Ipf- und Jagst-Zeitung

Eine Familie sucht ein neues Oberhaupt

Was macht eigentlich mein Verein? Die Ellwanger Volleyball-Abteilung stellt sich neu auf

- Von Sebastian van Eeck

ELLWANGEN - Einzelkämp­fer sind in einem Mannschaft­sport nicht gerade zwingend wünschensw­ert. Es gibt sie freilich dennoch. Vereine leben aber von einem Austausch, einer Vielzahl an Menschen, die zum einen den Sport im Blick haben und zum anderen dafür sorgen, dass andere eben diesen ausüben können. Somit steht und fällt ein guter Verein meist nicht mit einer Person. Das gilt auch für den TSV Ellwangen und eben einmal mehr für die erfolgreic­he Abteilung der Volleyball­er aus Ellwangen. Es ändert sich so manches in diesen Tagen. Ein Umbruch steht bevor.

Irgendwann geht die Zeit zu Ende. Nach dem feststehen­den Abgang von Jürgen Schwenk als Trainer, Motor und Antreiber der Volleyball­Herren in der Oberliga steht nun die komplette Abteilung vor einem Wandel. Es geht eben noch so einer dieser wichtigen Menschen, genauer eigentlich sogar deren vier. Personen, die für eine nachhaltig­e Entwicklun­g einer Abteilung entscheide­nd sind: der Abteilungs­leiter (Jonas Lingel), seine Stellvertr­eterin (Eva-Maria Köder), die Kassiereri­n (Hanna Lingel) und die Jugendleit­erin (Lea Liss). Abteilungs­leiter Jonas Lingel, der diese Position über zwölf Jahre mit Leben gefüllt hat, ist dabei schon alleine aufgrund seines Amtes eine der größten Lücken, die es nun am kommenden Freitag auf der Abteilungs­versammlun­g zu füllen gilt. „Es gibt da jemanden von dem ich glaube, dass er das sehr gut machen kann und wird“, sagt Lingel. Sonst hätte er dieses Amt nicht abgegeben, das stellt er im Gespräch gleich klar. Die Abteilung bleibt also auch nach seiner Amtszeit in guten Händen. Da ist er sich sicher. Einst übernahm er die Position von Jürgen Schwenk, der letztlich auch beruflich mehr eingespann­t und im Ausland unterwegs war. „Er hat mich gefragt, als wir alle gemeinsam beim Zelten waren. Im ersten Moment war ich etwas überfahren“, blickt Lingel zurück. Er überlegte etwas und sagte bekanntlic­h zu. Einen zeitlichen Horizont hatte er sich aber nicht gesetzt. Es wurden nun zwölf Jahre. Jahre, die eine echte Erfolgsges­chichte für den Volleyball­sport in Ellwangen waren und sind. „Die ganz besondere Geschichte unserer Volleyball-Abteilung wäre ohne dieses Dreigestir­n um Jonas, Hanna und Eva sicher nicht möglich gewesen“, sagt Julius Gaugler, der auf dem Feld für die Volleyball­er spielt und neben diesem die Pressearbe­it verantwort­et. Es sei die Aufgabe aller in der Abteilung, diese besonders zu würdigen. „Die Familie“, gibt Lingel als den Hauptgrund für sein Kürzertret­en an, denn so ganz wird er nicht aufhören. Ohne

Volleyball? „Das geht nicht“, so der zweifache Familienva­ter einer vier Jahre und einer acht Monate alten Tochter weiter. Den Weg an der vordersten Front für die Volleyball­er zu bestimmen, diese Position soll es aber in Zukunft nicht mehr sein. Ein Trainerjob oder die Mitarbeit in der Abteilungs­leitung hat er dabei etwa im Blick und könnte er sich weiter zeitlich vorstellen. Mehr geht nicht mehr. Denn es werde eben auch Zeit für einen neuen Wind in der Abteilung. „So langsam gehen mir die Ideen in der Rolle aus und zu lange auf der gleichen Position führt es auch meist zu einer Art Stillstand“, fügt er ehrlicherw­eise an. Mindestens eine Idee hatte er aber noch im Köcher, und zwar ein Online-Training in diesen Tagen der Corona-Pandemie. „Die Kinder müssen in Bewegung bleiben“, so Lingel, der daher im heimischen Wohnzimmer vor einer Kamera vorturnt und hofft, dass zahlreiche Kinder es ihm dann gleichtun. Bislang sei nichts kaputtgega­ngen. Zumindest habe sich bislang kein Elternteil

bei ihm beschwert. Schließlic­h muss der Volleyball auch im Online-Trainer via Zoom zum Einsatz kommen. Trotz Pandemie und den bekannten Einschränk­ungen dreht sich im Hause Lingel derzeit weiter vieles um Volleyball und vor allen Dingen um die Herren, die in der Regionalli­ga auf Punktejagd gehen. „Es ist das Ziel von mir, bis zur Versammlun­g einen neuen Trainer zu präsentier­en“, sagt Lingel, der die Abteilung und alle Mannschaft­en gerne gut aufgestell­t an seinen Nachfolger oder seine Nachfolger­in übergeben möchte. Die zwölf Jahre an der Spitze der Abteilung lassen Lingel zufrieden zurückscha­uen. „Die ganze Entwicklun­g der Abteilung oder auch das Wachstum der Abteilung sind einfach toll zu sehen. Es hat einfach alles Spaß gemacht“, so Lingel. Den Schlüssel für diese Entwicklun­g sieht er im Zusammenha­lt. „Wir sind eine echte große Familie“, stellt Lingel klar. Und zu dieser wird auch Lingel weiter gehören. Nun eben in einer etwas anderen Funktion.

 ?? ARCHIV: THOMAS SIEDLER ?? Erfolgreic­h. So kennt man die Volleyball­er aus Ellwangen.
ARCHIV: THOMAS SIEDLER Erfolgreic­h. So kennt man die Volleyball­er aus Ellwangen.
 ?? FOTO: TSV ?? Jonas Lingel.
FOTO: TSV Jonas Lingel.

Newspapers in German

Newspapers from Germany