Ein turbulentes Verwirrspiel
Ellwanger Buchstützer sorgen mit „Doppelspiel“für spannende Unterhaltung
ELLWANGEN - Sie haben gewagt und gewonnen: Das Wetter hat „gehoben“am Donnerstagabend, als die Ellwanger Buchstützer zum krönenden Finale der Gute-Nacht-Geschichten ihr Publikum mit der turbulenten Kriminalkomödie „Doppelspiel“von Robert Thomas aufs Beste unterhalten haben. Open air, versteht sich. Zwar ist es nicht kuschelig warm gewesen im Lesegarten des Palais Adelmann, aber mit vorsorglich bereit gelegten Decken und den bewährten Stuhlkissen der bewirtenden Theatermenschen ließ es sich gut aushalten. Zumal der Lesestoff nicht nur Vergnügen. sondern auch jede Menge Spannung und schwarzen Humor bereithielt. Immerhin stellte Moderator Jürgen Volmer den Autor als „natürlichen Sohn von Agatha Christie und Alfred Hitchcock“vor. Das verpflichtet.
Szenische Lesungen sind die Spezialität der Ellwanger Buchstützer. Im Februar 2006 sind sie an den Start gegangen und beschließen seitdem alljährlich die Geschichten zur guten Nacht, ein Dauerbrenner des Sommers in der Stadt. Das Team ist bestens eingespielt. Tanja Peter las an diesem Abend verbindende Zwischentexte. Andreas Müller glänzte als Richard und Michel in gleich zwei Rollen. Dass sich die Brüder „bis aufs Haar gleichen“, brachte Extralacher. Richard ist gewieft: „Wenn man genau hinsieht, hab‘ ich sogar Herz.“Michel ist ein tumber Tor und braucht Alkohol als Vehikel: „Ich muss vorher etwas trinken. Wenn ich nicht rot sehe, sehe ich schwarz.“Heike Dietrich war wunderbar als Françoise, Richards Ehefrau und reiche Erbin aus der Schweiz: „Mein Scheckbuch ist mein Brevier.“Uschi Dow las souverän den Part des patenten Hausmädchens Louise: „Männer brauchen eine starke Hand.“Gerald Marek lieh dem zwielichtigen Rechtsanwalt Sartoni seine Stimme. Bernd Brasse war urkomisch als Kommissar, flankiert von seinem Adlatus, Polizist Jürgen (Volmer).
Françoise hat, was Richard dringend braucht: Geld. So lässt er seinen „Goldschatz“beflissen Schecks ausstellen, bis es Françoise zu dumm wird. Sie droht mit Scheidung und ersinnt mit Louise einen raffinierten Racheplan. Die beiden wollen Michel, Louises Freund, soeben aus dem Gefängnis entlassen, als Richard ausgeben. Er soll die Scheidungspapiere unterzeichnen. Doch es kommt, wie es kommen muss, nämlich ganz anders. Ein irrwitziges Doppelspiel mit verblüffenden Wendungen nimmt seinen Lauf. Schüsse lösen sich, Françoise, Louise und Michel werfen Richards Leiche in den Brunnen, in dem später auch Sartoni landet. Doch als die Polizei kommt, ist der Brunnen leer. Michel ist eine Luftnummer, Louise und Richard sind ein Paar und haben mit Sartoni schon vier reiche ältere Damen beraubt und gemeuchelt. Die naive Françoise sollte ihr fünftes Opfer sein.
Doch auch sie ist nicht, was sie zu sein vorgibt, und entpuppt sich als taffe Spezialagentin B98, bürgerlich Florence Martin, die das Trio Infernal zur Strecke bringen will. Alles ist wahr, alles ist falsch: „Doch es gab auch schöne Momente“, lässt Françoise-Florence den Kommissar über ihre Zeit mit Richard wissen. Und ob. Das Publikum hatte beim „Public Listening“nach Buchstützer-Art einen Heidenspaß und geizte nicht mit wohlverdientem Applaus für diese muntere Truppe mit Theaterblut, die mehr ist als ein Literaturzirkel und hoffentlich noch lange das Kulturleben der Stadt bereichert und „stützt.“