Mit der Seilbahn von Ebnat nach Oberkochen
Die Grünen haben ihre Idee in einer Depesche vorgestellt - auf welche Pro- und Contra-Argumente das Projekt stößt
GAALEN / OBERKOCHEN - Anfang März haben die Aalener Grünen mit der Idee, von Ebnat über Unterkochen bis nach Oberkochen eine urbane Seilbahn zur Verkehrsentlastung zu bauen, für Furore gesorgt. Bedingt durch Corona ist es um dieses Thema ruhiger geworden, doch jetzt hat der Ortsverband Unterkochen/Vorderes Härtsfeld an 10 000 Haushalte in Ebnat, Unterkochen, Waldhausen und in Teilen der Kernstadt von Aalen eine Depesche verteilt, in der ein solches Projekt näher beleuchtet wird. Die Reaktionen auf eine mögliche Seilbahn reichen von Zustimmung über „gar nicht Mal so richtig doof“bis hin zu „Humbug“.
Doch zurück zu besagter Depesche. Darin führt der Unterkochener Ortschafts- und Stadtrat Alexander Asbrock ein Interview mit Gabriele Ceferino, Mitglied des Ortschaftsrats in Waldhausen und Stadt- und Kreisrätin. Ceferino hatte die Idee mit einer Seilbahn von Ebnat über Unterkochen nach Oberkochen, um vor allem die für Unterkochen unbefriedigende Verkehrssituation wesentlich zu verbessern. „Als ich mit diesem Lösungsansatz in der Aalener Gemeinderatsfraktion angetreten bin, hat es zunächst große Augen gegeben“, sagt Ceferino im Gespräch mit den „Aalener Nachrichten/Ipf- und Jagstzeitung“. Doch dann habe sich bei den Grünen die Erkenntnis durchgesetzt, dass dieses Konzept weiterverfolgt werden sollte.
Einer der wesentlichen Kernpunkte ist der Bau eines größeren Parkhauses in einem Gewerbegebiet in Autobahnnähe in Ebnat. Von dieser Sammelstelle aus führt die von den Grünen favorisierte Strecke der Seilbahn über die Glashütte zur Haltestelle beim Unterkochener Bahnhof. Von dort verläuft die Trasse über weitere Haltestellen auf der Heide in Oberkochen, sowie in der Stadtmitte und am Bahnhof in Oberkochen bis zu SMT.
Die Einschätzung von Ceferino ist, dass ein System, das 2000 Personen pro Stunde und Richtung schafft, ausreichend wäre. Dies sei technisch kein Problem. Ein Ausbau der Ebnater Steige wäre ihrer Ansicht nach bei der Realisierung einer Seilbahn nicht erforderlich. Ganz ohne Stau könne man mit der Seilbahn in 15 Minuten von Ebnat bis zu SMT in Oberkochen kommen. Als wesentlichen Vorteil eines solchen Projekts sieht sie die schnelle Umsetzbarkeit innerhalb von zwei Jahren vom Bauvorgesuch bis zur ersten Fahrt.
Ceferino verweist darauf, dass im französischen Toulouse derzeit ein solches Projekt konkret umgesetzt werde. Auch in Stuttgart sei für eine Trasse eine technische und wirtschaftliche Begutachtung in Auftrag gegeben worden, zudem würden in München, Dachau, Düsseldorf, Ingolstadt und Pforzheim Machbarkeitsstudien durchgeführt.
Eine solche Studie wünschen sich die Aalener Grünen auch für die Seilbahn von Ebnat über Unterkochen nach Oberkochen. .
Für den Grünen-Stadtrat Alexander Asbrock ist es dringend notwendig, die Bevölkerung über ein solches Projekt aufzuklären, ein Bürgerforum sei daher unbedingt erforderlich. Viele könnten sich eine urbane Seilbahn nicht vorstellen und würden die Technik falsch einschätzen. Entsprechend geteilt seien die Reaktionen auf den jetzigen Vorstoß der Unterkochener Grünen. Im Unterstützerkreis der Partei, der sich alle zwei Monate treffe, gebe es durchaus auch Zustimmung. Asbrock räumt aber ein, dass das Konzept bei den Leuten auch auf Skepsis und Ablehnung stoße.
