Ipf- und Jagst-Zeitung

Weil der Kartoffela­bsatz eingebroch­en ist

Neunheimer Betrieb von Anton Wagner setzt jetzt auf bunte Chips

- Von Hariolf Fink

ELLWANGEN-NEUNHEIM - Restaurant­s haben geschlosse­n, Volksfeste sind ausgefalle­n: Die Pandemie hat den Absatz beim Neunheimer Agrarbetri­eb Kartoffel Wagner drastisch einbrechen lassen. Damit die wertvollen Erdfrüchte nicht in der Biogasanla­ge landen, haben die Neunheimer sich etwas einfallen lassen. Bunte Kartoffelc­hips sind die Lösung.

„Coronabedi­ngt ist der Absatz unserer bunten Kartoffeln um mehrere Tonnen gesunken, denn Großhandel, Gastronomi­e, Volksfeste und Weihnachts­märkte sind weggebroch­en. Um unsere Kartoffel zu retten, soll heißen nicht an Bullen verfüttern zu müssen, beziehungs­weise an Biogasanla­gen zu liefern, kam uns die Idee mit den bunten Kartoffelc­hips“, sagen Anton und Maximilian Wagner im Gespräch mit der „Ipfund Jagst-Zeitung“.

Die Wagners experiment­ieren schon seit vielen Jahren mit Kartoffels­orten in allen Farbschatt­ierungen. Da gibt es mehrere Rot- und Lilatöne, zart- oder tiefgelbe Sorten mit den Namen „rote Emmalie“, „rotschalig­e Laura“, „blaue Anneliese“, „Violetta“oder „Heiderot“, um nur ein paar zu nennen. Gerade diese hochwertig­en Kartoffeln sind bei Gastronome­n äußerst populär. Aber auch normale Haushalte haben den Geschmack dieser Knollen entdeckt.

Dann kam Corona. Der Familienbe­trieb blieb auf mehreren Tonnen der hochwertig­en Lebensmitt­el sitzen. Auch dieses Jahr rechnet Anton Wagner mit 50 bis 60 Tonnen Kartoffeln, die weniger an den Mann oder die Frau gebracht werden können. Also wurde ein Plan ausgearbei­tet. Sehr bald kam man auf die Herstellun­g von Kartoffelc­hips. Doch solche gab es schon in einer großen Vielfalt bei den Discounter­n.

„Wir wollten etwas Besonders machen, das unserer Philosophi­e hinsichtli­ch guter Produkte entspricht“, erzählen Maximilian und Anton Wagner von mehreren Familienzu­sammenkünf­ten, bei denen probiert, gefachsimp­elt und getestet wurde. Wichtig war ihnen, dass weniger Fett an die Chips kommt, um sie bekömmlich­er zu machen. Auch bei den möglichen Würzungen war man sich schnell einig. „Wir wollten den Geschmack nicht durch Würzmischu­ngen verfälsche­n.“Und so fiel die Entscheidu­ng für Meersalz als einzige Würze.

Beim Frittieren werden die Kartoffeln in heißem Sonnenblum­enöl bei rund 140 Grad (herkömmlic­h 170 bis 185 Grad) herausgeba­cken. Durch diese nicht zu hohe Temperatur kann die Feuchtigke­it aus der Kartoffel schnell verdampfen. Außerdem senken die niedrigere­n Temperatur­en den Gehalt von schädliche­m Acrylamid. Durch die sogenannte VakuumTech­nologie bleibt der Eigengesch­mack der verschiede­nen Kartoffels­orten erhalten. Hergestell­t werden die Chips übrigens in Bielefeld.

Tochter Antonia war zuständig für die Gestaltung der Verpackung. Sie zeigt das Konterfei von Anton und Maximilian Wagner, die mit gekreuzter Kartoffelg­abel und Kartoffelh­acke auf einem Feld stehen. Zu haben sind die Tüten bei Bäckereien, Metzgereie­n und Supermärkt­en, die der Betrieb bisher auch schon mit Kartoffeln versorgte.

Der Absatz, auch auf den Wochenmärk­ten, läuft blendend. Die erste Charge – 6500 Tüten Chips, die aus drei Tonnen Rohkartoff­eln hergestell­t wurden – ist fast weg, die zweite mit weiteren 4000 Tüten ist unterwegs.

„Nachdem das alles so toll läuft, hatten wir beinahe schon Schwierigk­eiten, für das laufende Jahr genügend Sorten zu organisier­en. Maximilian Wagner war in dieser Sache in der gesamten Region bis hin nach München unterwegs. Jetzt haben wir genug und nächste Woche werden die Kartoffeln in die verschiede­nen Äcker gelegt“, sagen Seniorund Junior-Chef. Junior-Chef Maximilian macht derzeit seine landwirtsc­haftliche Meisterprü­fung samt Ausbildung­sbefähigun­g. Die nächste Generation steht also in den Startlöche­rn.

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FOTO: HAFI Maximilian und Anton Wagner (von links) vom landwirtsc­haftlichen Betrieb Kartoffel Wagner in Neunheim, präsentier­en ihre bunten Kartoffelc­hips.

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