Auf der Suche nach verlässlichen Partnern
Haupt- und Trikotsponsor Telenot verlängert – Fußball-Regionalligist Aalen plant neue Saison mit geringerem Etat, aber hoffnungsvoll
GAALEN - Der Rasen in der Ostalb Arena saftig grün, der Himmel blau mit leichten Schleierwolken – es herrscht Sonnenschein in Aalen. Und beim VfR? Da holte man an diesem Freitag nach, was zuletzt etwas auf der Strecke blieb. Die Kommunikation. Tatsächlich war es erstaunlich ruhig in Corona-Zeiten von Seiten des Aalener Fußballvereins. Seit vier Monaten ruht der Ball. Abgesehen von einem flammenden Appell an die Ticketinhaber und Fans auf eine Erstattung der entgangenen Spiele zu verzichten drang nur selten eine Nachricht aus der Geschäftsstelle aus dem Rohrwang nach draußen. Geschuldet war dies allerdings auch der Kurzarbeit, die der VfR in diesen schwierigen Zeiten der Pandemie für nahezu den gesamten Verein bis heute ausgerufen hat. „Was hätten wir auch kommunizieren sollen“, sagt etwas entschuldigend Michael Weißkopf, Präsidium Sport, und meint damit die undurchsichtige Situation rund um die Hängepartie um eine Wiederaufnahme oder einen Abbruch der Saison.
„Wir waren eigentlich auf einem guten Weg und dann kam die Corona-Vollbremse“, gibt Weißkopf Einblicke in die Gefühlswelt der Aalener nach der Unterbrechung zur Unzeit aufgrund der Pandemie. Das Trainingslager in der Türkei erfolgreich beendet und die Mannschaft auf einem guten Level wollte das Team um Trainer Roland Seitz den sportlichen Klassenerhalt in Angriff nehmen. Es kam anders. Die Liga bleibt dennoch die gleiche (ziemlich sicher mit 22 Mannschaften und fünf bis sechs Absteigern), die Mannschaft in großen Stücken (14 Spieler haben bereits einen Vertrag, bei sechs weiteren aus dem bisherigen Kader steht die Entscheidung noch aus) auch. „Bei Sebastian Schiek und Dijon Ramaj geht es ums Geld“, das gibt Lepore unumwunden zu. Bei wem nicht? Bis zum Auftakt soll in diesen Personalien Klarheit herrschen. Die Spieler, die mit dem VfR Aalen am 16. April (14 Uhr im Greut) in die Vorbereitung auf die neue Saison starten (diese soll laut Rahmenspielplan am 1. September starten) machen indes vieles um das geringere Budget der Aalener (vermutlich 15 bis 20 Prozent weniger als im Vorjahr) etwas aufzustocken. „Sie werden auf Gehalt und auf bestimmte Teile einer Punktprämie verzichten“, gibt Weißkopf bekannt.
Die Tatsache, dass die Aalener zu diesem Zeitpunkt bereits 14 Spieler unter Vertrag haben sei zudem „ein Glücksfall“(Lepore). „Manch ein Verein in der Regionalliga hat da deutlich weniger Akteure unter Vertrag“, so Lepore weiter. Ein weiterer ist die Vertragsverlängerung des Unternehmens für Sicherheitstechnik Telenot als Haupt- und Trikotsponsor des VfR Aalen. „Zu den gleichen Konditionen“, sagt Thomas Taferner. Beim VfR glaubt man an eine Signalwirkung.