Rochus Honold von der Unterkochener Bürgerinitiative gegen den Ausbau der Ebnater Steige und für eine Ortsumfahrung von Unterkochen findet die Idee mit der Seilbahn „gar nicht Mal so richtig doof“. Er kann sich allerdings eine kurzfristige Realisierung nicht vorstellen. Eine Machbarkeitsstudie sollte man seiner Meinung nach auf jeden Fall durchführen.
Für Rolf Prim aus Unterkochen wäre eine solche Studie hinausgeworfenes Geld. Er hat bereits in einem von uns letzte Woche veröffentlichten Leserbrief seinen Unmut über eine mögliche Seilbahn geäußert. Zu teuer, ständiges Gebrumme und die Notwendigkeit Parkhäuser zu bauen sind seine Gegenargumente. „Das Ganze ist Humbug“bringt er seine Meinung gegenüber den „Aalener Nachrichten/Ipf- und Jagst-Zeitung“auf den Punkt.
Die Unterkochener Ortsvorsteherin Heidemarie Matzik sieht in einer Seilbahn ein Transportmittel, das in fernerer Zukunft möglicherweise als i-Tüpfelchen zur Lösung von Verkehrsproblemen beitragen könne. Jetzt komme es darauf an, vor allem den Öffentlichen Personennahverkehr zu stärken. Man brauche engere Taktzeiten für Busse und Bahn sowie eine Verbindung bis zu SMT.
„Seilbahnen scheinen derzeit in Mode zu kommen“, lautet der Kommentar des Oberkochener Bürgermeisters Peter Traub. Außerdem fände er es zum einen nett, zum anderen professionell, wenn die Grünen in Aalen ein Projekt für Oberkochen planen, wenigstens vorher die offiziellen Vertreter der Stadt darüber zu informieren. Seiner Ansicht nach funktionieren Seilbahnen nur auf kurzen Strecken, seien horrend teuer und keine echte Alternative. Wenn wir es schaffen würden den Bus- und Schienenverkehr besser ins Laufen zu bringen, wäre schon viel gewonnen“, sagt Traub.
Eine gehörige Portion Skepsis schwingt auch bei der Stellungnahme des Ebnater Ortsvorstehers Manfred Traub mit. Er habe Bodenhaftung, meint Traub, der das ganze Konzept einer Seilbahn für nicht zu Ende gedacht hält. So sei beispielsweise in Ebnat der Bau eines riesigen Parkhauses für mindestens 1500 Fahrzeuge notwendig. „Dies bedeutet 15 Stockwerke a 100 Stellplätze“, betont der Ortsvorsteher und Stadtrat.
Die Stadt Aalen hat durch verschiedene Fachämter eine vorläufige
Abschätzung vorgenommen. In einer Sitzungsvorlage kommt das Tiefbauamt dabei zu dem Schluss, dass hohe Investitions-, Betriebs- und Unterhaltungskosten anfallen, die sich mit großer Wahrscheinlichkeit nicht in den Fahrpreisen und den nötigen Fahrgastzahlen widerspiegeln würden. Die Stadt empfiehlt den Antrag der Grünen auf Durchführung einer detaillierten Machbarkeitsstudie für eine urbane Seilbahn an den Landkreis weiterzuleiten, da eine große raumschaftliche Bedeutung gegeben sei.
Kommende Woche stehen in den Ortschaftsratssitzungen in Unterkochen, Waldhausen und Ebnat Beratungen über die Seilbahn an, am 9. Juli entscheidet der Ausschuss für Umwelt, Stadtentwicklung und Technik (AUST) ob eine Machbarkeitsstudie durchgeführt werden soll. Man darf gespannt sein, wie sich die Gremien positionieren.