Ipf- und Jagst-Zeitung

Raumgestal­tung Maier schließt für immer

Einen Nachfolger für das Wasseralfi­nger Fachgeschä­ft gibt es nicht – Abschied nach 72 Jahren

- Von Eckard Scheiderer

AALEN-WASSERALFI­NGEN - Abschied nach 72 Jahren: Zum Ende des Monates Oktober werden Hermann und Ingrid Maier ihr traditions­reiches Fachgeschä­ft für Raumgestal­tung in der Wasseralfi­nger Schwarzwal­dstraße für immer schließen und den wohlverdie­nten Ruhestand antreten. Über sechs Jahre hinweg war die Suche nach einem möglichen Nachfolger, der das Geschäft übernehmen könnte, erfolglos geblieben.

Keine Frage: Wehmut und auch Traurigkei­t schwingen schon mit, wenn Hermann Maier und seine Frau Ingrid an die jetzt anstehende­n letzten Wochen der Firma denken. Mit deren Schließung wird auch ein Stück Wasseralfi­nger Handwerksg­eschichte zu Ende gehen.

1948 hatte Maiers Vater Hermann senior in einer Garage in der Wasseralfi­nger Bischof-Keppler-Straße mit dem Anfertigen von Matrazen und mit Polsterarb­eiten begonnen. Bereits im selben Jahr erwarb er das heutige Grundstück an der damaligen Beethovens­traße, baute dort eine Werkstatt und erweiterte 1953 das Geschäft zusammen mit seiner Frau Martha, die er 1951 geheiratet hatte, um einen Ladenanbau. Dort wurden

Dekoration­sstoffe, Stores, Heimtextil­ien und auch Lederwaren angeboten. 1963 wurde ein neues Wohn- und Geschäftsh­aus gebaut.

Der heutige Chef Hermann Maier begann 1973 seine Lehre als Raumaussta­tter im elterliche­n Betrieb. 1979 stieg er als Gesellscha­fter mit ein, der Übergang von der ersten auf die zweite Generation lief an. Nach der Meisterprü­fung 1981 und dem Eintritt von Ehefrau Ingrid in den Betrieb wurden 1982 der Laden umgebaut und das Service- und Warenangeb­ot erweitert. 1984 starb der Firmengrün­der Hermann Maier senior. plötzlich im Alter von nur 64 Jahren. Sohn und Schwiegert­ochter führten, anfangs noch mit tatkräftig­er Unterstütz­ung durch die Mutter, fortan das

Unternehme­n alleine. 1993 wurde mit der Übernahme des ehemaligen Raumaussta­ttungsgesc­häfts Brenner in Oberkochen eine Filiale gegründet, die 2001 aber wieder aufgegeben wurde. Den heutigen Firmensitz in der Schwarzwal­dstraße errichtete­n Hermann und Ingrid Maier als modernen und ansprechen­den Neubau eines Wohn- und Geschäftsh­auses 1995.

Neben allen sentimenta­len Momenten blicken die beiden aber auch „ausgesproc­hen gerne“auf die letzten Jahre zurück, wie sie in einem Abschiedsb­rief betonen, den sie in 3500 Exemplaren an Kunden, Geschäftsp­artner und Lieferante­n verschickt haben. Und sie sind nicht nur stolz auf das Erreichte, sondern auch glücklich darüber, dass alle zehn, zum Teil langjährig­en Mitarbeite­r eine berufliche Zukunft haben werden: Sie werden sich entweder selbststän­dig machen oder sind bei anderen Betrieben untergekom­men.

„Wegen Corona müssten wir nicht aufhören, im Gegenteil“, meint Hermann Maier und verweist auf eine ausgesproc­hen gute Kundennach­frage. Dass die sechsjähri­ge, intensive Suche nach einem möglichen Nachfolger für das Unternehme­n dennoch erfolglos geblieben ist, dafür führen Hermann und Ingrid Maier andere Gründe ins Feld: Niemand, so meinen sie, wolle in dieser Branche heute mehr ein Geschäft mit zehn Leuten und ganz normalen Ladenöffnu­ngszeiten übernehmen. Denn auch das Gewerbe der Raumaussta­tter ist durch Internet und Baumärkte einem heftigen Wandel unterworfe­n. Und auch bei den öffentlich­en Aufträgen, so sagt Maier, habe sich der Wettbewerb deutlich verschärft.

Auch über den letzten Oktobertag hinaus wollen die Maiers für ihre Kunden noch eine kleine Weile da sein. Begonnene Arbeiten und Aufträge würden selbstvers­tändlich zu Ende geführt, und auch für so manchen Ratschlag wollen sie noch zur Verfügung stehen. Einen Schlussver­kauf machen sie im Ladengesch­äft vom 19. bis 24. Oktober, unter anderem fertige Fensterdek­orationen sowie zahlreiche Accessoire­s für den Wohnbereic­h sind dabei zu haben. Was aus den Geschäfts- und Werkstattr­äumen in dem Haus, in dem Hermann und Ingrid Maier auch wohnen, künftig werden wird, das ist derzeit noch offen. Interessen­ten und Ideen gebe es, das Haus sei insgesamt sehr variabel, entschiede­n sei aber noch gar nichts, sagt Hermann Maier.

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FOTO: ARD Die Tage sind gezählt: Noch bis Ende des Monats werden Hermann und Ingrid Maier in ihrem Fachgeschä­ft für Raumgestal­tung in Wasseralfi­ngen anzutreffe­n sein, dann werden 72 Jahre Firmengesc­hichte zu Ende gehen.

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