Ipf- und Jagst-Zeitung

Leben im Hospiz ist nicht vorhersehb­ar

Auch am Maja-Fischer-Hospiz in Ebnat geht die Corona-Pandemie nicht spurlos vorüber

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AALEN-EBNAT (an) - Kein Tag ist wie der andere. Von keinem noch so ausgefeilt­en Plan für den nächsten Tag kann man sagen, ob er so umgesetzt werden kann. Das Leben im Hospiz ist nicht vorhersehb­ar. „Kurz vor dem Tod gibt es oft noch viel zu tun“, sagt Helga Schmid, pflegerisc­he Leiterin des Maja-Fischer-Hospizes in Ebnat. Und auch oder gerade in Zeiten der Pandemie wird vieles möglich gemacht. „Mit Kreativitä­t, Flexibilit­ät und Achtsamkei­t den Hospizgäst­en gegenüber“, ergänzt Martin Keßler, katholisch­er Seelsorger für Menschen in Not.

Die Atmosphäre ist ruhig, besonnen und sonnig an diesem Vormittag. Die Kerze beim Kreuz, die im Flur steht und den Gemeinscha­ftsraum mit den acht Zimmern der Gäste verbindet, ist aus. „Wir zünden sie immer dann an, wenn ein Hospizgast verstorben ist“, lächelt Helga Schmid hinter ihrer Maske. Diese kleinen Rituale sind wichtig an diesem Ort, wo Menschen in ihre letzten Tage oder Wochen voller Leben gehen. „Oft“, so weiß Helga Schmid aus Erfahrung, „sind noch viele Dinge zu tun und zu erledigen“. Ein nie gelöster Konflikt innerhalb der Familie, ein im Raum stehender Streit. Auch mit sich selbst im Reinen zu sein – das ist für Menschen, die ins Hospiz kommen, sehr wichtig.

Mit einem multiprofe­ssionellen Team kümmern sich die Mitarbeite­nden um die Frauen und Männer, erfüllen letzte Wünsche, hören in Gesprächen heraus, wenn den Menschen noch etwas belastet. „Manchmal sitzen wir einfach auch nur da und sagen gar nichts“, beschreibt Martin Keßler. Doch: In vielen Fällen wünschen sich die Hospizgäst­e eben, dass die Angehörige­n zu ihnen kommen, die letzte Phase des Lebens begleiten.

„Das ist natürlich durch Corona nicht einfacher geworden“, sagt Helga Schmid. Auch habe es im ersten Lockdown einen kleinen Belegungsk­nick gegeben. Doch das habe sich schnell wieder gelegt. „Wir sind fast immer voll besetzt“, berichtet die pflegerisc­he Leiterin. Und das liegt wohl auch daran, dass im Maja-Fischer-Hospiz ein Team zusammenar­beitet, das ganz individuel­le Arbeit gewohnt ist und sich schnell auf veränderte Situatione­n einlässt. Das betrifft nicht nur die palliative Behandlung, die nicht selten dreimal täglich eine neue Dosierung der Medikament­e erforderli­ch macht, sondern eben auch die Besuchsmög­lichkeiten, die die Pandemiebe­stimmungen aufgegeben haben. „Wir schauen immer zuerst auf den Menschen und dann machen wir das möglich, was unter Einhaltung der Verordnung­en zulässig ist“, führt Helga Schmid aus. Im Gespräch

mit dem Hospizgast und den Angehörige­n hätten sich bisher immer Lösungen gefunden. Auch wenn diese nicht einfach sind. Momentan ist die Situation so, dass immer zwei Angehörige aus einem Haushalt den Hospizgast besuchen dürfen.

Jeder Tag ist anders. Alles im Blick zu haben, die Bedürfniss­e der Menschen, die neuen Corona-Bestimmung­en, den Schutz der Mitarbeite­nden und der Ehrenamtli­chen, und nicht zuletzt die Angehörige­n, für die es einen „Trauerweg“nach Maria Eich gibt – das alles ist nicht immer leicht. Wenn auch die Angehörige­n nicht ohne Beschränku­ngen ins Hospiz kommen dürfen, so betrachtet es Helga Schmid als großen Vorteil, dass zumindest die Gäste nun wieder im Gemeinscha­ftsraum miteinande­r essen dürfen. Den Menschen auf dem letzten Lebensweg, der innerhalb des Hospizes noch so viel Gutes zu bieten hat, hilft es sehr, wenn sie ihr Schicksal mit anderen Menschen in der gleichen Situation teilen können.

Die Lebensqual­ität während der Phase im Hospiz hoch zu halten, das hätte unter den Pandemie-Bedingunge­n auch wirklich zu einem großen Problem werden können. Nicht so in Ebnat. Die Kreativitä­t, das Engagement und der unbedingte Wille des ganzen Teams, dem Gast alles zu bieten, was er oder sie braucht, hat Wege eröffnet. Und Martin Keßler resümiert: „Das ist hier ein ganz bemerkensw­erter Ort.“

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FOTO: WERNER KRUEPER/EPD Im Maja-Fischer-Hospiz in Ebnat werden Menschen auf ihrem letzten Lebensweg begleitet. Durch Corona ist die Arbeit nicht einfacher geworden.
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FOTO: SIBYLLE SCHWENK Helga Schmid, die pflegerisc­he Leiterin des Maja-Fischer-Hospizes in Ebnat, und Martin Keßler, katholisch­er Seelsorger für Menschen in Not, sind für sterbenskr­anke Menschen da.

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