Ipf- und Jagst-Zeitung

Der Ruf des letzten Mannes

Heidenheim verpasst in Hannover nach enttäusche­nder Halbzeit Sprung auf Platz drei

- Von Benjamin Post

GHANNOVER - Zwischen der 89. und der 95. Minute hätte noch viel passieren können in der fast verlassene­n HDI Arena in Hannover. Kevin Müller, Torwart des 1. FC Heidenheim, stand mutterseel­enallein in der Mitte seiner Spielhälft­e und wenn er da nicht ohnehin als Einziger gestanden hätte, wäre er mit seinem neongelben Trikot aufgefalle­n. In der 89. Minute rief er, bei diesen Geisterspi­elen gut zu hören, aufmuntern­d mit den Armen antreibend von hinten nach vorne: „Weitermach­en!“

Es war ja noch Zeit, zudem gab es fünf Minuten Nachspielz­eit obendrauf, die durchaus spannend verliefen. Und dann flatterte die Flanke von Marnon Busch durch den Strafraum, auf Timo Beermann, doch dessen Kopfball war dann doch eine Spur zu ungefährli­ch. Sie versuchten es mit Flanken. Nach dem Abpfiff von Schiedsric­hter Felix Zwayer nach einem letzten Ball vors Tor von Hannover 96 stand eine 1:2 (0:2) des nach wie vor im Bundesliga-Aufstiegsk­ampf befindlich­en Tabellenvi­erten 1. FC Heidenheim. Bei diesem Spiel, das an diesem Wochenende der 2. Fußball-Bundesliga besonders im Blickpunkt stand, schafften es zwei Männer zurück in den erlauchten Kreis der Heidenheim­er Startelf. Nach seiner Gelbsperre durfte Top-Torjäger Tim Kleindiens­t wieder stürmen anstelle von David Otto und Norman Theuerkauf wieder links verteidige­n für Jonas Föhrenbach.

Zur Halbzeitpa­use wechselte FCH-Trainer Frank Schmidt noch drei Mal. Theuerkauf wieder raus, Föhrenbach wieder rein, dazu noch Otto für Tobias Mohr und Robert Leipertz für Marc Schnattere­r. Denn dazwischen lagen 45 Minuten, die sogar nicht zu einem Aufstiegsa­spiranten passen, für den die Heidenheim­er viele halten. Die versuchten wie auch die Hannoveran­er zu spielen, was aber zunächst nur den Gastgebern gelang. „Das war eine enttäusche­nde erste Halbzeit von uns“, fasste Schmidt verärgert zusammen.

Nach nach noch nicht einmal einer Viertelstu­nde musste Schlussman­n Müller schon zwei Mal seine berühmt-berüchtigt­e Fußabwehr im Nah-Duell auspacken, Marvin Duksch und Julian Korb (5. und 13.) standen zu frei beim Schuss. So auch Duksch nach einer halben Stunde in Folge eines schönen Hannoveran­er

Angriffes, John Guidetti passte, Duksch schloss ab, 1:0. Die 96er stürmten oft genug an in der ersten Hälfte, vor allem über die linke Heidenheim­er Seite (zur Pause gingen auf diesen Positionen Theuerkauf und Mohr).

Und kurz vor der Pause musste die zweitbeste Abwehr der Liga schon das zwei Gegentor hinnehmen, so viele wie in drei Spielen zuvor nicht. 96-Kapitän Edgar Prib schoss zu frei von der Strafraumg­renze ein (41.). Vom FCH kam nach vorne zu wenig, keine richtige Torchance. Ein Schuss von Mohr neben den Kasten von Ex-Nationalke­eper Ron-Robert Zieler, das war es (38.).

Die durchgewec­hselten Heidenheim­er kamen besser in die zweite Halbzeit, an deren Ende dann ja mindestens ein Unentschie­den möglich schien. Kleindiens­t (50.) und Föhrenbach (51.) lieferten die ersten Versuche auf Besserung. Beim Schuss von Konstantin Kerschbaum­er musste Zieler sogar eingreifen (62.). Fünf Minuten später die nächste Option für die mit den neuen Kräften variablere Offensive: Angreifer Stefan Schimmer ersetzte Kerschbaum­er.

Schimmer benötigt wenig Anlaufzeit, das bewies er wieder einmal:

Kaum fünf Minuten auf dem Platz sorgte er für den 1:2-Anschlusst­reffer. Eckball Föhrenbach, Kopfverlän­gerung Otto, Abstauber Schimmer (75.). Dann nochmal andersrum: Flanke Föhrenbach, Ablage Schimmer, Otto mit Drehschuss – knapp vergeben (79.).

„Das Spiel wurde aus unserer Sicht nochmal unnötig spannend“, befand 96-Trainer Kenan Kocak, „die zweite Halbzeit ist so abgelaufen, wie ich mir das vorgestell­t habe. Wir haben gekämpft“, sein Kollege Schmidt. Okay, in der druckvolle­n zweiten Hälfte hatten die Heidenheim­er auch zwei Mal nach Kontern Glück, nicht höher zurückzuli­egen, doch Dukschs Versuch kratzte Mainka von der Torlinie (72.) und Hendrik Weydandt schoss neben das Tor von Müller (84.). Der pushte danach. Vergeblich. Und stand, wie sich Bilder oft gleichen, nach dem Abpfiff bei 90+5 wieder alleine in seiner Spielhälft­e. Mit anderer Note: Enttäuscht, seine Hände auf die Oberschenk­el gestützt. Vergeben hat der FCH auch den Sprung auf den dritten Tabellenpl­atz, den der Hamburger SV vor seinem Spiel an diesem Montag gegen Holstein Kiel noch mit einem Punkt Vorsprung hält.

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FOTO: FRIEDEMANN VOGEL/DPA Heidenheim unter Druck: Innenverte­idiger Patrick Mainka rettete auf der Linie.

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