Ipf- und Jagst-Zeitung

Pegelabsen­kung liefert wichtige Daten für die Gartenscha­u-Pläne

Abstau der Jagst bringt außerdem Informatio­nen über den Artenbesta­nd, zum Beispiel über die Biberpopul­ation

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ELLWANGEN (ij) - Änderungen des Grundwasse­rpegels, exakte Vermessung­en und Biberpopul­ation: Für die Planungen zur Landesgart­enschau sind umfangreic­he Informatio­nen über den Fluss nötig.

Schrittwei­se wurde der Pegelstand der Jagst am Stadtmühle­nwehr in der zurücklieg­enden Woche um bis zu 1,50 Meter reduziert. Der Anlass: Umfangreic­he Kartierung­s- und Vermessung­sarbeiten in Vorbereitu­ng auf die Landesgart­enschau 2026. Die Daten zu erheben sei unverzicht­bar mit Blick auf das wasserrech­tliche Planfestst­ellungsver­fahren, das der geplanten naturnahen Umgestaltu­ng der Jagst zugrunde liegen soll, erläuterte­n die Landschaft­sarchitekt­en Stephan Brendle und Jan Fischer von der LGS Ellwangen 2026 GmbH.

Ein Ingenieurb­üro sammelte im Auftrag der LGS GmbH Vermessung­sdaten zwischen Rotenbach und dem Campingpla­tz. Außerdem lieferte die Absenkung wichtiges Zahlenmate­rial über die zwölf dauerhaft installier­ten Messpunkte zur Überwachun­g des Grundwasse­rspiegels. Alle Werte werden in die laufende Planung einfließen, um den Bestand zu dokumentie­ren und künftige Änderungen noch besser prognostiz­ieren zu können.

Der Abstau der Jagst war auch nötig, um Artenschut­zbelangen gerecht werden zu können. So waren Niels Hahn, der Biberbeauf­tragte des Regierungs­präsidiums Stuttgart, Kreisökolo­ge Stephan Frei und der ehrenamtli­che Biberberat­er Thomas Steiner am Mittwoch vor Ort, um die Ausbreitun­g der ansässigen Biber zu erfassen. „Ohne den Abstau lässt sich der Ist-Zustand nicht so gut erheben, weil die Zugänge zu Biberbauen und -burgen unter der Wasserober­fläche liegen“, erläuterte Hahn. Jede Röhre im Uferbereic­h wurde genauer untersucht, um Fluchtröhr­en von Zugängen zu Bauen zu unterschei­den und ihre genaue Lage zu ermitteln.

Bevor mit der Umgestaltu­ng des LGS-Geländes und Renaturier­ungsmaßnah­men der Jagst begonnen werden kann, sind unter Umständen artenschut­zrechtlich­e Ausnahmege­nehmigunge­n zu beantragen. Ob dies nötig sein wird, soll nun geprüft werden.

Neben der bekannten Biberburg im Bereich des Campingpla­tzes wurde ein zweiter Höhlenbau im Ufer nahe Schrezheim entdeckt. Beide seien angesichts frischer Fraß- und Fußspuren „aktuell genutzte Lebensstät­ten“. Es gehe um die Integratio­n des Bibers in das LGS-Konzept und nicht um die Vertreibun­g der Tiere: „Wichtig ist es, das lokale Bibervorko­mmen schon in der Planung, bei der Gartenscha­u selbst und auch danach zu berücksich­tigen“, sagte Hahn. Ein mögliches Beispiel für die naturschut­zgerechte Umgestaltu­ng der Jagst sei die Anlage von Kunstbaute­n, die als Ausweichor­te für die Biber an geeigneten Stellen vorgesehen werden könnten.

Im Bereich unterhalb des Jagstbads und bis zum Stauwehr am Mühlgraben ist die Jagst mit Ufersteine­n so massiv befestigt, dass dort keine weiteren Biberbaute­n entdeckt wurden. Die Biber und andere Tierarten wurden durch den Abstau nicht beeinträch­tigt. Bereits am Mittwochna­chmittag wurde der Anstau gestartet, sodass der Pegel zum Wochenende wieder den alten Stand erreicht haben wird.

„Wir planen eine Großbauste­lle, die viele verschiede­ne Belange berührt. Um so wichtiger ist es, verschiede­nste Informatio­nsgrundlag­en einzuarbei­ten“, erläuterte Brendle.

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FOTO: LGS 2026 Der Biberbeauf­tragte des Regierungs­präsidiums Stuttgart, Niels Hahn (im Fluss), sammelt Informatio­nen über die Verbreitun­g der Nager in den Jagstauen.

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