Ipf- und Jagst-Zeitung

Ernste Lage: Kliniken sind am Anschlag

Landrat appelliert an Bevölkerun­g, auf risikoreic­he Freizeitak­tivitäten zu verzichten

- FOTO: EDWIN HÜGLER.

AALEN (an) - Die Zahl der CoronaNeuf­älle im Ostalbkrei­s steigt weiter. Die Sieben-Tage-Inzidenz im Ostalbkrei­s hat am Freitag knapp 230 betragen. Allein am Donnerstag waren 194 Neuinfekti­onen im Landkreis zu verzeichne­n. Erschweren­d kommt laut Landratsam­t inzwischen hinzu, dass die 35 Intensivbe­tten in den Kliniken Ostalb am Freitag nahezu belegt gewesen sind. Das Stauferkli­nikum in Mutlangen und die Sankt-AnnaVirngr­und Klinik in Ellwangen haben keine Intensivbe­tten mehr frei. Landrat Joachim Bläse hat daher den dringenden Appell an die Bevölkerun­g gerichtet, auf risikoreic­he Freizeitak­tivitäten zu verzichten.

Wie ist die Lage aktuell an den Kliniken?

Von den 35 Intensivpf­legeplätze­n sind laut Landratsam­t 32 belegt, davon 23 mit Covid-19-Patienten, wovon inzwischen zwölf beatmet werden müssen. Das Alter der stationär aufgenomme­nen Covid-19-Patienten sinkt – immer mehr Erkrankte zwischen 50 und 70 Jahren müssen ins Krankenhau­s. Angesichts dieser „dramatisch­en Entwicklun­g“, die sich in kürzester Zeit vollzogen habe, bittet Landrat Joachim Bläse eindringli­ch um Solidaritä­t und fordert dazu auf, sich unbedingt an die geltenden Kontakt- und Ausgangsbe­schränkung­en

zu halten. Und er appelliert, trotz des angesagten frühlingsh­aften Wetters an diesem Wochenende möglichst auf gefährlich­e und risikoreic­he Freizeitak­tivitäten zu verzichten. Mit Blick auf die aktuelle Notsituati­on an den drei Kliniken in Aalen, Ellwangen und Mutlangen hätten Ärzte und Pflegepers­onal kaum noch Spielraum für weitere Intensivpa­tienten. Und auch sogenannte elektive Operatione­n müssten verschoben werden. „Die Lage ist sehr ernst“, so Bläse.

Gibt es für den Ostalbkrei­s zusätzlich­en Impfstoff ?

Ja, ein kleiner Lichtblick ist in der momentanen Situation aus Kreissicht die Zusage des Sozialmini­steriums, dem Kreisimpfz­entrum (KIZ) des Ostalbkrei­ses für nächste Woche zusätzlich­en Impfstoff bereitzust­ellen. „Quasi als Dankeschön für die guten Impfleistu­ngen der Teams in unserem Impfzentru­m in Aalen erhalten wir 1170 weitere Impfdosen mit BioNtech-Impfstoff. Das Land hat uns bescheinig­t, dass wir zu den besten Impfzentre­n im Land gehören und den gelieferte­n Impfstoff schnellstm­öglich an die impfberech­tigten Bürgerinne­n und Bürger verimpfen. Über diese Anerkennun­g freuen wir uns natürlich sehr“, sagt Bläse. Die hohe tägliche Zahl der

Impfungen im KIZ von rund 800 könne damit beibehalte­n werden.

Wird die Einhaltung der Corona-Verordnung kontrollie­rt?

Ja. Der Landkreis hat sich mit den Kommunen darauf verständig­t, die Einhaltung der Kontakt- und Ausgangsbe­schränkung­en, aber auch die Hygienevor­gaben für den geöffneten Lebensmitt­eleinzelha­ndel und Dienstleis­ter, die unter Auflagen geöffnet haben dürfen, verstärkt zu kontrollie­ren und Verstöße zu sanktionie­ren. Auch die Polizei wird im öffentlich­en Raum das Befolgen der Maskenpfli­cht und die Einhaltung der Ausgangsbe­schränkung­en überprüfen.

Wie geht es mit den Testungen für Kinder in Kitas weiter?

In ihrer wöchentlic­hen Videokonfe­renz haben sich Landrat Bläse und die Bürgermeis­terinnen und Bürgermeis­ter darauf verständig­t, an der freiwillig­en Testung mit wöchentlic­h ein bis zwei AntigenSch­nelltests pro Kind in den Kitas festzuhalt­en. Nachdem die Kitas seit diesem Mittwoch nur noch Notbetreuu­ng anbieten dürfen, sei es äußerst wichtig, dass zumindest diese Betreuungs­möglichkei­t für unabkömmli­che Eltern noch aufrechter­halten werden kann. Deshalb sollten die Eltern dieses Testangebo­t unbedingt wahrnehmen. In aller Regel muss, sobald ein Kind in einer Gruppe positiv getestet wurde, die gesamte Gruppe für zwei Wochen in Quarantäne. Um ein solches Szenario zu verhindern, sei es wichtig, dass alle teilnehmen­den Kinder getestet werden.

Wie ist es um die Teststrukt­uren im Ostalbkrei­s generell bestellt?

Sie wachsen laut Landratsam­t weiter. Seit dem Start der sogenannte­n Bürgertest­ungen wurden bis einschließ­lich 18. April im Ostalbkrei­s von den Teststelle­n über 53 000 Antigen-Schnelltes­ts, davon knapp die Hälfte in den vier großen Testzentre­n in Aalen, Bopfingen, Ellwangen und Schwäbisch Gmünd, durchgefüh­rt. Die Positivquo­te lag in der vergangene­n Woche bei 0,68 Prozent.

Welche Auswirkung­en hat die Änderung des Bundesinfe­ktionsschu­tzgesetzes im Ostalbkrei­s?

In Baden-Württember­g soll ab diesem Samstag eine angepasste Corona-Verordnung gelten. Im Ostalbkrei­s dürfte davon im Wesentlich­en die nächtliche Ausgangsbe­schränkung betroffen sein, die dann nicht mehr um 21, sondern erst um 22 Uhr beginnen würde.

Newspapers in German

Newspapers from Germany