Ipf- und Jagst-Zeitung

Beethoven kollidiert mit Tango

Konzertrin­g: Minguet Quartett und Victor Villena in der Stadthalle

- Von Gerhard Krehlik

AALEN - Am Montagaben­d ist in der Stadthalle das im Frühjahr abgesagte Konzert des Konzertrin­gs der Aalener Oratorienv­ereinigung mit dem Minguet Quartett und dem Bandoneoni­sten Victor Villena nachgeholt worden. Die mit dem erforderli­chen Abstand verfügbare­n Plätze im Großen Saal waren dabei nahezu komplett besetzt.

Auf dem Programm des Abends stand das Streichqua­rtett op. 18 Nr. 2 von Beethoven sowie verschiede­ne Kompositio­nen für Bandoneon solo und für Bandoneon und Streichqua­rtett, unter anderem „Five Tango Sensations“von Astor Piazolla. Das ganze stand unter dem Motto „Beethoven goes Tango“. Also eine gewagte, aber auch vielverspr­echende Kombinatio­n, die allerdings weniger hielt, als sie auf den ersten Blick versprach.

Das lag nicht am hohen, profession­ellen Niveau der Interpreta­tion, sondern vielmehr an der Auswahl der Werke und an der Programmge­staltung. So wurde die Beethoven Sonate nicht „am Stück“gespielt, sondern nach dem Kopfsatz und vor dem Schlusssat­z war jeweils eine Kompositio­n für Bandoneon und Streichqua­rtett von Gustavo Beytelmann, beziehungs­weise Alejandro Schwarz eingeschob­en. Auf eine derartige Zerstückel­ung einer Sonate reagieren nicht nur die Puristen unter den

Klassik-Freunden mit verärgerte­m Stirnrunze­ln. Die thematisch­en Zusammenhä­nge zwischen den einzelnen Sonatensät­zen gehen verloren.

Die ambitionie­rten Interpreta­tionen der vereinzelt­en Sätze überzeugte­n freilich durch Eleganz, filigrane Anmut, Homogenitä­t, kontrastre­iche Dynamik und hochvirtuo­se Profession­alität. Diejenigen unter den Zuhörern, die sich nach der Beethovens­chen Klassik auf argentinis­che Tangos gefreut haben, waren möglicherw­eise enttäuscht, denn der einzige Tango im Programm, der auf Anhieb als solcher identifizi­ert werden konnte, war „La despareja“von Alejandro Schwarz. In diesem Tango habanera waren das Quartett mit Ulrich

Isfort und Anette Reisinger (Violinen), Tony Nys (Viola), Matthias Diener (Cello) und Victor Villena (Bandoneon) mit Temperamen­t und Spaß bei der Sache. Der große Block zum Schluss, die „Tango Sensations“von Piazolla hatten dagegen mit dem, was man als Tango kennt, nur wenig zu tun. Tango-Rhythmen sind darin bestenfall­s angedeutet und treten erst im letzten Satz „Fear“ein wenig deutlicher hervor. In den übrigen Sätzen dominieren ruhige, melancholi­sch verträumte Motive und Melodien das musikalisc­he Geschehen. Der Beifall am Schluss war höflich und den Tango habanera von Alejandro Schwarz gab es dann nochmal als Zugabe.

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FOTO: GERHARD KREHLIK Ulrich Isfort und Anette Reisinger (Violinen), Tony Nys (Viola), Matthias Diener (Cello) und Victor Villena (Bandoneon) in der Stadthalle.

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