Astrazeneca im Südwesten weiter erst ab 60
Bayern gibt den Impfstoff für alle Altersklassen frei – Spahn hofft auf Priosierungsende im Juni
BERLIN/STUTTGART - Optimismus in Sachen Corona-Impfungen: Nach Ansicht von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn könnte die offiziell festgelegte Reihenfolge im Juni nicht mehr nötig sein. Wenn es früher sein sollte, wäre er froh, sagte der CDUPolitiker am Donnerstag im Bundesrat. In Bayern, Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Berlin wurde der Impfstoff von Astrazeneca unterdessen bereits jetzt für alle Altersgruppen freigegeben. Für Menschen unter 60 Jahren soll die Impfung aber nur nach einer ausführlichen Beratung erfolgen. Wegen sehr seltener Fälle von Blutgerinnseln soll das Präparat des britisch-schwedischen Herstellers nach einer Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) in Deutschland seit Ende März in der Regel nur noch bei Menschen ab 60 Jahren eingesetzt werden.
Baden-Württemberg will Astrazeneca jedoch weiterhin nicht für alle Altersgruppen freigeben, solange nicht mehr Impfstoff zur Verfügung steht, wie eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums am Donnerstag in Stuttgart mitteilte. „Auch wenn im Mai mit mehr Impfstoff zu rechnen ist, wird zunächst weiterhin ein Impfen nach der in der Corona-Impfverordnung des Bundes festgelegten Reihenfolge notwendig sein“, teilte sie mit. Wie von der Stiko empfohlen, könnten sich im Südwesten jedoch auch Personen unter 60 aus den Gruppen mit höchster und hoher Priorität, etwa Pflegekräfte, „nach sorgfältiger Aufklärung“in Arztpraxen mit Astrazeneca impfen lassen.
„Ich finde die Diskussion um die Priorisierung mittlerweile eigentlich seltsam“, sagte Stiko-Chef Thomas Mertens der „Schwäbischen Zeitung“. Er halte die Reihenfolge, „solange wenig Impfstoff verfügbar ist“, für „absolut sinnvoll, ethisch notwendig und gerecht“. Erst wenn die Impfung besonders gefährdeter Menschen sichergestellt sei, sollten möglichst viele Menschen unabhängig von Risiken geimpft werden.
Spahns Hoffnung fußt auf einem höheren Impftempo im zweiten Quartal – das mit mehr Impfstofflieferungen und der Einbeziehung von Praxen zunehmen werde. Derzeit habe mehr als jeder Fünfte in der Bevölkerung eine erste Impfung erhalten, bis Ende April werde es jeder Vierte sein und im Mai jeder Dritte. Im Juni würden neben Hausärzten auch Betriebsärzte einbezogen.