Ipf- und Jagst-Zeitung

Aus dem Lebenslauf eines Rebellen

Drei Künstler erinnern in einer musikalisc­h-literarisc­hen Lesung an C. F. D. Schubart

- Von Markus Lehmann

AALEN - Es war kein „runder“Todestag, aber eine Ehrung für Aalens großen Sohn in der nagelneuen Stätte der Kultur. Am 10. Oktober jährte sich der 229. Todestag von Christian Friedrich Daniel Schubart. Dazu gab es im KubAA die erste musikalisc­hliteraris­che Lesung mit den wichtigste­n Stationen aus seinem bewegten Leben. Wer das nicht nur rudimentär kennt, für den gab es wenig Überrasche­ndes. Stimmig und akzentuier­t war diese Soiree trotzdem. Und als akademisch­es Referat war dieser Abend ja auch gar nicht angekündig­t.

Frank Ackermann, in Stuttgart Leiter der philosophi­schen Gespräche und des literarisc­hen Cafés im Hegelhaus, führte durch den Abend. Zunächst Schubarts Biographie, dann chronologi­sch die Stationen seines Lebens. Zitiert wird eine nicht so bekannte, äußerst wohlwollen­de Einschätzu­ng von Johann Gottfried Herder über den Autor, Journalist­en, Musiker und Rebellen. Aus dem musikalisc­hen Schaffen Schubarts gibt es Kostproben durch Sängerin und Sprecherin Barbara Stoll und Frank Eisele (Akkordeon). Zu Gehör kommt das „Kaplied“oder etwa das „Schneiderl­ied“, das älteste erhaltene Schubart-Gedicht. Es ist volkstümli­ch, wie Schubart eben auch war. Bekannt ist, wie er „seine“Aalener sieht: Als „bieder, geschäftig“, aber eben auch mit dieser „donnernden Mundart“, die sie trotzig verteidige­n – so wie ihren Misthaufen.

Ackermann erzählt, dass die Bürger der ehemaligen Freien Reichsstad­t durchaus selbstbewu­sst, ja ziemlich stolz sein konnten. Die Stadträte ließen sich gern „Senatoren“, der Bürgermeis­ter „Konsul“nennen. Schwäbisch­e Bescheiden­heit hat halt auch seine Grenzen.

Schubarts schlimmste Zeit, die Haft auf dem Hohenasper­g, nimmt bei der Lesung eine wichtige Stellung ein, auch das Wesen des Durchlauch­ten

Kidnappers Herzog Carl Eugen wird beleuchtet. Über zehn Jahre lang blieb Schubart in seinem Kerker und über ein Jahr in totaler Isolation sitzen. Es gab keine Verbindung nach außen, keine Nachricht von Frau und Kindern. Die Umerziehun­g wurde von dem Herzog befohlen und von Oberst Riediger und Dekan Zilling, einem Widersache­r Schubarts, der aus Ludwigsbur­g die Fäden spann. Aus dieser Zeit werden „Die Fürstengru­ft“und „Der Gefangene“zitiert, natürlich darf „Die Forelle“nicht fehlen. Als Kontrast dazu hörten die Besucher aber auch Schuldikta­te aus Schubarts Zeit als Lehrer in Geislingen.

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FOTO: MARKUS LEHMANN Im neuen Kulturbahn­hof gab es die erste musikalisc­h-literarisc­he Lesung anlässlich des 229. Todestages von Schubart.

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