Resthoffnung für die Formel-1-Traumehe
Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff schließt Wechsel von Sebastian Vettel nicht aus
KÖLN (SID/dpa) - Toto Wolff hätte sich ein für alle Mal Ruhe verschaffen können. Doch der Motorsportchef von Mercedes hält die Tür für Sebastian Vettel offen, die Fans dürfen weiter träumen von einem deutschen Formel-1-Weltmeister im deutschen Formel-1-Weltmeisterauto. „Ein Außenseiter-Kandidat“für 2021 sei der Heppenheimer, sagte Wolff.
Was nach wenig klingt, ist immer noch mehr, als man erwarten konnte. Immerhin hat Mercedes in Lewis Hamilton einen sechsmaligen Weltmeister unter Vertrag. Vettel, der bei Ferrari nicht so glücklich wurde wie erhofft und am Saisonende gehen wird, blickt auf vier Titel zurück. Beide Schwergewichte in einem Rennstall, das wäre was für die Formel 1 – nicht nur in Deutschland. Und so lobte Wolff den 32-Jährigen als „tolle Persönlichkeit“und „herausragenden Rennfahrer seiner Generation“. Vettel sei „niemand, zu dem ich sofort nein sagen würde“. Allerdings, und das droht die Fantasie zu zerstören, hat Mercedes weitere Optionen. Die erste lautet: Weitermachen mit dem seit Jahren harmonierenden Duo Hamilton/Valtteri Bottas.
Doch in diesen turbulenten Tagen steht vieles auf dem Prüfstand. Dies räumte auch Wolff ein, als er in einer Videorunde mit deutschsprachigen
Medien zu den Gerüchten um einen Formel-1-Ausstieg von MercedesBenz befragt wurde. „Die Formel 1 ist gefestigt, wir haben den Support. Der Werbegegenwert ist enorm. Insofern steht das im Moment nicht zur Debatte“, sagte der Österreicher. Allerdings, erklärte er mit Blick auf den Wachstumsmarkt Elektromobilität, bedeute dies keineswegs, „dass man dieses Engagement nicht trotzdem hinterfragen muss“.
Der Saisonstart wird wegen der Corona-Pandemie erst mit gut vier Monaten Verspätung Anfang Juli stattfinden. Mercedes wird ein Auto an den Start bringen, das laut Wolff „in einem Container aus Australien gekommen ist“. Der meilenweit überlegene Rennstall der vergangenen Jahre sieht sich herausgefordert nach einem 63-tägigen Lockdown. Auf die Strecke geht der Silberpfeil erst wieder im freien Training zum Großen Preis von Österreich, der am 5. Juli den Startpunkt der wohl außergewöhnlichsten Saison in 70 Jahren Formel 1 markiert.
Hamilton und Bottas kehren aber kommende Woche auf den Asphalt zurück. Das Duo wird bei zweitägigen Tests auf dem Grand-Prix-Kurs von Silverstone einen zwei Jahre alten Silberpfeil fahren – Tests mit aktuellen Modellen sind nicht erlaubt. Wie der Rennstall am Donnerstag mitteilte, werden dabei Abläufe vor dem geplanten Neustart durchgegangen. Nach Informationen von „Auto, Motor und Sport“soll es, bevor es nach Übersee geht, weitere zwei Grand Prix in Europa geben. Die Kandidaten seien Hockenheim, Imola und Mugello. Da am 6. September das vorläufige Europafinale im italienischen Monza stattfindet, habe der Traditionskurs in Nordbaden „eine gute Chance auf ein Rennen in der zweiten September-Hälfte“, schrieb das Fachmagazin. Die Formel-1-Bosse seien zu diesem Schluss gekommen, da Überseerennen wegen unterschiedlicher Reisebestimmungen schwer planbar sind.