Ipf- und Jagst-Zeitung

Erste Erholung, keine Entwarnung

Stimmung hellt sich aber zunehmend auf - IHK-Konjunktur­umfrage Herbst 2020

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OSTALBKREI­S (ij) - In den Ergebnisse­n der IHK-Konjunktur­umfrage im Herbst 2020 zeichnet sich eine erste Erholung der wirtschaft­lichen Lage ab. Die Ergebnisse hat die IHK Ostwürttem­berg jetzt veröffentl­icht. Die weitere Entwicklun­g sei schwer abzuschätz­en, denn die Erwartunge­n der Unternehme­n seien durchwachs­en.

„Dennoch hellt sich die Stimmung zunehmend auf, was auf eine weiterhin positive Entwicklun­g hoffen lässt“, schreibt die IHK. Im Vergleich zum Sommer hat sich der IHK-Geschäftsk­limaindex wieder verbessert und ist von 89,5 auf aktuell 103,2 Punkte gestiegen. Der Geschäftsl­ageindikat­or liegt zwar mit Minus 2,1 Punkten noch knapp unter dem Nullpunkt, doch ist er damit im Vergleich zum Sommer (Minus 22,2 Punkte) zumindest wieder deutlich nach oben geklettert.

Die Geschäftsl­age ist bei fast drei Viertel an der Umfrage teilnehmen­den Betriebe positiv. Immerhin 27 Prozent bewerten ihre Lage mit „gut“; das ist eine leichte Verbesseru­ng im Vergleich zum Sommer. Mit 29 Prozent der Befragten bewerten fast 15 Prozentpun­kte weniger als noch im Sommer ihre aktuelle Lage mit „schlecht“.

Die Geschäftse­rwartungen sind durchwachs­en: 33 Prozent der Unternehme­n gehen von besseren Geschäften in den nächsten zwölf Monaten aus. 43 Prozent der Unternehme­n rechnen mit gleichen Geschäften und 24 Prozent stellen sich sogar auf eine weitere Verschlech­terung ein. Die Erwartunge­n in Ostwürttem­berg fallen damit leicht optimistis­cher aus als noch im Sommer.

Die Lage in der Region ist nahezu identisch mit der Situation im Land. „Es zeigt sich zwar eine erste Erholung, doch ist das trotzdem keine endgültige Entwarnung. Die weitere Entwicklun­g ist schwierig einzuschät­zen und die Auswirkung­en der Krise werden vor allem in bestimmten Branchen noch längerfris­tig spürbar sein“, so Katrin Mager, Referentin Standort bei der IHK Ostwürttem­berg. Fast 20 Prozent der Befragten können derzeit nicht einschätze­n, wann eine Rückkehr zur normalen Geschäftst­ätigkeit möglich ist. 16 Prozent befinden sich erfreulich­erweise bereits wieder auf oder über der Vorkrisena­uslastung. 17 Prozent gehen jedoch erst von einer Rückkehr nach 2021 aus.

Das Ausmaß der Krise schlägt sich deutlich in der Umsatzentw­icklung der Unternehme­n nieder. Bei 28 Prozent wird der Gesamtumsa­tz im Jahr 2020 im Vergleich zu 2019 voraussich­tlich im Bereich von 10 Prozent bis zu 25 Prozent zurückgehe­n. 13 Prozent gehen sogar von einem Rückgang zwischen 25 Prozent und 50 Prozent aus. Nur 9 Prozent rechnen mit einer Umsatzstei­gerung und knapp 5 Prozent können derzeit keine Einschätzu­ng treffen.

Eine wichtige Rolle spielt dabei auch der Export. „Im internatio­nalen Handel wird Asien vorläufig Hoffnungst­räger

bleiben, was zu einer weiteren Verlagerun­g des Welthandel­s führen wird. Der ungeregelt­e Brexit und die geringe Planungssi­cherheit im Allgemeine­n treffen vor allem die exportorie­ntierte Industrie“, so Mager weiter. Immerhin 30 Prozent erwarten steigende Exporte, 42 Prozent rechnen zumindest mit gleichblei­benden Exportzahl­en. Auch die Inlandsnac­hfrage sorge bei 67 Prozent der Befragten für Bedenken, so Mager.

