Kreistag zufrieden mit Krisenmanagement
Viel Eigenlob und Kritik an Bund und Land wegen Impfstoffmangel
AALEN - Im Kampf gegen die Pandemie ist im Kreis gute Arbeit geleistet worden. Darin ist sich die große Mehrheit des Kreistags in der öffentlichen Sitzung am Dienstag in der Aalener Stadthalle einig gewesen. Die Sprecher fast aller Fraktionen und Gruppen lobten die Arbeit der Verantwortlichen durchweg. Gleichzeitig wurde Kritik laut an Land und Bund. CDU-Sprecher Manfred Fischer etwa mutmaßte, die Bürgerinnen und Bürger seien benachteiligt, weil der Ostalbkreis mit seinen 315 000 Einwohnern ebenso viele Impfdosen pro Woche vom Land bekommt wie beispielsweise der deutlich kleinere Landkreis Heidenheim mit seinen 131 000 Einwohnern.
„Die Landkreisverwaltung funktioniert auch in der Krise“, konstatierte Landrat Joachim Bläse und unterstrich, dass er die Herausforderungen gemeinsam mit den Städten und Kommunen angeht. Dass der Landkreis so gut unterwegs sei, sei das Verdienst vieler, aber es gebe auch viele schwere und schreckliche Momente, denn hinter den Zahlen steckten menschliche Schicksale.
Sozialdezernentin Julia Urtel erinnerte an den Verlauf der Pandemie im Kreis, seit auf der Ostalb am 3. März 2020 die erste Corona-Infektion bekannt geworden ist. Inzwischen seien 276 Tote zu beklagen und 123 Fälle von Mutationen nachgewiesen. Bei der Nachverfolgung der Infektionsketten sei das Gesundheitsamt
tagesaktuell. Heime würden engmaschig betreut und begleitet. Dort gebe es nur noch vereinzelt Fälle von Corona-Infektionen. In Betrieben habe es glücklicherweise keine größeren Ausbrüche gegeben.
Erste Landesbeamtin Gabriele Seefried erläuterte die jetzt dank der niedrigen Inzidenz geltenden Lockerungen im Kreis. Ihr Appell lautete: Die Bürgerinnen und Bürger mögen mit der neuen Freiheit verantwortungsvoll umgehen und sie bewusst nutzen, damit die Werte nicht wieder so steigen, dass es Einschränkungen geben müsse.
Die Impfbilanz im Kreis präsentierte Verkehrsdezernent Thomas Wagenblast. Demnach war das Kreisimpfzentrum (KIZ) in der UlrichPfeifle-Halle in Aalen seit dem Start am 22. Januar an 45 Tagen geöffnet und an keinem einzigen geschlossen. Verabreicht wurden im Kreis bislang 14 895 Impfungen, wobei nicht zwischen Erst- und Zweitimpfung unterschieden wird. 11 300 weitere Termine seien momentan im KIZ vereinbart.
In die Impfungen hätten die Bürgerinnen und Bürger große Erwartungen gesetzt, weswegen die Unzufriedenheit wegen der schleppenden Umsetzung groß sei. Zurückzuführen sei dies vor allem darauf, dass es bei den Impfstoffen von Biontech einen großen Mangel gebe, was die Abläufe sehr erschwere. Überraschend große Mengen würden dagegen beim Impfstoff von AstraZeneca geliefert und zum Teil gebe es überraschende Ausweitungen bei den Impfberechtigten. Dies stelle für die Abläufe eine große Herausforderung dar.
Trotzdem habe man allen Anforderungen gerecht werden können. So werden zum Beispiel seit gestern, innerhalb von elf Tagen, 500 Polizistinnen und Polizisten geimpft. Hervorragend gelaufen ist es Wagenblast zufolge auch mit den mobilen Impfteams, denn die Alten- und Pflegeheime seien sehr zufrieden.
Insgesamt, so sein Fazit, laufe es sehr gut, alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zeigten eine hohe Professionalität.
Von Biontech, sagte der Dezernent weiter, bekomme der Kreis bis zur Kalenderwoche 13 stabil eine Lieferung in der Größe einer Pizzaschachtel mit wöchentlich 1170 Dosen. Die Lieferungen von AstraZeneca kämen dagegen in jeweils unterschiedlichen Mengen von 600 bis 2600 Dosen, was die Planung erschwere. Dazu komme von dem gleichen Unternehmen ein Sonderkontingent von 300 Dosen für die Rettungsdienste und von 1320 Dosen für die Kliniken. Laut Sozialministerium
Landrat Joachim Bläse könne man im zweiten Quartal, das allerdings von April bis Juni gehe, mit einer deutlichen Steigerung der Liefermengen rechnen.
Dr. Peter Gangl (SPD) ergänzte, die Vorbereitungen für die Impfungen durch die Ärzte im Kreise liefen. „Die Strukturen und der Wille sind da“, pflichtete der Landrat bei, „jetzt muss nur noch der Impfstoff kommen!“
Die Belastungen durch die fast dreimonatige Schließung der Schulen und Kindertagesstätten hätten vor allem die Frauen tragen müssen, sagte Manfred Fischer. „Sie sind die wahren Heldinnen des Corona-Alltags!“Und er mahnte: „Wir dürfen unsere Zukunft nicht länger wegsperren!“
Der Verdruss über die Pandemiepolitik von Land und Bund sei übergroß, sagte Volker Grab (Grüne). Erst habe es vollmundige Testversprechen gegeben, dann sei vollmundig eine Impfkampagne angekündigt worden und der Höhepunkt seien nun zwielichtige und schmutzige Geschäfte bei der Maskenbeschaffung. Im Kreis sei das Corona-Schiff immer sicher gesteuert worden, konstatierte Carola Merk-Rudolph. „Ich hoffe nur, dass es nun das Licht am Ende des Tunnels ist und dass es nicht die Lichter des entgegenkommenden Zuges sind!“Michael Lang (FDP) mahnte, wenn Geimpfte nicht mehr gefährdet seien und von ihnen keine Gefahr ausgehe, müssten sie ihre Grundrechte vollumfänglich zurückbekommen.
„Die Landkreisverwaltung funktioniert auch in der Krise“