgelegten Zeit ins Bistro kommen dürfen. So wolle man die Durchmischung der Abteilungen verhindern, erläutert Ulrich Betzold. Hintergrund: Ist ein Mitarbeiter infiziert, steckt er möglicherweise seine direkten Kollegen an, nicht jedoch Personen aus anderen Abteilungen. „Dass das Bistro geöffnet bleibt, war das Beste, was uns passieren konnte. Das reduziert die Ansteckungsgefahr draußen, da die Kollegen das Haus nicht verlassen“, findet Betzold.
Zum weiteren Schutz seiner Mitarbeiter während des Mittagessens kam dem Geschäftsführer eine hauseigene Erfindung zugute. An der Essensausgabe sowie an Tischen, an denen der Mindestabstand nicht ganz eingehalten werden kann, ließ er auf kleinen Ständern Plexiglasscheiben aufstellen. Diese können mit mehreren Scheiben kombiniert und in verschiedenen Formationen aufgestellt werden – zum Beispiel in U-Form, sodass eine Person von vorne und von den Seiten geschützt ist. Die Trennwände haben sich laut Ulrich Betzold übrigens zu einem derzeit besonders beliebten Produkt entwickelt. „Wenn man mich fragt, auf welches Produkt ich in meiner
Karriere gern verzichtet hätte, dann wären das diese Plexiglasscheiben“, schmunzelt der Geschäftsführer.
Rund 120 bis 150 Essen hat das Bistro laut Ulrich Betzold an gewöhnlichen Tagen ausgegeben. Durch den Wegfall der externen Gäste und Mitarbeiter, die derzeit im Homeoffice arbeiten, sind es derzeit nur noch 60 bis 70. Externe Besucher machten etwa die Hälfte aller Gäste aus, ein Großteil komme aus den umliegenden Firmen. Man habe zudem viele Stammgäste, erklärt Betzold. Allerdings bietet das Unternehmen einen Abholservice an. Kunden können hinten am Küchenfenster vorfahren, kontaktlos bezahlen und sich das Essen herausgeben lassen. Das ist aber nur unter Vorbestellung möglich.
Derzeit gibt es bei Firma Betzold, die das Bistro in Eigenregie betreibt, Überlegungen für einen zusätzlichen Zeitraum, an dem externe Gäste wieder in die Kantine kommen können. Anders ginge es auch nicht, da man die durch die Abstandsregelungen rund 140 Plätze innen und die 60 Plätze im Außenbereich auf ein Vierteil habe reduzieren müssen, sagt Betzold. Ein normaler Betrieb wie vor der Corona-Krise sei erst wieder möglich, wenn es einen Impfstoff gebe, glaubt der Geschäftsführer. „Darüber würde sich auch das Küchenpersonal sehr freuen, wenn wieder mehr Gäste kommen.“Während der Kantinenbetrieb bei Betzold
nahtlos weiterlief, war das Personalrestaurant beim Energieversorger EnBW ODR kurzzeitig nicht nur für externe Gäste, sondern auch für Mitarbeiter geschlossen. Inzwischen seien aber alle notwendigen Hygieneund Schutzmaßnahmen erfüllt, sodass man das Restaurant für Mitarbeiter wieder habe öffnen können, teilt Pressesprecherin Nicole Fritz mit. Die Einhaltung des Mindestabstands von zwei Metern sei durch die örtlichen Gegebenheiten problemlos umsetzbar gewesen. So wurde die Anzahl der vorhandenen Sitzplätze deutlich reduziert und sämtliche Hygienevorschriften, wie Handdesinfektion, Schutzscheiben und MundNasen-Schutz, erfüllt. Zudem hat der externe Betreiber das Essensangebot entsprechend angepasst und das Salatbuffet aktuell aus dem Angebot genommen.
Zu einer möglichen Wiedereröffnung für externe Besucher sagt Fritz: Man beobachte die laufenden Entwicklungen in der Corona-Pandemie stetig. Sobald sich daraus die Möglichkeit ergebe, das Restaurant für Externe wieder zu öffnen, werde man das sehr gerne tun. Durch die Einhaltung der Abstandsregel und die daraus resultierende Halbierung der Sitzplätze könne man jedoch aktuell noch keinen Termin nennen. Anfragen von Stammgästen habe es aber bereits gegeben, so die Pressesprecherin.