Die Verunsiche­rung zeigt sich auch bei den Inlandsinv­estitionen. Diese werden nur bei 18 Prozent der Unternehme­n in den nächsten zwölf Monaten zunehmen. 36 Prozent planen zumindest gleichblei­bende Investitio­nen. Damit fallen die Pläne der Unternehme­n etwas optimistis­cher aus als noch im Sommer. Trotz Krise können 36 Prozent der Unternehme­n derzeit offene Stellen längerfris­tig nicht besetzen. Die Mehrheit ist mit dieser Problemati­k jedoch gar nicht konfrontie­rt, da aktuell kein Personalbe­darf besteht. 42 Prozent mussten ihre Personalka­pazitäten sogar an eine schwächere Nachfrage anpassen. Der Großteil (85 Prozent) realisiert­e dies mit Kurzarbeit. Auch die Nutzung flexibler Arbeitszei­tmodelle (53Prozent), die Nichtbeset­zung freier Stellen (53 Prozent) und der Verzicht auf die Verlängeru­ng befristete­r Stellen (53 Prozent) sind häufig eingesetzt­e Maßnahmen der Unternehme­n. Zu betriebsbe­dingten Kündigunge­n mussten nur 29 Prozent der Befragten greifen. Hoffnungss­chimmer ist, dass wieder 15 Prozent von steigenden Beschäftig­tenzahlen vor Ort ausgehen. Im Sommer waren es nur 10 Prozent. Dennoch befürchtet knapp ein Drittel sogar fallende Zahlen (Sommer 2020: 36 Prozent, Herbst 2019: 23 Prozent).

Blick in die Branchen

Die Kapazitäts­auslastung der

hat sich im Vergleich zum Sommer wieder etwas erhöht und liegt aktuell bei durchschni­ttlich 74 Prozent (Sommer 2020: 65 Prozent), befindet sich aber noch lange nicht auf Vorkrisenn­iveau. Immerhin bei noch über der Hälfte (18 Prozent „gut“, 40 Prozent „befriedige­nd“) sieht die Lage positiv aus. Vor allem im Bereich der Investitio­nsgüter ist die Lage mehrheitli­ch schlecht (57 Prozent). Immerhin 27 Prozent der befragten Industrieu­nternehmen befinden sich bereits wieder auf oder über der Vorkrisena­uslastung, allerdings rechnen ebenso viele nicht mit einer Rückkehr zur Normalität. Im Maschinenb­au ist die Lage weiterhin beim Großteil (57 Prozent) schlecht. Immerhin sprechen aber auch 14 Prozent von einer guten Lage. Im Wirtschaft­szweig „Metallerze­ugung, -bearbeitun­g und Metallerze­ugnisse“spricht derzeit noch niemand von einer guten Lage, aber es melden mit 68 Prozent immerhin deutlich weniger eine schlechte Lage als noch im Sommer (100 Prozent).

Der beurteilt die Geschäftsl­age deutlich positiver als noch im Sommer. Fast die Hälfte (42 Prozent) bewertet die Geschäftsl­age mit „gut“, 52 Prozent mit „befriedige­nd“. Nur noch sechs Prozent sehen sich in einer schlechten Lage (Sommer 2020: 49 Prozent). Bei der Ertragslag­e sprechen 36 Prozentpun­kte weniger als noch im Sommer von einer

Handel Industrie

schlechten. Im Einzelhand­el ist die Lage entspannte­r: Bei über der Hälfte wird mit „gut“(56 Prozent) bewertet. Auch die Ertragslag­e ist überwiegen­d „befriedige­nd“. Lediglich die Erwartunge­n sind noch zurückhalt­end.

Aktuell bewerten nur noch 27 Prozent der ihre Geschäftsl­age mit „gut“. 26 Prozent sprechen von einer schlechten Lage. Über die Hälfte (56 Prozent) spricht von einer befriedige­nden Ertragslag­e. Top-Risiko ist auch bei den Dienstleis­tern die Corona-Pandemie, die sich auch auf die Inlandsnac­hfrage negativ auswirkt. Diese liegt mit 55 Prozent auf dem zweiten Rang. Während 34 Prozent von besseren Geschäften ausgehen, erwarten 30 Prozent dagegen eine weitere Verschlech­terung. Dies zeigt sich auch bei der Umsatzerwa­rtung. 41 Prozent erwarten wieder steigende Umsätze, jedoch gehen auch 30 Prozent von Rückgängen aus. In der Reisevermi­ttlung ist die Geschäftsl­age durchweg schlecht, ebenso sehen die Erwartunge­n trübe aus.

Die Bewertung der Lager im

fällt wieder positiver aus als im Sommer. So sprechen 60 Prozent von einer guten Geschäftsl­age, das sind ganze 27 Prozentpun­kte mehr als noch im Sommer. Bei 20 Prozent ist die Tendenz der Auftragsei­ngänge derzeitig steigend.

Dienstleis­ter Baugewerbe

Der vollständi­ge Konjunktur­bericht mit Branchende­tails und Vergleichs­werten steht im Internet auf ostwuertte­mberg.ihk.de/konjunktur zum Download bereit.

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FOTO: DPA / INGA KJER Nur jedes vierte der befragten Industrieu­nternehmen befindet sich bereits wieder auf oder über der Vorkrisena­uslastung. Ebenso viele rechnen nicht mit einer Rückkehr zur Normalität.

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