Auf die richtigen Themen setzen
Welche Trends Anleger am Aktienmarkt nicht verpassen sollten
GSTUTTGART - Keine Frage, die Coronavirus-Krise hat die Kapitalmärkte kräftig durchgerüttelt. Und noch immer starren zahlreiche Anleger wie gebannt auf die Minuszeichen, die viele gängige Indizes aufweisen – etwa der Deutsche Aktienindex Dax mit einem Verlust von rund elf Prozent seit Jahresbeginn.
Manche Anleger aber haben die Situation als Chance gesehen, um ihre Portfolios neu auszurichten. Dies lässt eine Umfrage unter 900 Fondsmanagern vermuten, die zum Teil ausschließlich in den Schwellenländern engagiert waren, inzwischen aber ihren Anteil an chinesischen Aktien auf 25 Prozent erhöht haben. „Dazu hat sicherlich die relativ stabile Entwicklung chinesischer Aktien in diesem Jahr beigetragen“, sagt Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege der Deutschen Bank.
Während der S&P 500 noch immer einen Verlust von mehr als zehn Prozent seit Jahresbeginn aufweist, sind es beim MSCI China lediglich fünf Prozent. Die Umfrage unter den Fondsmanagern spiegelt aber auch die zunehmende Bedeutung chinesischer Wertpapiere für die globalen Finanzmärkte wider – ein Trend, der sich nach Meinung von Stephan wegen der voranschreitenden Marktöffnung fortsetzen wird.
Damit stellt ein Engagement in China ein gutes Beispiel für Aktieninvestments nach einer Themenidee dar, wie sie von vielen Anlegern gerne vorgenommen werden. Themen können dabei sowohl Länder beziehungsweise Ländergruppen sein als auch Branchen oder Megatrends wie Nachhaltigkeit oder demografische Entwicklungen.
Aktuell werden allerdings viele Anlagebereiche von den Auswirkungen der Corona-Krise überlagert, die sich freilich selbst zu einem eigenen Anlagethema entwickelt hat. So stellen sich viele Anleger die Frage, welche Bereiche denn nun unter Corona am meisten leiden, aber auch, welche Branchen als Krisengewinnler reüssieren können.
Das Research der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) sieht hier vor allem die Bereiche Pharma, Versorger, Technologie und Telekom vorne. Während Banken, Chemie, Rohstoffe, Reise und Verkehr sowie die Automobilindustrie zu den Sorgenkindern zählen dürften. Nachdem sich die Kurse seit März erholt haben, sehen die Analysten der LBBW bereits wieder erstaunlich hohe Bewertungsniveaus, weshalb in ihren Augen in den kommenden sechs Monaten eher die Risiken überwiegen. „Langfristig aber scheinen Aktien wieder attraktiv“, sagt Aktienstratege Frank Klumpp.
Grundsätzlich sollte man differenzieren zwischen anhaltenden Megatrends und eher kurzlebigeren Modethemen. Letztere sind laut Klumpp für den langfristigen Vermögensaufbau nur bedingt geeignet, da solche Anlagemoden bisweilen nicht sehr lange tragen – etwa weil die Unternehmen die hochtrabenden Gewinnerwartungen nicht erfüllen können. Anders bei Megatrends: „So sollte das Thema Nachhaltigkeit bei jedem Investment zumindest ins Kalkül gezogen werden, da dieser Aspekt langfristig relevant bleiben wird“, ist Klumpp sicher.
Daneben hält er die Pharmabranche aktuell für besonders attraktiv. Schon bevor die Corona-Pandemie weltweit grassierte, hatte das LBBW Research dieses Thema aufs Schild gehoben. „Nun hat sich diese Empfehlung bereits ausgezahlt und dürfte auch noch eine Weile tragen“, sagt Klumpp.
Eine Sonderrolle ist den Titeln zuzuschreiben, die man Stay-at-homeAktien
getauft hat – also Werte, die von einem Lockdown profitiert haben und noch profitieren. Dazu zählen insbesondere Technologie-Aktien, die bereits im Abwärtssog im März weniger stark gelitten haben als die Gesamtwirtschaft in ihrer Breite. Besondere Aufmerksamkeit gilt hier den „Big 5“der Branche, die im Technologie-Index Nasdaq 100 satte 45 Prozent der Marktkapitalisierung ausmachen. Gemeint sind Microsoft, Apple, Amazon, Google/Alphabet und Facebook. Gemessen an einem Kurs-/Gewinnverhältnis (KGV) zwischen 25 und 33 gelten alle außer Amazon noch als moderat bewertet.
Was sich derzeit nicht gerade aufdrängt, ist ein breites Investment in die Automobilbranche. Allerdings dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis Mobilitätsthemen wieder interessant sein mögen, schätzt Klumpp. Und hiervon dürften dann Einzeltitel profitieren, die sich im übergeordneten Investmentthema „Mobilität der Zukunft“wiederfinden.