Bodybuilder auf der Anklagebank
Wegen des unerlaubten Handels mit Dopingmitteln sind zwei Männer am Dienstag vor dem Amtsgericht Ellwangen zu Bewährungsstrafen verurteilt worden
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ELLWANGEN - Am Dienstag sind zwei Männer wegen des unerlaubten Handels mit Dopingmitteln vor dem Ellwanger Amtsgericht zu Bewährungsstrafen verurteilt worden. Die beiden Bodybuilder hatten nicht nur beim eigenen Training auf unerlaubte Hilfsmittel gesetzt, sie hatten mit Testosteron-Ampullen und Methadon-Tabletten ein knappes Jahr lang auch Handel betrieben.
Die beiden Kraftpakete, die am Dienstag auf der Anklagebank des Ellwanger Amtsgerichts Platz nehmen mussten, zeigten sich am Dienstag voll umfänglich geständig. Die beiden 37 und 38 Jahre alten Männer aus Aalen und einer Virngrundgemeinde räumten ein, 2017 im größeren Umfang anabole Steroide im Internet bestellt zu haben. Die Bezahlung lief „sehr diskret“, per Post oder Paypal. Die Dopingmittel haben die Männer danach zum Teil selbst konsumiert, sie wurden aber wohl zum größten Teil an einen befreundeten dritten Bodybuilder im bayerischen Lichtenfels weiterverkauft. Eines der vier Pakete, das nach Bayern gesendet wurde, umfasste unter anderem 200 Testosteron-Ampullen und 3000 Methadon-Tabletten. Der Gegenwert: rund 1900 Euro.
Wie der 37-jährige Bodybuilder aus Aalen, der als Amateur bereits einige Titel und Platzierungen erringen konnte, gegenüber dem Gericht erklärte, sei der Missbrauch solcher Mittel aus seiner Sicht weit verbreitet. Und das keineswegs nur im Bodybuilding. „Das machen doch alle, die in ihrem Sport erfolgreich sein wollen“, befand der 37-Jährige. Eine Meinung, die die Anwälte im Saal, inklusive des Staatsanwalts, teilten. Bei einem Wortgeplänkel in einer kurzen Verfahrenspause war man sich allerdings auch einig, dass Profisportler aufgrund der strengen Dopingkontrollen heute nicht mehr auf Testosteron setzen. „Da könnte man sich ja gleich ein Schild um den Hals hängen und sich als Dopingsünder zu erkennen geben“, merkte einer der Anwälte maliziös an.
Die beiden Angeklagten versicherten ihrerseits, heute mit Doping nichts mehr am Hut zu haben. Allerdings aus unterschiedlichen Gründenn. Der 37-Jährige, der seit 20 Jahren Bodybuilding betreibt, will erkannt haben, wie schädlich Dopingsubstanzen sind und setzt deshalb mittlerweile vor allem auf die richtige Ernährung. „Damit lässt sich körperlich noch mehr rausholen.“Die Dopingmittel (und drei Joints), die die Polizei in seiner Wohnung 2019 sicherstellen konnte, seien durch die
Bank alt gewesen. Schon kurz vor dem Ablaufdatum, eigentlich Abfall. „Ich habe schlicht vergessen, sie wegzuwerfen.“
Der mitangeklagte 38-Jährige ließ sich anders ein. Bei ihm in der Wohnung hatten die Ermittler im vergangenen Jahr noch 32 Ampullen mit Testosteron gefunden. Das sei ausschließlich für den Eigenbedarf bestimmt gewesen, ließ der 38-Jährige das Gericht wissen. Da er aktuell aber gar keinen Sport betreibe, habe er die Sache im Kühlschrank gelagert. Dort sei das Testosteron bis zu fünf Jahre haltbar. Und: Er wolle demnächst tatsächlich wieder mit Kraftsport anfangen. Denn: „Ich habe es im Kreuz. Mir wurde vom Arzt geraten, wieder etwas zu machen.“
Der einzige Zeuge, der in der Verhandlung angehört wurde, war jener Bodybuilder, der 2017 von den beiden Männern mit Dopingmitteln versorgt worden war und dafür selbst eine Verurteilung kassiert hatte. Der 43-jährige Autohaus-Angestellte,
ebenfalls ein Kraftmensch, beteuerte, dass er damals aktiv den Kontakt auf die Ostalb gesucht hatte. Der 38-Jährige habe ihm daraufhin auch die gewünschten Dopingmittel besorgt – und zwar mithilfe des 37Jährigen, der bei diesem Deal als „Experte“diente, weil er sich damals mit den Präparaten noch am besten auskannte.
Der Staatsanwalt forderte für beide Angeklagten eine anderthalbjährige Freiheitsstrafe zur Bewährung. Für die Männer spreche ihr Geständnis, außerdem seien beide nicht vorbestraft. Gleichwohl dürfe man nicht vergessen, dass die Substanzen, mit denen gehandelt wurde, aufgrund ihrer erheblichen Nebenwirkungen in Deutschland verboten sind. Sie ließen bei Männern nicht nur die Brust unnatürlich wachsen, sondern führten auch zu Tumorerkrankungen und erheblichen Leberschäden.
Die beiden Verteidiger hielten eine Freiheitsstrafe von maximal zehn Monaten für tat- und schuldangemessen. Schließlich würden beide Angeklagten in geregelten Verhältnissen leben und einer festen Arbeit nachgehen. Wie der Verteidiger des 37-Jährigen anmerkte, sei seinem Klienten inzwischen klar geworden, was er sich selbst mit dem Konsum dieser Mittel angetan habe.
Richter Nobert Strecker verhängte schlussendlich gegen beide Männer eine einjährige Bewährungsstrafe. Außerdem wurde beiden auferlegt, 1500 Euro an den gemeinnützigen Verein Kleine Hände zu zahlen. Die 2465 Euro, die mit dem Dopingmittelhandel erlöst wurden, werden vom Staat eingezogen.