Kleiner Ratgeber fürs Essen zum Abholen
Eigentlich ist es ja alles andere als eine gute Nachricht, dass seit dem Beginn der Pandemie viele Menschen Erfahrungen mit sogenanntem Essen-to-go haben sammeln müssen. Sowohl Gäste als auch Gastgeber. Denn eigentlich widerspricht diese Form der gastronomischen Ersatzbefriedigung allem, was gute Gastlichkeit ausmacht. Ist es doch nicht bloß das Essen, was ein Gastgeber verkauft. Es ist das Gefühl, an einem schönen Ort willkommen zu sein. Wahrgenommen zu werden, Ansprache zu haben und manchmal eben etwas anderes zu erleben, als die Menschen am eigenen Küchentisch oder das Essen vom eigenen Herd.
Aber es hilft ja nichts: Leider wird uns das Thema noch einige Zeit beschäftigen. Darum heute ein paar praktische Ratschläge, die das Konsumieren von vorbestelltem Essen zwar nicht perfekt, aber tendenziell besser machen. Beginnen wir mit der Art der Speisen. Es gibt natürlich Gerichte, die sich gut oder weniger gut eignen, um einen Transport zu überstehen, ohne allzu viel kulinarische Qualität einzubüßen. Was sich dabei nicht besonders bewährt, sind Nudeln. Pasta-Gerichte quellen naturgemäß schnell auf, sodass weder Soße noch Teigware in Form bleiben und der Koch beim Esser das gewünschte Ziel oft verfehlt. Leider tickt die Uhr bei Nudelgerichten ab dem Zeitpunkt des Verpackens sehr laut. Damit ist das Timing umso wichtiger. Gut ist, wenn der Abholer pünktlich ist, und der Koch erst dann das Gericht final fertig macht. Schlecht ist, wenn der Abholer sich verspätet – und die verpackte Pasta schon vor dem eigentlichen Transport ein halbe Stunde in der Verpackung schwitzt. Das gilt natürlich generell und nicht nur für Nudeln. Verhältnismäßig gut funktionieren indes Kässpätzle oder Maultaschen – der schwäbische Klassiker Linsen mit Spätzle und Saiten ist sogar wie geschaffen fürs Abhol-Geschäft.
Fast ohne Qualitätsverlust lassen sich auch Schmorgerichte transportieren. Ein Wildragout etwa lebt geradezu davon, dass das Fleisch mürbe gekocht ist und sich durch den Garvorgang alle Aromen in der Soße konzentrieren. Beilagen wie Knödel verzeihen den Transport ebenfalls ohne gravierende Qualitätseinbußen. Und auch frischer Salat verkraftet die Reise von der Wirtschaft zum eigenen Esstisch. Vorausgesetzt man ist schlau genug, ihn nicht ganz oben auf die heißen Sachen zu stellen. Einige Anbieter geben das Dressing separat dazu, sodass die zarten Blätter unterwegs nicht matschig werden.
Problematisch wiederum sind Gerichte, die einen individuellen Garpunkt treffen sollen. Liebt jemand sein Steak medium – also mittig noch rosa – muss er schon eine
Menge Glück haben, weil der Zustand des Fleischs außerordentlich stark von Temperatur und Dauer des Transports abhängen. Das einzukalkulieren, ist selbst für gewiefte Profis schwer möglich. Ähnliches gilt für Hamburger, die auf so einer Reise rasch zu Trockenheit neigen. Und die Pizza – der Klassiker unter der heißen Abholware – knuspert auch nur richtig, wenn sie frisch aus dem Ofen kommt. Womit also Tempo beim Transport angesagt ist, um sie noch so genießen zu können, wie der Pizzaiolo sie zubereitet hat.
Apropos Transport: Eine Thermobox, die es in unterschiedlichen Größen etwa ab 15 Euro zu kaufen gibt, sorgt für eine deutlich verbesserte Temperaturstabilität während der Fahrt von A nach B.
Hoffen wir gemeinsam, dass diese Ratschläge sehr bald überholt sind, weil wir wieder richtig Gast sein dürfen!
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