Moral, Platzverweise und vier Gegentore
1:4 – VfR verliert gegen Elversberg: So wird die Aalener Siegesserie beendet
AALEN - In der Kabine der Ostalb Arena, in der ehemals die Radiosender der Region von den Spielen der Aalener berichteten, da hat er Platz genommen. Uwe Wolf, der Trainer des Fußball-Regionalligisten VfR Aalen, verfolgte das Spiel seines VfR an diesem Sonntag gegen Elversberg hinter Glas und gut gelaunt – zumindest vor dem Anpfiff.
Danach war er für 35 Minuten nicht zu bremsen. Zu spannend, zu ereignisreich war das, was auf dem Feld passierte. Zunächst unerfreulich. Nach einem schlampigen Ball von Ali Odabas gelangte der Ball zu Manuel Feil, der den Ball im Strafraum nach innen legte und letztlich war es Gino Windmüller, der den Ball über die Linie drückte – 0:1 (3.). Bitter, denn es war eben unnötig. Der VfR blieb im Spiel, war nicht geschockt und kam zum 1:1 – dachten alle. Doch Wolf war es, der erkannte, dass das Schiedsrichtergespann den Ball, der nach einer Ecke von Alessandro Abruscia im Tor landete, eben nicht als Tor anerkannte. Abseits. Wolf außer sich und in der Folge kaum noch in der Glaskabine zu finden. Vielmehr stand er nun auf der Journalisten-Tribüne und peitschte seine Jungs nach vorne. Die ersten zehn Minuten hatten von beiden Seiten eine hohe Intensität. Mal verpasste Windmüller nach Hereingabe von Abruscia den Ausgleich knapp, mal schnupperte die „Elv“am 2:0. In der neunten Minute etwa ließ VfR-Torwart Tim Paterok einen Schuss von Nico Karger klatschen und Valdrin Mustafa konnte den Nachschuss nicht verwerten.
Es sollte spannend bleiben, bis zur 27. Minute als Wolf erneut und wohl nicht ganz zu Unrecht ein Handspiel eines Elversbergers monierte, der Schiedsrichter ließ weiterlaufen und am Ende war es Manuel Feil, der den Ball per Schlenzer unhaltbar im VfRTor unterbrachte. Zwei Minuten später schaltete dann Sean-Andreas Seitz schnell um, nahm Tempo auf und wurde regelwidrig gestoppt. Die mögliche VfR-Chance vertan. Es folgte der Stimmungskiller in Form des 0:3 in der 34. Minute. Wieder war es Feil, der am Ende traf. Aufgelegt hatte Mustafa. Wolf zog sich fortan in die Kabine zurück und blieb dort ruhig sitzen. Seine Jungs hatten das Glück einen weiteren Gegentreffer verhindern zu können. Aalen versuchte es zwar weiter, aber Elversberg nun voll auf Kurs und immer brandgefährlich.
Aalen kam mit Schwung aus der Kabine. Der eingewechselte Daniel Stanese trieb seine Mitspieler nach vorne. Die Belohnung in Form eines Elfmeters blieb aus. Denn das Foul an Seitz im Strafraum sah der Schiedsrichter
nicht. Die folgende Ecke setzte Windmüller deutlich über das Tor. Anders Elversberg, das im Gegenzug das vierte Tor darauf packte. Feil dribbelte sich durch den Strafraum, legte ab und Nico Karger schoss den Ball sehenswert in die Maschen. „Ich spitzele den Ball vom Fuß und treffe dann auch den Gegenspieler“, sagte Ali Odabas zur nächsten strittigen Szene (62.). Was war passiert? Odabas klärte in höchster Not, spielte den Ball. Der Schiedsrichter sah es anders und schickte den Aalener zum duschen. „Sie haben das Spiel nicht abgeschenkt und haben unglaublich gefightet“, sagte der Gästecoach Horst Steffen nach der Partie anerkennend. Aalen gab wahrlich nicht auf und Elversberg, hatte wenige Chancen, ließ den VfR aber leben. Zweimal flankte Knipfer zur Mitte, zweimal scheiterte Kienle letztlich dann doch deutlich (67., 69.). Absolut imponierend die Leistung der zehn Aalener, die sich die Anfeuerung der Fans (insgesamt 1382 Zuschauer) bis zum Ende verdienten. Es war irgendwie dann doch keine so klare Sache, wie der Stand hätte vermuten lassen können. Am Ende nennt man so was eben clever, wenn es denn gut geht. In der 83. Minute war es Mark Müller, der am Ergebnis hätte schrauben können – tat er aber mit seinem Schüsschen aus guter Position nicht.
Die Krönung in negativer Hinsicht dann noch die Gelb-Rote Karte für Windmüller, der Kevin Koffi in Minute 88 stoppte. Egal, am Ergebnis änderte sich nichts mehr. „Wir haben eine unglaubliche Moral gezeigt und jetzt müssen wir uns was einfallen lassen, da unsere beiden Innenverteidiger gesperrt sind“, sagte Wolf. Zur Leistung der Schiedsrichter wollte er lieber nichts sagen. „Ich habe noch ein laufendes Verfahren.“Er sei nur froh, dass er nicht am Spielfeldrand gestanden habe.
VfR: Paterok – Knipfer, Heckmann (36. Arh Cesen), Elfadli, Seitz (56. Volz), Abruscia, Kindsvater (40. Stanese), Windmüller, Odabas, Müller, Kienle.
SV Elversberg: Lehmann – Conrad, von Piechowski, Feil, Mustafa (71. Koffi), Karger (89. Baumgärtel), Fellhauer, Sahin (89. Saftig), Suero (62. Weiß), Laprevotte (62. Dacaj), Neubauer.
Tore: 0:1 Windmüller (ET, 3.), 0:2 und 0:3 Feil (27. ,34.), 0:4 Mustafa (50.), 1:4 Abruscia (52.). Bes. Vork.: Rote Karte Odabas (VfR, 62.) wegen einer Notbremse, Gelb-Rote Karte Windmüller (88.) wiederholtes Foulspiel. Schiedsrichter: Gahis Safi (Hanau). Zuschauer: 1382.