Thiem gibt Serbiens Regierung die Schuld
Tennis-Affäre: Der Zverev-Kumpel redet sich heraus, herbe Kritik von Nicolas Kiefer
HAMBURG (SID) - Alexander Zverev ist abgetaucht. Nach der eiligen Abreise von der skandalumwitterten Adria-Tour war von Deutschlands Nummer 1 nichts mehr zu vernehmen, auch sein sonst so strapazierter Instagram-Kanal ruht. Zverev befindet sich in häuslicher Isolation – und muss verfolgen, dass auch die Kritik an seinem Verhalten wächst.
Ex-Profi Nicolas Kiefer richtete am Donnerstag ziemlich deutliche Worte an Zverev und dessen Kumpel Dominic Thiem, den Weltranglistendritten aus Österreich. „Man muss sich schon an den Kopf fassen und sich fragen, was sich ein Zverev, ein Thiem und noch viele andere Spieler bei solch einem Auftritt gedacht haben“, sagte Kiefer dem Nachrichtenportal t-online.
Der 42-Jährige reiht sich damit in die Schar der Beobachter ein, die offen ihr Unverständnis über das Treiben während der Showserie zum Ausdruck bringen. Umarmungen, Partys mit nacktem Oberkörper, Veranstaltungen mit Kindern – all das wirkt wie ein großes Desaster angesichts von vier nun coronainfizierten Profis nach den Events in Belgrad und Zadar/Kroatien. Der serbische Profi Victor Troicki sei „ja sogar mit seiner schwangeren Frau angereist“, sagte Kiefer: „Mit gesundem Menschenverstand hätte man das doch nicht gemacht.“Bei Troicki und dessen Frau war das Coronavirus festgestellt worden. Gleiches galt für den Mitveranstalter und Weltranglistenersten Novak Djokovic, der am stärksten ins Kreuzfeuer geriet.
Kiefer wundert sich aber auch, dass Zverev und Thiem überhaupt ihre Zusage gegeben haben. Sie seien ja eigentlich gut beraten. „Wenn die beiden Top-Ten-Spieler dann aber so naiv sind und doch teilnehmen, muss man wirklich einmal hinterfragen, ob die noch was anderes als Tennisbälle im Kopf haben“, sagte der frühere Weltranglistenvierte.
Thiems Manager Herwig Straka ärgert der Eindruck und vor allem der Verlauf der Veranstaltung. Er habe im Vorhinein darauf bestanden, klare Covid-19-Richtlinien zu erhalten, sagte er der Zeitung „Der Standard“. „Da ist dringestanden, dass maximal 1000 Zuschauer kommen dürfen, Social Distancing wurde garantiert. Nur unter diesen Voraussetzungen habe ich Dominic freigegeben“, sagte Straka. Die Spieler seien „Djokovic zuliebe“hingefahren. „Er hat sie selbst dauernd angerufen“, sagte Straka: „Das war außerhalb der Kontrolle von einem Manager, da geht es um Beziehungen und Freundschaften unter den Spielern. Ruft ein Roger Federer oder Rafael Nadal an, kommt man eben.“
Zverev hatte im Zuge der Abreise aus Zadar um Entschuldigung gebeten, er begab sich trotz eines negativen Tests in häusliche Isolation. Sein nächster Programmpunkt ist ein stark besetztes Turnier in Berlin ab dem 13. Juli, bei dem es anders zugehen wird als auf der Adria-Tour. Zuvor hat er sicher auch Zeit zum Reflektieren.
Thiem brachte sein Bedauern nun noch einmal zum Ausdruck. „Wir haben den Coronaregeln der serbischen Regierung vertraut, aber wir waren zu optimistisch“, schrieb der Österreicher nun: „Es tut mir sehr leid.“