So lange der Vorrat reicht: Ab sofort gibt’s den Piks auch beim Hausarzt
Impfen ist seit Dienstag auch in Hausarztpraxen möglich – Wartelisten sind ellenlang – Die Hoffnung auf mehr Impfdosen ist groß
AALEN - Im Kampf gegen das Coronavirus ist am Dienstag auch auf der Ostalb die zweite Stufe der Impfkampagne gestartet. Ab sofort bieten auch die niedergelassenen Hausärzte für über 80- und 70-Jährige Impfungen an. Welche Praxen im Ostalbkreis diese Möglichkeit offerieren, kann Kai Sonntag, Pressesprecher der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Baden-Württemberg, nicht sagen. Da es sich um ein freiwilliges Angebot handelt, müssten sich die Hausärzte nicht registrieren. Eine der Praxen, die mit im Boot ist, ist die allgemeinärztlich-internistische Gemeinschaftspraxis von Sonhild Kolb und Andreea-Elena Frankowski in Unterrombach.
In der Praxis von Sonhild Kolb klingelt nonstop das Telefon. Angesichts der nach wie vor chaotischen Terminvergabe für das Aalener Kreisimpfzentrum und dem endlosen Warten auf einen dortigen Termin laufen die Drähte in der Praxis in Unterrombach heiß. Doch auch hier seien bereits alle Termine für die kommende Woche vergeben, sagt Sonhild Kolb. Mehr Patienten könne sie nicht annehmen, da ihr gerade einmal zwölf von 18 bestellten Impfdosen zur Verfügung gestellt worden seien. Die telefonische Warteliste, die ihre Mitarbeiter in der Praxis führen würden, sei ellenlang. Priorität hätten die über 80-Jährigen und Risikopatienten. Erst dann würden über 70-Jährige zum Zug kommen.
Dass im Kampf gegen Corona endlich die Hausärzte mit ins Boot genommen wurden, findet Sonhild Kolb positiv. Weniger positiv sei es, dass es nach wie vor zu wenig Impfstoff gibt. Mit einer größeren Charge rechnet sie allerdings in den kommenden Wochen. Dann werde vielleicht endlich Bewegung in die schleppende Impfstrategie kommen.
Mit dem Impfstoff und dem erforderlichen Zubehör wie Spritzen und Kanülen werden die Arztpraxen per Bestellung über die Apotheken beliefert. Den Bestellschein müssen die Ärzte wöchentlich an die Apotheke senden, sagt Andrea Benz, Inhaberin der Hofherrn-Apotheke der DRKSeniorenresidenz Heimatwinkel und der neue Aala-Apotheke in der Weilerstraße im neuen Ärztehaus. Die ersten bestellten Chargen seien am Dienstagmittag in ihren Apotheken eingetroffen und umgehend an die Praxen ausgeliefert worden. Insofern könnten diese ab Mittwoch mit den Impfungen starten. Kühl gelagert sei der Impfstoff fünf Tage lang haltbar, sagt Benz, die am Dienstagmorgen bereits die nächsten Bestellmengen geordert habe.
Angesichts der Impfstoffknappheit sei die Bestellmenge auf 18 bis maximal 50 Impfdosen pro Woche begrenzt. Bestellt werden könne im Moment nur der Impfstoff Biontech. In absehbarer Zeit soll, laut Kai Sonntag, allerdings auch der Impfstoff Astrazeneca hinzukommen. Ende April sei überdies mit deutlich mehr Impfstoffdosen für die Arztpraxen zu rechnen. Sobald genügend Impfstoff bereitgestellt werden kann, könnten auch Fachärzte Impfungen anbieten, sagt Sonntag. Von der Impfberechtigung ausgenommen seien Zahnärzte, da sie nicht zu den Humanmedizinern zählen würden.
Mit den Bestellungen der Hausärzte hat das Team um Andrea Benz die kommenden Wochen alle Hände voll zu tun. Neben ihrem Alltagsgeschäft müssten ihre Angestellten auch das noch kostenlose Angebot an Schnelltests stemmen. „Wir sind mittlerweile am Anschlag und machen etliche Überstunden. Nach wie vor sind wir trotz der Anstrengung allerdings motiviert und tun alles Mögliche im Kampf gegen Corona.“Rund 150 Schnelltests würden sechs Mitarbeiter in Zweierteams in beiden Apotheken zu festgelegten Zeiten am Tag abdecken. Um Wartezeiten und Ansammlungen zu vermeiden, könnten Termine dafür auch online gebucht werden, sagt Benz. Die Ergebnisse der Tests würden den Bürgern per E-Mail zugesandt. Bei einem positiven Text müsste überdies das Gesundheitsamt des Landratsamts informiert werden.
Die Möglichkeit des Schnelltests hätten vor Ostern vor allem Familien in Anspruch genommen, um vor dem Besuch bei ihren Lieben auf der sicheren Seite zu sein. Ansonsten sei das Publikum bunt gemischt und reiche von Arbeitnehmern, die einen negativen Corona-Test als Bescheinigung für ihren Arbeitgeber brauchen über Erzieher und Lehrer bis hin zu Privatpersonen, die einfach auf Nummer sicher gehen wollten.