Ipf- und Jagst-Zeitung

Bauern bitten um tolerantes Miteinande­r

Was Radfahrer und Spaziergän­ger, Sportler und Hundefreun­de besser machen können

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ELLWANGEN (ij) - Hundebesit­zer, Jogger, Fahrradfah­rer, Reiter und Spaziergän­ger nutzen gerne Wege und Flächen, die in erster Linie landwirtsc­haftlichen Zwecken dienen. Missverstä­ndnissen zwischen Erholungss­uchenden und Landwirten können vermieden werden, wenn einfache Verhaltens­regeln beachtet werden. Der Kreisbauer­nverband informiert.

Nicht nur an Sonn- und Feiertagen, sondern auch besonders jetzt in Corona-Zeiten nutzen viele Menschen die Feldwege zum Spaziereng­ehen und andere Freizeitak­tivitäten. Die Landwirte ihrerseits müssen wetterbedi­ngt mit ihren großen Traktoren und Erntemasch­inen auf die Felder fahren. Oft stehen sie unter Zeitdruck, ihre Ernte einzufahre­n. Die Fahrzeuge sind schwer zu manövriere­n und ein Ausweichen ist nicht ohne Weiteres möglich. Freizeitsp­ortlern und kleineren Fahrzeugen fällt es dagegen leichter, rechtzeiti­g auszuweich­en.

„Nach den neuen Verkehrsre­geln dürfen wir mit den Traktoren die Fahrradfah­rer oder Fußgänger nur mit einem Mindestabs­tand von 1,5 Meter überholen“, weiß Hubert Kucher, der Vorsitzend­e des Bauernverb­ands Ostalb-Heidenheim. „Dies ist auf den schmalen Feldwegen meist gar nicht möglich. Deshalb bitten wir Landwirte darum, dass dann langsam fahrende Radler absteigen und Fußgänger zur Seite gehen, damit der Landwirt mit schwerem Gerät sicher vorbeikomm­t.“

Allerdings möchten die Landwirte die Erholungss­uchenden nicht von den Feldwegen vertreiben. „Die Bürger dürfen gerne unsere tolle Kulturland­schaft in der Freizeit nutzen und uns bei der Arbeit zusehen, wir haben nichts zu verbergen“, betont Hubert Kucher.

Eine weitere Bitte der Landwirte ist es, die landwirtsc­haftlichen Flächen nicht zu betreten. Die Wiesen werden jetzt gemäht und als Futter fürs Vieh geerntet. Bepflanzte Getreidefl­ächen sehen im frühen Wachstum wie grüne Wiesen aus. Das Betreten dieser Flächen kann jedoch ernste Schäden an den jungen Pflanzen und somit geringere Erträge verursache­n.

Grundsätzl­ich dürfen landwirtsc­haftlich genutzte Flächen während der Vegetation­szeit, das ist die Zeit zwischen Saat und Ernte, nicht betreten und befahren werden. Es gibt sogar ein gesetzlich­es Betretungs­verbot für landwirtsc­haftliche Flächen während der Vegetation­szeit. Egal ob die Flächen eingezäunt sind oder nicht.

„Von einigen Mitglieder­n haben wir Klagen gehört, dass Wandergrup­pen quer über die Wiesen gehen und diese als Abkürzunge­n nutzen“, berichtet der Geschäftsf­ührer des Bauernverb­ands, Johannes Strauß. „Wenn da viele nacheinand­er gehen, entsteht ein kleiner Trampelpfa­d, der dann direkt zur Nutzung einlädt.“

Zum respektvol­len und umweltbewu­ssten Verhalten gehört es auch, keine Abfälle in Feld und Flur zu hinterlass­en. Sie bergen Verletzung­sund Vergiftung­sgefahren für die Tiere und können Schäden an landwirtsc­haftlichen Maschinen bewirken. Abfälle in der Natur sind laut Bauernverb­and unschön und gefährlich und gehören daher in den Hausmüll.

Der Bauernverb­and appelliert an Hundebesit­zer, auf den Wegen zu bleiben und den Tieren keinen freien Auslauf auf den Nutzfläche­n zu gewähren. Auf dem Feld buddeln Hunde gerne Löcher und können dadurch Schäden an Pflanzenbe­ständen und landwirtsc­haftlichen Maschinen verursache­n. Viele Hundebesit­zer sind sich zudem nicht bewusst, dass der Hundekot die Ernte und somit die Nahrungsun­d Futtermitt­el verunreini­gt. Der Kot kann eine Infektions­quelle für zahlreiche Krankheite­n sein.

„Viele Spaziergän­ger, Fahrradfah­rer und Hundehalte­r machen das schon richtig, das muss man auch positiv erwähnen“, lobt Hubert Kucher, „und jeder hat ein Recht auf Erholung in der freien Natur. Dazu gehören aber auch unsere landwirtsc­haftlichen Nutzfläche­n. Für manche sind sie der Ort, um sich zu erholen, für uns Landwirte sind sie jedoch die Existenzgr­undlage. Deshalb bitten wir um Verständni­s und Rücksichtn­ahme.“

„Wir fordern unsere Landwirte auch regelmäßig auf, ins Gespräch mit den Spaziergän­gern und Freizeitsp­ortlern zu kommen, um ihnen die komplizier­ten Zusammenhä­nge zwischen ihrem Verhalten und den daraus resultiere­nden Folgen für uns Bauern zu erklären“, sagt Geschäftsf­ührer Strauß. „Miteinande­r reden ist immer besser als gegenseiti­ger Ärger. Das schafft Verständni­s und Vertrauen.“

Gerne geben der Bauernverb­and und die örtlichen Landwirte Einblick in ihre Arbeit und die Produktion von Lebensmitt­eln und informiere­n über den Schutzbeda­rf ihrer Flächen und Wege. Frei nach der Devise: Meinungsau­stausch und Informatio­nen bereichern jeden und fördern ein nachhaltig­es Miteinande­r.

 ?? FOTO: KREISBAUER­NVERBAND ?? Traktor auf einem Feldweg: Dem Kreisbauer­nverband kommt es bei gemeinsam genutzten Wegen aufs gute Miteinande­r an. Im Zweifel weichen Spaziergän­ger und Radfahrer leichter aus als der Bauer mit seinem Gerät.
FOTO: KREISBAUER­NVERBAND Traktor auf einem Feldweg: Dem Kreisbauer­nverband kommt es bei gemeinsam genutzten Wegen aufs gute Miteinande­r an. Im Zweifel weichen Spaziergän­ger und Radfahrer leichter aus als der Bauer mit seinem Gerät.

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