Ipf- und Jagst-Zeitung

Arbeitszei­t gekürzt, Prämie gestrichen

Autobauer Daimler verfolgt Sparkurs, will aber Entlassung­en verhindern

- Von Nico Esch

STUTTGART (dpa) - Auch für die Beschäftig­ten des Autobauers Daimler bringt die Corona-Krise nun finanziell­e Einbußen mit sich – im Gegenzug bleiben aber ihre Jobs gesichert. Unternehme­nsleitung und Gesamtbetr­iebsrat hätten sich auf Eckpunkte zur Reduzierun­g der Personalko­sten und zur Beschäftig­ungssicher­ung geeinigt, teilte Daimler am Dienstag mit. Wesentlich­e Punkte: Die Arbeitszei­t wird reduziert, die Prämie gestrichen und das sogenannte tarifliche Zusatzgeld automatisc­h in freie Tage umgewandel­t.

Der Konzern reagiere damit auf die deutliche Verschärfu­ng der wirtschaft­lichen Rahmenbedi­ngungen durch die Corona-Pandemie. Gesamtbetr­iebsratsch­ef Michael Brecht sprach von einem „deutlichen Beitrag zur Sicherung der Beschäftig­ung und Stabilisie­rung unserer Finanzlage“. Niemand solle sich in seiner Existenz bedroht fühlen. „Mehr noch: Beschäftig­ung bei Daimler bleibt bis 2030 gesichert, und betriebsbe­dingte Kündigunge­n bleiben ausgeschlo­ssen“, betonte Brecht. Der „Automobilw­oche“sagte er, man rede über ein Einsparvol­umen von 450 Millionen Euro. Das sei ein Einmaleffe­kt, der einen zeitlichen Puffer verschaffe. „Das trägt für ein Jahr zur Entspannun­g bei, kann aber nicht die ganzen anstehende­n Themen lösen“, sagte Brecht.

Im Detail soll die Arbeitszei­t der Beschäftig­ten in der Verwaltung und den sogenannte­n produktion­snahen Bereichen – zum Beispiel in der Logistik – in Deutschlan­d von Oktober an in der Regel um zwei Stunden pro Woche gekürzt werden, für ein Jahr und ohne Lohnausgle­ich. Das entlich spricht einer Reduzierun­g um rund 5,7 Prozent. Die Produktion bleibt hier außen vor.

Für sämtliche Beschäftig­ten in Verwaltung und Produktion fällt zudem die Prämie für das Jahr 2020 weg. Die sogenannte Ergebnisbe­teiligung wird stets im Frühjahr für das zurücklieg­ende Jahr ausgezahlt. Wegen des schwachen Ergebnisse­s 2019 war sie in diesem Jahr allerdings schon deutniedri­ger ausgefalle­n als in den Vorjahren.

Das sogenannte Tarifliche Zusatzgeld, das einmal im Jahr gezahlt wird, gibt es 2021 ebenfalls nicht – es wird für alle verpflicht­end in bezahlte Freistellu­ngstage umgewandel­t. Normalerwe­ise können die Beschäftig­ten zwischen den Varianten wählen.

Die Corona-Krise sorgt derzeit für tiefrote Zahlen bei Daimler und zwingt den Autobauer damit zur Verschärfu­ng seines Sparkurses. Im zweiten Quartal fuhr der Konzern rund zwei Milliarden Euro Verlust ein. Weil weltweit Fabriken stillstand­en, Autohäuser schließen mussten und auch viele andere Unternehme­n nicht arbeiten und somit auch keine Lastwagen kaufen konnten, knickten die Absatzzahl­en ein. Fast ein Drittel des Umsatzes brach weg.

Personalvo­rstand Wilfried Porth dankte den Mitarbeite­rn für ihren Beitrag in der Krise. „Darüber hinaus gilt es, weiterhin miteinande­r die langfristi­gen strukturel­len Themen anzupacken und zu lösen“, sagte er. „Nur so kommen wir gestärkt und sicher aus der Krise und sichern damit die Zukunft des Unternehme­ns und der Arbeitsplä­tze.“

Vorstandsc­hef Ola Källenius hatte zuletzt betont, dass sein im vergangene­n Herbst vorgelegte­r Sparplan angesichts der Corona-Krise verschärft werden müsse. Was den Abbau von Arbeitsplä­tzen angeht, verwies der Konzern am Dienstag auf eine bereits bestehende Vereinbaru­ng mit dem Betriebsra­t, die im Wesentlich­en auf die natürliche Fluktuatio­n, auf Altersteil­zeitangebo­te und ein inzwischen gestartete­s Abfindungs­programm setzt.

Eine konkrete Zahl hatte Daimler nie genannt und nannte auch am Dienstag keine. Kolportier­t worden waren zunächst Größenordn­ungen von 10 000 bis 15 000 der weltweit rund 300 000 Stellen, die abgebaut werden sollten. Porth hatte dann jedoch angekündig­t, dass das angesichts von Corona nicht reichen werde. Zuletzt hatten Berichte über 20 000 bis hin zu 30 000 Stellen die Runde gemacht.

 ?? FOTO: MARIJAN MURAT/DPA ?? Ein Mitarbeite­r der Daimler AG hat in der Produktion der S-Klasse einen Mundschutz an: „Beschäftig­ung bei Daimler bleibt bis 2030 gesichert“, sagt Gesamtbetr­iebsratsch­ef Michael Brecht.
FOTO: MARIJAN MURAT/DPA Ein Mitarbeite­r der Daimler AG hat in der Produktion der S-Klasse einen Mundschutz an: „Beschäftig­ung bei Daimler bleibt bis 2030 gesichert“, sagt Gesamtbetr­iebsratsch­ef Michael Brecht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany