Mit den Superhelden gegen Corona
Sportredakteur Timo Lämmerhirt hat den Lockdown genutzt und ein autobiografisches Buch geschrieben
SCHWÄBISCH GMÜND (rz) - Irgendwann mal ein Buch zu schreiben ist der Traum vieler. Für Timo Lämmerhirt, ehemals Sportredakteur bei den „Aalener Nachrichten / Ipf- und Jagst-Zeitung“und jetzt bei der „Rems-Zeitung“in Schwäbisch Gmünd, kam das „irgendwann“im Corona-Lockdown. Er hat sich in dieser Zeit diesen Traum erfüllt und sein erstes Buch veröffentlicht. Der Titel spricht für sich. „Meine Superhelden gegen Corona – Ein Vierteljahr aus dem Leben eines Redakteurs“. „Ich wollte immer, seitdem ich schreibe, irgendwann einmal ein eigenes Buch schreiben“, erzählt Lämmerhirt. Während des Lockdowns hat er die Zeit kreativ genutzt und seine Sicht auf die Geschehnisse aufgeschrieben. Wer ihn kennt, hört seine schnoddrige Ruhrpott-Stimme förmlich beim Lesen durch die Zeilen. In denen immer wieder auch seine Tochter eine Rolle spielt, die nach Aussage des Autors einen großen Anteil an dem Werk hat.
Herr Lämmerhirt, wie kam’?
Ich hatte das Coronavirus natürlich nicht herbeigesehnt. Aber letztlich gab es mir die Möglichkeit zum Schreiben, weil ich plötzlich wesentlich mehr Zeit hatte. Ich habe mit meiner Tochter noch mehr Zeit als sonst verbracht. Meine Affinität zu Comics ist nicht neu und meine Tochter fixe ich da auch immer an. Mit einer Geburtstagskarte für einen Kollegen in Dortmund hat es angefangen. Eine Karte kaufen ging nicht, also malten wir – einen Superhelden. Meine Tochter hat Wonderwoman ausgesucht. Da hab ich sie gefragt, ob wir nicht noch für uns weitere Superhelden malen wollen. Weil man irgendwann auch keinen Bock mehr auf die Spiele hat und auf die Spielplätze durfte man dann irgendwann auch nicht mehr. Da haben wir dann ein neues Hobby entwickelt: Superhelden malen.
Und da wären wir beim Titel...
Ja, der spricht für sich. Es ist ein Vierteljahr aus meinem Leben. Ich hab dokumentiert, was in der Zeit passiert ist. Ziemlich autobiografisch, es geht um Begegnungen aus meinem Leben, alles in der Ich-Form geschrieben. Es hat natürlich einen regionalen Charakter. Aber wenn man die Ortsnamen austauscht – Schwäbisch Gmünd oder Heilbronn-Franken mit Kiel oder Schleswig-Holstein – ich glaube da finden sich überall irgendwelche Parallelen.
Und auf welche Themen sind Sie in der Zeit gestoßen?
Vorneweg: Es ist kein Corona-Ratgeber. Ich bin kein Wissenschaftler oder Historiker, es gibt also keinen Zeitstrahl oder ähnliches. Aber es gab einen konkreten Anfang, bei uns in der Sportredaktion war das der 12. März. Das werd ich nie vergessen. An dem Tag hatte ich Gespräche mit einigen Fußball-Verantwortlichen. Da hieß es: Eventuell spielen wir am Wochenende nicht. Zu dem Zeitpunkt war das so surreal. Du konntest dir gar nicht vorstellen, dass so ein Spiel nicht stattfindet, weil irgendein Virus da ist. Es war nicht greifbar. Und dann startete es sukzessive,
● aus allen Löchern. Schule, Sport, Wirtschaft – alles war auf einmal gecutet und es hat so ausgesehen, als ob man erst mal nichts mehr machen kann.
Wer waren Ihre Ansprechpartner?
Es ging mir mehr um die Situation in der Zeitung zu der Zeit oder auch der Situation in den Schulen. Ich hab beispielsweise mit Unternehmen gesprochen, die gerade ihren Schlüssel rumgedreht haben und wussten, dass sie am nächsten Tag nicht mehr aufschließen würden. Durch meine Freelancer-Tätigkeit bei einem Magazin in Schwäbisch Hall gehe ich auch auf die Region Heilbronn-Franken ein. Aufgeführt sind dort Interviews, beispielsweise mit Walter Döring, Wirtschaftsminister a. D., Neckarsulms Bürgermeister Steffen Hertwig ist dabei, dazu habe ich ein Gespräch mit einem Hochschulprofessor aus Heilbronn geführt. Unser ehemaliger Bürgermeister Joachim Bläse taucht ebenfalls in einigen Passagen auf.
Können Sie eine Episode erzählen?
Eine Story ist beispielsweise, wie Bläse mir von seinem bevorstehenden Friseurbesuch erzählt hat. Er freute sich unglaublich, dass das endlich wieder möglich ist. Darüber hatte ich auch für die Zeitung geschrieben.
Wollten Sie schon immer ein Buch schreiben?
Seitdem ich schreibe und als Redakteur arbeite, hab ich mir schon immer gedacht, dass ich irgendwann ein Buch in den Händen halten möchte, auf dem mein Name steht. Dass man seine Texte in der Zeitung veröffentlicht und da auch Kritik bekommt – positiv oder negativ – das ist man gewohnt. Aber wenn sich ein Leser dazu entscheidet, mein Buch zu kaufen – das ist eine besondere Ehre. Da ist schon so ein kleiner Traum in Erfüllung gegangen.
Gibt es Überraschungen?
Ich wollte diese Alltagshelden, die sich in der Zeit herauskristallisiert haben, ehren. Da hab ich dann am Ende elf Gedichte verfasst, als Tribut an mein Germanistik-Studium (lacht). Da geht es beispielsweise um Verkäuferinnen, Ärzte und Polizistinnen oder Müllmänner.
Welchen Anteil hat Ihre Tochter an dem Buch?
Einen riesengroßen. Sie war sozusagen die Triebfeder zur Entstehung des Buchs. Durch die Beschäftigung mit ihr und durch unser neues Leben, so doof sich das anhört, hat sie mich inspiriert.
Welchen Zeitraum umfasst das Buch?
März, April, Mai – aber so einen richtigen Cut hab ich am Ende nicht hingekriegt. Ich bin dann noch in den Juni gegangen, weil es dann hieß, dass das Training bei den Vereinen langsam wieder anfängt. Also ein klassisches Ende gibt es eigentlich nicht. Was mir natürlich auch die Option lässt auf ein zweites Buch (schmunzelt).