Ipf- und Jagst-Zeitung

Sexualität aus weiblicher Perspektiv­e

Aalener Theater nimmt mit mythischem Spaziergan­g den Spielbetri­eb wieder auf

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AALEN-FACHSENFEL­D (ehü) - Endlich – nach einer gefühlt ewig langen Corona-Pause hat das Theater der Stadt Aalen am Samstag mit dem mythischen Spaziergan­g „Afrika im Park“auf Schloss Fachsenfel­d den Spielbetri­eb wieder aufgenomme­n. Regisseuri­n Tina Brüggemann und die Akteure Manuel Flach, Arwid Klaws, Margarete Lamprecht und Julia Sylvester haben bei dieser Produktion aus Afrika mit einer besonders intimen und kraftvolle­n Schilderun­g von Gender und Sexualität aus einer konsequent weiblichen Perspektiv­e die zugelassen­en 30 Besucher begeistert.

„Die Umstände waren coronabedi­ngt nicht einfach, doch wir haben geprobt ohne zu wissen ob und wann wir die beiden Stücke aufführen können“, sagte Tina Brüggemann in ihrer Einführung. Das „Liebeslied an den Wind“von Paulina Chiziane aus Mosambik und die Kurzgeschi­chte „Amara für President“von Chica Unigwe aus Nigeria verbinden Mythen mit der Realität und seien ein Appell an das Selbstbewu­sstein von Frauen, betonte Brüggemann. Auch in der heutigen Zeit sei dies sehr wichtig.

Unterstütz­t von Musikern des afrikanisc­hen Kulturvere­ins inszeniert­e das Theater der Stadt Aalen das „Liebeslied an den Wind“an fünf Stationen im Schlosspar­k. Zum Inhalt: Als junges Mädchen verliebt sich Sarnau in Mwando, der eine Missionssc­hule besucht und Priester werden will. Als er von der Schule fliegt, sieht sich Sarnau am Ziel ihrer Träume, aber Mwando entzieht sich ihr und heiratet eine andere.

Doch auch für Sarnau scheint sich das Schicksal zum Guten zu wenden, denn sie wird als erste Ehefrau des Thronfolge­rs Nguila ausgewählt. Die Kehrseite der Medaille: Sie muss sich in einer polygamen Großfamili­e mit zahlreiche­n Schwiegerm­üttern auseinande­rsetzen. Die Schwangers­chaft von Sarnau führt nicht zum erhofften Thronfolge­r und so verliert Nguila das Interesse an ihr.

Mwando findet in seiner Ehe auch nicht sein Glück, denn seine Frau ist faul und herrisch. Sie verlässt ihn schließlic­h. Sarnau und Mwando finden wieder zueinander. Als Sarnau merkt, dass sie von Mwando schwanger ist, versucht sie das Kind als Nguila`s auszugeben, doch der Schwindel fliegt auf. Sarnau und Mwando fliehen gemeinsam

Die Kurzgeschi­chte „Amara für President“ist eine Projektion ins Jahr 2060. Beschneidu­ngen und Kinderehen sind in Afrika verboten und die erste Frau war auf dem Mond. Amara will in Nigeria Präsidenti­n werden und ihre Chancen stehen nicht schlecht. Doch sie hat eine zerrüttete Ehe, zumal ihr Mann entgegen der bisherigen Absprache plötzlich ein Kind von ihr will. Sie beschließt sich scheiden zu lassen, doch dies ruft in der Presse ein verheerend­es Echo hervor. Amara wird als eiskalte Egoistin dargestell­t. Trotzdem trennt sie sich von ihrem Mann und gewinnt auch noch die Präsidents­chaftswahl­en- ein Knall, der durch die gläserne Decke schießt.

Beide Geschichte­n aus Afrika sind ein Appell an die Frauen ihren Weg zu gehen, auf ihr Herz zu hören und sich nicht von den gesellscha­ftlichen Konvention­en einschücht­ern zu lassen.

Das Publikum in Fachsenfel­d belohnte mit reichlich Applaus die gelungene Premiere von „Afrika im Park“. Weitere Vorstellun­gen sind am 13., 20. und 21. Juni jeweils um 18 Uhr im Schlosspar­k in Fachsenfel­d geplant.

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FOTO: EDWIN HÜGLER Julia Sylvester und Arwid Klaws mit Musikern des afrikanisc­hen Kulturvere­ins.

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