„Das ist ein Signal an unsere Partner, dabei zu bleiben“, hofft Weißkopf. Bislang gebe es zahlreiche Gespräche mit allen Unterstützern. Ergebnisse wie das mit dem Hauptsponsor gibt es allerdings noch nicht zu vermelden. „Es ist eben schwierig in diesen Zeiten. Die Krise hat viele Firmen und Partner getroffen“, stellt Weißkopf klar. Dafür habe man Verständnis. Dennoch wolle man keinen Partner verlieren. Bislang sei kein Sponsor abgesprungen. Zur Laufzeit des Vertrages mit Telenot machten die Verantwortlichen allerdings keine Angabe. „Wir freuen uns gerade in dieser Zeit einen solchen verlässlichen Partner an unserer Seite zu haben“, fügt Lepore hinzu. Auch das Aalener Sicherheitsunternehmen hat die Krise durch die Pandemie zu spüren bekommen und die Verlängerung zunächst intern diskutiert. Letztlich war man sich aber über die Verlängerung der Partnerschaft mit dem ehemaligen Drittligisten einig geworden. „Wir sehen den VfR als guten Werbeträger und immer noch als Aushängeschild für Aalen. Zusätzlich hat die Aufstockung der Liga noch einen gewissen Reiz“, schwärmt Taferner und schiebt nach: „Ich verstehe nicht, warum viele immer noch von einem arroganten Verein sprechen.“Vielmehr müsse man wieder mit Stolz zum VfR Aalen stehen. „Wir haben als Verein alles gemacht um klein und schmal zu sein“, sagt Taferner. Nun wolle man jeden Bürger in Aalen mitnehmen und versuchen vom Weg des VfR Aalen zu überzeugen. Der Verein samt Geschäftsstelle (Umzug, Einsparungen im Fuhrpark) sei nun auf eine „Normalmaß“geschrumpft. Kein Vergleich mehr zu Zweit- und DrittligaZeiten. „Ein Verdienst von Lepore, der umtriebig arbeitet“, sagt Weißkopf. Man leiste sich keinerlei Dinge mehr die unnötig sind. Gerade auch in der Corona-Zeit hat der Verein aber auch neben dem Platz keine schlechte Figur gemacht. Etwa durch die Nachbarschaftshilfe unter der Mithilfe und Initiative der VfR-Fans zeigte der Verein seine soziale Ader. Zudem sammelten die Fans 15 200
Euro mit der Aktion „Geisterticket“für den Regionalligisten. „Der Dialog mit unseren Fans ist so gut wie wahrscheinlich noch nie. Sobald es die Politik erlaubt werden wir diesen wieder aufnehmen“, sagt Weißkopf. Auch vor der Pandemie wurden mit einer Valentinstag-Aktion oder der Eröffnung des Fantreffs neue Wege eingeschlagen. Weitere Aktionen waren etwa mit einem Familientag geplant. Dieser musste aufgrund der Corona-Pandemie verschoben werden. „Wir wollen zeigen, dass der VfR offen für jeden Bürger ist“, stellt Taferner klar und geht sogar noch weiter: „Bürgernaher und authentischer kann der Verein eigentlich gar nicht mehr sein.“Auch sollen Synergien mit den Vereinen aus der Nachbarschaft (Hofherrnweiler oder Essingen) besser genutzt werden. „Es geht nur Miteinander“, stellt Taferner klar. Nun also steuert der Club unaufhaltsam auf das Jubiläumsjahr zu. 2021 feiert der VfR seinen 100. Geburtstag. Die Planungen für das Jubiläum laufen in Kooperation mit der Aalener Hochschule auf Hochtouren. Zuvor beginnt aber wohl im September die neue Saison in der Regionalliga. 22 Spieler mit Torhütern wollen die Aalener dann in ihrem Kader wissen. Ob die Saison mit oder ohne Fans beginnt? „Keine Ahnung“, sagt Weißkopf, der auf weitere Lockerungen hofft. Denn der VfR sei weiterhin kein Fan von Geisterspielen. „Wir sind auf die Einnahmen angewiesen“, so Lepore weiter. Die unklare Situation macht auch einen möglichen Dauerkartenverkauf schwierig. „Was kann ich anbieten ohne vielleicht wieder Gefahr zu laufen, die Gelder wieder zurückzahlen zu müssen, weil die Spiele ohne Fans ausgetragen werden?“, sagt Weißkopf.
Schwierige Zeiten sind und bleiben es für die Aalener. Doch wer wenn nicht die Aalener kennen sich damit bestens aus? Die Ziele für die neue Runde, die gibt es bereits. „Wir wollen stabile Zahlen und Kontinuität in das Personal, das wir noch haben bekommen“, stellt Weißkopf klar. Auf dem Platz wolle man sich weiterentwickeln und nach Möglichkeit einen einstelligen Tabellenplatz belegen. Ein ambitioniertes Ziel in der stark besetzten Regionalliga Südwest. Ähnliches gilt aber sicher auch für den Appell von Taferner: „Gebt uns und dem Verein eine Chance. Damit wir nicht wieder zwischen Schwäbisch Gmünd und Heidenheim untergehen.“
„Gebt uns und dem Verein eine Chance. Damit wir nicht wieder zwischen Schwäbisch Gmünd und Heidenheim untergehen.“