Der Stadt kommt es vor allem auf das Äußere an
Gemeinderat soll jetzt Kriterien für die Vergabe der Mehrfamilienbauplätze im Baugebiet Boltersrot IV festlegen
ELLWANGEN - Wohnraum ist knapp. Auch in Ellwangen. Die Mehrfamilienhäuser im Neunheimer Baugebiet Boltersrot IV sollten also gerade recht kommen. Fünf sind geplant. Bauträger und andere Bauwillige können sich jetzt bewerben. Sie müssen eine Bebauungskonzeption einreichen und alle müssen die von der Stadt festgelegte Sozialquote einhalten. Bedeutet: 25 Prozent der neugeschaffenen Wohnungen sind mietpreisgebunden, die Miete wird auf 7,50 Euro pro Quadratmeter gedeckelt. Einzige Ausnahme: Eine Firma schafft dort Mitarbeiterwohnungen. Der Gemeinderat soll am Donnerstag den Vergabekriterien zustimmen. Die „Ipf- und Jagst-Zeitung“hat bei der Stadt nachgefragt.
Günstiger Wohnraum ist besonders knapp. Warum wird die Architektur in der Vorlage für den Gemeinderat doppelt so hoch gewichtet wie die Sozialbindung?
Die Mindestquote der mietpreisgebundenen Wohnungen ist festgelegt und muss, soweit keine Betriebswohnungen errichtet werden, erfüllt werden. Ansonsten ist keine Vergabe an diesen Interessenten möglich. Die Architektur dagegen ist frei wählbar im Rahmen des Bebauungsplans und stellt ein wesentliches Merkmal für den Charakter des Baugebiets und des Bauvorhabens dar.
Warum wird die Architektur bei der Vergabe am höchsten bewertet – mit 30 Prozent?
Die Architektur wird am höchsten bewertet, da das äußere Erscheinungsbild der Gebäude in einem Baugebiet entscheidend das Ortsbild und den Charakter des Wohnumfelds prägen. Bei Mehrfamilienhäusern spielt dies noch eine größere Rolle als bei kleineren Einfamilienhäusern.
Das äußere Erscheinungsbild ist aber nicht alleine entscheidend, daher werden eine Vielzahl weiterer Kriterien ebenfalls bewertet.
Wer beurteilt die Qualität der architektonischen Entwürfe?
Die eingehenden Bewerbungen werden nach einer Matrix von den zuständigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus den Fachämtern, also Stadtplanungsamt und Stadtbauamt, auf Grundlage der Ausschreibung und des Bebauungsplans beurteilt. Diese wird dem Gemeinderat dann zur Entscheidung über die Vergabe vorgelegt.
Warum wird die Sozialbindung überhaupt gewichtet, wenn sie sowieso von allen Bewerbern verpflichtend gefordert wird?
Eine höhere Quote von mietpreisgebundenen Wohnungen kann zu einer Entlastung bei der großen Nachfrage in diesem Segment beitragen und wird deshalb entsprechend berücksichtigt. Die Sozialbindung wird auch manchmal unterschiedlich ausgelegt, weshalb sie in den Kriterien nochmals erscheint.
Warum wird das Erreichen von Energiestandards nur halb so hoch gewertet wie die Architektur?
Das Erreichen höherer oder sehr hoher Energiestandards wird mit zusätzlichen Punkten bei der Bewertung berücksichtigt. Die hohen gesetzlichen Standards sind ohnehin einzuhalten.
Warum verlangt die Stadt bei der Vergabe der Mehrfamilienbauplätze keine Tiefgarage, wenn sie doch anderswo das flächenschonende Bauen propagiert?
Es gibt zahlreiche Kriterien, die berücksichtigt werden sollen. Tiefgaragen können sich flächensparend auswirken. Andererseits können im Einzelfall je nach Grundstück und Wohnungsanzahl die Stellplätze auch ohne Tiefgarage gut unterzubringen sein, was sich positiv auf Baukosten und Mieten auswirken kann. Daher soll immer eine Einzelfallbewertung erfolgen.
Welche Stellplatzquote müssen Interessenten mindestens erfüllen? Wie hoch ist die Stellplatzablöse, falls sich Interessenten freikaufen wollten?
Im Bebauungsplan sind zwei Stellplätze oder Garagen pro Wohnung vorgeschrieben. Gemäß der Landesbauordnung Paragraf 37 muss jede Wohnung einen Stellplatz nachweisen. In unserem Fall sind die Festsetzungen im Bebauungsplan also noch weitergehend. Bei Wohnungen können die Stellplätze nicht abgelöst werden.
Wie läuft die Vermarktung der Einund Zweifamilienhäuser im Neubaugebiet Boltersrot IV? Wie viele Bauplätze darf ein Bewerber kaufen?
Je Bewerber wird bei den Ein- und Zweifamilienhausbauplätzen nur ein Platz vergeben. Die Vermarktung hat erst begonnen. Die ersten 30 Bewerber wurden angeschrieben und sind derzeit bei der Auswahl ihrer Bauplätze. Insgesamt besteht wie im gesamten Stadtgebiet eine sehr hohe Nachfrage. Dies entspricht dem aktuellen landesweiten Trend.