Heidenheim macht es Nürnberg zu einfach
FCH verpasst in der 2. Liga den zwischenzeitlichen Sprung auf den dritten Tabellenplatz – dafür wäre allerdings ein Sieg nötig gewesen statt eine 1:3-Niederlage beim Club.
NÜRNBERG - Hier spricht Nürnberg. Also in dem Fall der Trainer. „Das wird ein richtiges Brett. Nicht umsonst sind sie jedes Jahr da oben dabei, jetzt auch wieder, obwohl man sie schon ein paar Mal abgeschrieben hat, schleichen sie sich immer wieder an die Aufstiegsplätze heran. Ich glaube schon, dass sie noch ihre Chance wittern oben ranzurutschen“, befand Robert Klauß (36) vor dem Spiel.
Mit einem Sieg des 1. FC Heidenheim an diesem Samstagnachmittag in der 2. Fußball-Bundesliga beim 1. FC Nürnberg wäre in der verzerrten Tabelle sogar der zwischenzeitliche Sprung auf den dritten Tabellenplatz möglich gewesen. Doch bei der 1:3 (1:2)-Niederlage machte es der FCH dem Club zu einfach – und rutschte auf Rang sechs ab. „Die Niederlage ist hochverdient. Neben dem Spiel in Sandhausen war das von uns mit die schwächste Saisonleistung“, befand FCH-Trainer Frank Schmidt nach dem Spiel. In Sandhausen verlor der FCH mit 0:4 – und das ist auch der nächste Gegner.
Für den Paukenschlag vor dem Spiel sorgte der Club. In Sachen Personal. Die lebende Legende verlässt den Verein, schon im Mai. Marek Mintal (43), einst das Phantom in der Bundesliga, unauffällig aber effektiv vor dem Tor, ein Knipser. Der Stürmer arbeitet demnächst für sein Heimatland als Co-Trainer der slowakischen Nationalmannschaft in Sachen
Europameisterschaft. In Nürnberg coachte er die U 21. Robert Klauß hatte ihn einst als kleiner Junge am Bildschirm verfolgt. „Nürnberg verbinde ich in großer Linie mit Marek Mintal“, sagte der junge Trainer des FCN. Er fand es „cool“die Legende „live“quasi als Kollegen kennengelernt zu haben.
Vor dem Spiel hob Klauß aber auch Tim Kleindienst, Christian Kühlwetter und Denis Thomalla hervor, Männer die in der 2. Liga ganz gut knipsen. Zumindest zwei Männer musste er an diesem Samstag gleich besonders in Augenschein nehmen. Kleindienst und Kühlwetter stürmten wie erwartet von Beginn an – Thomalla saß zum Abschluss der Englischen Woche nach der 0:2-Niederlage am vergangenen Mittwoch gegen den VfL Bochum auf der Bank. Schmidt brachte stattdessen Kevin Sessa, zudem noch Andreas Geipl für Jan Schöppner. Jener Kleindienst sorgte den auch für die erste positive Erwähnung für Heidenheim. Der Stürmer setzte sich entschlossen gegen Enrico Valentini und Georg Margreitter durch, legte im Strafraum quer und Sessa rauschte heran, traf den Pfosten. Kühlwetter setzte nach – und wurde gefoult von Tim Handwerker, Strafstoß. Kleindienst verwandelte sicher – zum 1:1 in der 19. Minute.
Denn bis dahin rannte der FCH einem couragierten Club und vor allem einem Rückstand hinterher, schien danach aber besser im Spiel. Und wie der fiel, geht ein ins Kuriosider täten-Kabinett: Nach zwei Minuten trat Johannes Geis einen Freistoß fast auf Höhe der Grundlinie – und in
Folge brauchte es nicht einmal einen Stürmer, denn der Nürnberger Sechser mit der Nummer fünf zirkelte den Ball direkt ins Tor, in die kurze Ecke. FCH-Torwart Kevin Müller sah dabei freilich nicht gut aus. „Das war ganz klar mein Fehler“, gestand Müller hinterher ein. Einem zweiten Eckball folgte der zweite Rückstand. Wieder trat Geis, sein Ball hätte geklärt werden können, wurde er aber nicht, erreichte den Fabian Nürnberger, der per Flachschuss abschloss zum 2:1 (26.). Auch dieser Rückstand hätten binnen zehn Minuten egalisiert sein können. In einer abwechslungsreichen ersten Halbzeit im Max-Morlock-Stadion hätte Kleindienst artistisch den Ausgleich markieren können. Doch sein Hackenball nach einem Eckball sicherte Club-Keeper Christian Mathenia (34.).
Nürnberg hatte es einfacher, siehe das dritte Tor. Keine zehn Minuten in der zweiten Halbzeit und der Club knipste zum dritten Mal. Wieder kein Stürmer, wieder ein Mittelfeldspieler. Tom Krauß kam an die Kugel, vorbei an Oliver Hüsing, und schloss einen Angriff via Diagonalball und Ablage des Ex-Heidenheimers Nikola Dovedan ab zum 3:1 (54.) ab. Die Heidenheimer boten spielerisch zu wenig an, um mehr Chancen herauszuspielen. „Vielleicht waren ein bisschen auch noch die Nachwehen aus der vermeidbaren Niederlage gegen Bochum zu spüren“, sagte Schmidt, dem auch die gewohnte „Leidenschaft“und Mentalität“bei seiner Mannschaft fehlte. „Wir sind das ganze Spiel über nicht so in die Zweikämpfe gekommen und waren immer einen Schritt, auch im Kopf, zu langsam“, befand FCH-Sechser Andreas Geipl. Einmal sah es noch gut aus: Die eingewechselten Stefan Schimmer, Florian Pick und Marc Schnatterer traten in Erscheinung, doch „Schnatti“jagte das Spielgerät aus dem Strafraum heraus völlig frei in Richtung Stadiondach (77.). Danach verpasste Dovedan noch zwei Mal den vierten Nürnberger Treffer. Erst parierte Müller (78.), dann bei einem Freistoß die Latte (85.). Bei Heidenheim verabschiedete sich einer der vor dem Tor an diesem Tag unauffälligen Stürmer auch vorzeitig: Schimmer kassierte in der Nachspielzeit die Gelb-Rote Karte, weil er wiederholt mit einem Foul auffiel.
1. FC Nürnberg: Mathenia – Valentini, Margreitter, Sörensen, Handwerker – Geis – Krauß (77. Latteier), Nürnberger (71. Borkowski) – Möller Daehli (77. Behrens) – Dovedan (90. + 1 Rosenlöcher), Shuranov (71. Hack).
1. FC Heidenheim: Müller – Busch (74. Rittmüller), Mainka, Hüsing, Föhrenbach – Leipertz (32. Thomalla), Sessa (46. Schnatterer), Geipl, Mohr (46. Schimmer) – Kleindienst, Kühlwetter (74. Pick). Tore: 1:0 Geis (2.), 1:1 Kleindienst (19., Strafstoß), 2:1 Nürnberger (26.), 3:1 Krauß (54.). Gelbe Karten: Leipertz, Schimmer, Hüsing, Geipl.. Gelb-Rote Karte: Schimmer (90+4). Schiedsrichter: Sascha Stegemann (Niederkassel).