Ans Filmset nur nach Fiebermessen
Die Wangener „Tatort“-Schauspielerin Christine Urspruch spricht über finanzielle Sorgen während der Krise
GWANGEN - „Die Corona-Krise hat mich komplett aus der Spur geworfen“, März sagt Christine stand die Urspruch. in Wangen Anff lefang bende Schauspielerin noch vor der Kamera. Von einem Tag auf den anderen habe es dann plötzlich einen Drehstop gegeben.
Die Fernseh- und Theaterschauspielerin verkörperte unter anderem das Sams in den gleichnamigen Kinofilmen, spielte Dr. Klein in der gleichnamigen ZDF-Serie und ist aktuell als Rechtsmedizinerin Silke Haller, genannt Alberich, im Münsteraner „Tatort“zu sehen.
„Schlagartig hat meine kreative Beschäftigung gefehlt. Das hat mir nicht gutgetan“, sagt die 49-Jährige. Um mit der Zwangspause klarzukommen, schlief und meditierte sie viel. „Ich habe mir einen Ausgleich gesucht und sehr viele Texte für mich selbst geschrieben“, sagt die Schauspielerin. Gemeinsam mit ihrer 15-jährigen Tochter habe sie ihren Alltag völlig neu geordnet.
Nach fast drei Monaten stand Christine Urspruch dann Ende Mai wieder vor der Kamera und drehte für die Krimiserie „Soko Stuttgart“. „Ich war so froh, wieder arbeiten zu dürfen. Das war ein Geschenk und ein Lichtblick für mich“, sagt sie. Auch, wenn die Dreharbeiten unter besonderen Voraussetzungen stattfanden. „Zuvor wurde ich vom Arzt auf Covid-19 getestet. Am Set wurde dann Fieber gemessen“, sagt sie. Das Team habe ausreichend Abstand gehalten. „Ich musste mich selbst schminken und drehfertig machen“, sagt sie. Erst kurz bevor die Kameras liefen, durften die Schauspieler ihre Masken absetzen. „Die Situation war befremdlich und ungewohnt. Aber man hat auch eine große Solidarität im gesamten Team gespürt. Wir wissen: Wir sitzen alle im selben Boot und versuchen das Beste daraus zu machen“, so die Schauspielerin. Im
Juli dreht Christine Urspruch für den „Tatort“. „Dafür musste das Drehbuch an vielen Stellen umgeschrieben werden“, sagt sie. Ursprünglich seien Szenen mit vielen Komparsen geplant gewesen. „Das geht in der aktuellen Situation natürlich nicht.“Auch für Liebesszenen müsse beim Dreh umgedacht werden. „In meiner Rolle habe ich keine Liebesszene. Andere Kollegen schon.“Gefühle müssten durch Mimik und Gestik vermittelt werden – nicht durch Nähe, sagt Urspruch. Deshalb ist sie sich sicher: „In Zukunft wird man daran genau erkennen können, welche Filme und Serien zur Corona-Zeit entstanden sind.“
Langsam fängt der „Berufsalltag“für Christine Urspruch also wieder an. Doch zahlreiche Drehs und Engagements an Theatern wurden abgesagt oder verschoben. Das bedeutet für die Schauspielerin auch einen finanziellen Verlust. „Viele denken, man schwimmt im Geld, wenn man im ,Tatort’ zu sehen ist. Dem ist aber nicht so“, sagt sie. In diesen drei Monaten habe sie oft mit Sorge auf ihr Bankkonto geblickt. „Ich habe von meinen Rücklagen gelebt, aber auch das geht nicht ewig“, sagt sie.
Wie viele andere Schauspielkollegen habe auch sie für drei Monate die Corona-Soforthilfe des Staates in Anspruch genommen. Doch das sei für viele nur ein Tropfen auf den heißen Stein. „Bei vielen freischaffenden Künstlern herrscht das Gefühl, wir fallen hinten runter“, sagt Christine Urspruch. Deshalb haben deutsche Filmschaffende Ende März die Initiative „Bitte vergessen Sie uns nicht – für eine Filmbranche nach Corona“und eine gleichlautende Petition ins Leben gerufen. Damit wenden sie sich an die Bundesregierung und fordern mehr Unterstützung. Unterzeichnet wurde die Petition unter anderem von bekannten Schauspielern wie Katja Riemann, Bjarne Mädel oder Anja Kling.
Auch Christine Urspruch befürwortet die Initiative. Auch sie wünscht sich vom Staat mehr Unterstützung für Kunst und Kultur. „Dafür wie es in Zukunft weitergehen soll, vor allem am Theater, gibt es von der Politik noch keine konkreten Lösungsansätze“, sagt sie.