Eine Familie sucht ein neues Oberhaupt
Was macht eigentlich mein Verein? Die Ellwanger Volleyball-Abteilung stellt sich neu auf
ELLWANGEN - Einzelkämpfer sind in einem Mannschaftsport nicht gerade zwingend wünschenswert. Es gibt sie freilich dennoch. Vereine leben aber von einem Austausch, einer Vielzahl an Menschen, die zum einen den Sport im Blick haben und zum anderen dafür sorgen, dass andere eben diesen ausüben können. Somit steht und fällt ein guter Verein meist nicht mit einer Person. Das gilt auch für den TSV Ellwangen und eben einmal mehr für die erfolgreiche Abteilung der Volleyballer aus Ellwangen. Es ändert sich so manches in diesen Tagen. Ein Umbruch steht bevor.
Irgendwann geht die Zeit zu Ende. Nach dem feststehenden Abgang von Jürgen Schwenk als Trainer, Motor und Antreiber der VolleyballHerren in der Oberliga steht nun die komplette Abteilung vor einem Wandel. Es geht eben noch so einer dieser wichtigen Menschen, genauer eigentlich sogar deren vier. Personen, die für eine nachhaltige Entwicklung einer Abteilung entscheidend sind: der Abteilungsleiter (Jonas Lingel), seine Stellvertreterin (Eva-Maria Köder), die Kassiererin (Hanna Lingel) und die Jugendleiterin (Lea Liss). Abteilungsleiter Jonas Lingel, der diese Position über zwölf Jahre mit Leben gefüllt hat, ist dabei schon alleine aufgrund seines Amtes eine der größten Lücken, die es nun am kommenden Freitag auf der Abteilungsversammlung zu füllen gilt. „Es gibt da jemanden von dem ich glaube, dass er das sehr gut machen kann und wird“, sagt Lingel. Sonst hätte er dieses Amt nicht abgegeben, das stellt er im Gespräch gleich klar. Die Abteilung bleibt also auch nach seiner Amtszeit in guten Händen. Da ist er sich sicher. Einst übernahm er die Position von Jürgen Schwenk, der letztlich auch beruflich mehr eingespannt und im Ausland unterwegs war. „Er hat mich gefragt, als wir alle gemeinsam beim Zelten waren. Im ersten Moment war ich etwas überfahren“, blickt Lingel zurück. Er überlegte etwas und sagte bekanntlich zu. Einen zeitlichen Horizont hatte er sich aber nicht gesetzt. Es wurden nun zwölf Jahre. Jahre, die eine echte Erfolgsgeschichte für den Volleyballsport in Ellwangen waren und sind. „Die ganz besondere Geschichte unserer Volleyball-Abteilung wäre ohne dieses Dreigestirn um Jonas, Hanna und Eva sicher nicht möglich gewesen“, sagt Julius Gaugler, der auf dem Feld für die Volleyballer spielt und neben diesem die Pressearbeit verantwortet. Es sei die Aufgabe aller in der Abteilung, diese besonders zu würdigen. „Die Familie“, gibt Lingel als den Hauptgrund für sein Kürzertreten an, denn so ganz wird er nicht aufhören. Ohne
Volleyball? „Das geht nicht“, so der zweifache Familienvater einer vier Jahre und einer acht Monate alten Tochter weiter. Den Weg an der vordersten Front für die Volleyballer zu bestimmen, diese Position soll es aber in Zukunft nicht mehr sein. Ein Trainerjob oder die Mitarbeit in der Abteilungsleitung hat er dabei etwa im Blick und könnte er sich weiter zeitlich vorstellen. Mehr geht nicht mehr. Denn es werde eben auch Zeit für einen neuen Wind in der Abteilung. „So langsam gehen mir die Ideen in der Rolle aus und zu lange auf der gleichen Position führt es auch meist zu einer Art Stillstand“, fügt er ehrlicherweise an. Mindestens eine Idee hatte er aber noch im Köcher, und zwar ein Online-Training in diesen Tagen der Corona-Pandemie. „Die Kinder müssen in Bewegung bleiben“, so Lingel, der daher im heimischen Wohnzimmer vor einer Kamera vorturnt und hofft, dass zahlreiche Kinder es ihm dann gleichtun. Bislang sei nichts kaputtgegangen. Zumindest habe sich bislang kein Elternteil
bei ihm beschwert. Schließlich muss der Volleyball auch im Online-Trainer via Zoom zum Einsatz kommen. Trotz Pandemie und den bekannten Einschränkungen dreht sich im Hause Lingel derzeit weiter vieles um Volleyball und vor allen Dingen um die Herren, die in der Regionalliga auf Punktejagd gehen. „Es ist das Ziel von mir, bis zur Versammlung einen neuen Trainer zu präsentieren“, sagt Lingel, der die Abteilung und alle Mannschaften gerne gut aufgestellt an seinen Nachfolger oder seine Nachfolgerin übergeben möchte. Die zwölf Jahre an der Spitze der Abteilung lassen Lingel zufrieden zurückschauen. „Die ganze Entwicklung der Abteilung oder auch das Wachstum der Abteilung sind einfach toll zu sehen. Es hat einfach alles Spaß gemacht“, so Lingel. Den Schlüssel für diese Entwicklung sieht er im Zusammenhalt. „Wir sind eine echte große Familie“, stellt Lingel klar. Und zu dieser wird auch Lingel weiter gehören. Nun eben in einer etwas anderen Funktion.