Und wieder neue Rekorde
Bayern jagt Rekorde, kann schon am Samstag Meister werden und will am Mittwoch auch im Pokal brillieren
LEVERKUSEN (dpa) - Der Titel ist fast sicher, Rekorde greifbar nahe, und in der beeindruckenden Siegesserie unter Trainer Hansi Flick kann der FC Bayern auch noch auf einen imposanten Leader vertrauen. Als Techniker mit Kampfgeist und Führungsqualitäten nimmt Leon Goretzka die ChefRolle ein und ist das Gesicht des aktuellen Höhenflugs. „Unser Vorteil aktuell ist, dass wir elf Chefs auf dem Platz haben“, sagte der 25-Jährige nach dem 4:2 (3:1) bei Bayer Leverkusen, an dem er mit einer Vorlage und einem Tor großen Anteil hatte.
Goretzka ist momentan derjenige, der bei den Bayern vorangeht. „Er hat aktuell eine wahnsinnige Präsenz“, lobte Flick nach dem elften Pflichtspiel-Sieg in Folge. Als Organisator der Hilfsaktion „We kick Corona“und engagierter Kämpfer gegen Rassismus zeigt der Ex-Schalker Goretzka schon seit Langem Haltung. Mit neuen Muskelpaketen nach der CoronaPause hatte er für Aufsehen gesorgt und überzeugt nun auch sportlich.
Sollten die Bayern am Samstag gegen Gladbach gewinnen und Dortmund zuvor in Düsseldorf verlieren, wäre die achte Meisterschaft in Serie schon am 31. Spieltag fix. Nach dem Hinspiel in Gladbach Anfang Dezember waren die Bayern noch Siebter. Mit bereits 90 Treffern wackelt sogar der Torrekord aus dem Jahr 1972 mit 102 Toren. „Es geht erst einmal darum, dass wir Meister werden wollen“, sagte Flick. „Alles Weitere ist Beiwerk.“
Am Samstag hätte sein Team nach dem frühen 0:1 durch Lucas Alario (9.) ins Wanken geraten können. Dann kam Goretzka, eroberte einen Ball im Mittelfeld und bediente mit einem Traumpass Kingsley Coman zum 1:1 (27.), dann erzielte er das 2:1 selbst (42.). Goretzka, den Flick entgegen seiner Gewohnheit schon in der Vorwoche hervorgehoben hatte, hatte das Spiel gedreht. Und das als moderner Leader. Ganz ohne symbolische Wachrüttel-Fouls oder verbale Aufplusterei à la Stefan Effenberg, Lothar Matthäus oder Oliver Kahn.
Dabei agiert der 25-malige Nationalspieler im Wortsinne mit breiter Brust. Durch Cybertraining kam Goretzka deutlich muskulöser aus der Corona-Pause. Und ist auch fußballerisch stark wie nie. „Man sieht Leon an, dass er an Muskelmasse zugelegt hat. Das kommt seinem Spiel zugute“, sagte Flick. Manch einer fragte gar, ob
Goretzka es nicht übertrieben habe. Doch dem widerspricht er energisch. „Man kann schon davon ausgehen, dass das alles abgesprochen ist mit dem Trainerteam“, sagte er: „Man muss auch aufpassen, dass man es nicht übertreibt, wir spielen immer noch Fußball. Ich fühle mich aktuell sehr gut und gewappnet für 90 Minuten. Ich habe nicht an Geschwindigkeit verloren – im Gegenteil. Dementsprechend ist das eine runde Sache.“
Rund läuft es nach größtenteils verkorkster Hinserie derzeit allgemein beim FC Bayern. Sollten die letzten vier Spiele gewonnen werden, wäre es die beste Rückrunde der LigaHistorie. Robert Lewandowski hat auf dem Weg zu seiner fünften TorjägerKanone mit dem 30. Saisontor (66.) seine Bestmarke eingestellt. Thomas Müller egalisierte mit der 20. Torvorlage die Bestmarke des Ex-Wolfsburgers Kevin de Bruyne von 2015.
Beide haben noch maximal drei Spiele, um ihre Werte auszubauen, denn gegen Gladbach sind sie gelbgesperrt. Und während der wegen eines vermeintlichen Ellbogenschlags belangte Lewandowski sich darüber mächtig ärgerte und noch lange nach Spielschluss auf Schiedsrichter Manuel Gräfe einredete, nahm Flick auch das gelassen. Die Sperren seien „schon ärgerlich, aber wir werden gegen Mönchengladbach zwei andere Spieler sehen, das ist auch mal gut. Und die beiden können gegen Frankfurt 90 Minuten Vollgas geben.“
Gegen die Hessen können die Münchner am Mittwoch ins Endspiel des DFB-Pokals einziehen. Und im Moment scheint sie nichts aufhalten zu können. „Das sind aktuell möglicherweise die besten Bayern der letzten zehn oder 15 Jahre“, sagte Ex-Bayern-Profi Dietmar Hamann.