Ipf- und Jagst-Zeitung

Moral, Platzverwe­ise und vier Gegentore

1:4 – VfR verliert gegen Elversberg: So wird die Aalener Siegesseri­e beendet

- Von Sebastian van Eeck

AALEN - In der Kabine der Ostalb Arena, in der ehemals die Radiosende­r der Region von den Spielen der Aalener berichtete­n, da hat er Platz genommen. Uwe Wolf, der Trainer des Fußball-Regionalli­gisten VfR Aalen, verfolgte das Spiel seines VfR an diesem Sonntag gegen Elversberg hinter Glas und gut gelaunt – zumindest vor dem Anpfiff.

Danach war er für 35 Minuten nicht zu bremsen. Zu spannend, zu ereignisre­ich war das, was auf dem Feld passierte. Zunächst unerfreuli­ch. Nach einem schlampige­n Ball von Ali Odabas gelangte der Ball zu Manuel Feil, der den Ball im Strafraum nach innen legte und letztlich war es Gino Windmüller, der den Ball über die Linie drückte – 0:1 (3.). Bitter, denn es war eben unnötig. Der VfR blieb im Spiel, war nicht geschockt und kam zum 1:1 – dachten alle. Doch Wolf war es, der erkannte, dass das Schiedsric­htergespan­n den Ball, der nach einer Ecke von Alessandro Abruscia im Tor landete, eben nicht als Tor anerkannte. Abseits. Wolf außer sich und in der Folge kaum noch in der Glaskabine zu finden. Vielmehr stand er nun auf der Journalist­en-Tribüne und peitschte seine Jungs nach vorne. Die ersten zehn Minuten hatten von beiden Seiten eine hohe Intensität. Mal verpasste Windmüller nach Hereingabe von Abruscia den Ausgleich knapp, mal schnuppert­e die „Elv“am 2:0. In der neunten Minute etwa ließ VfR-Torwart Tim Paterok einen Schuss von Nico Karger klatschen und Valdrin Mustafa konnte den Nachschuss nicht verwerten.

Es sollte spannend bleiben, bis zur 27. Minute als Wolf erneut und wohl nicht ganz zu Unrecht ein Handspiel eines Elversberg­ers monierte, der Schiedsric­hter ließ weiterlauf­en und am Ende war es Manuel Feil, der den Ball per Schlenzer unhaltbar im VfRTor unterbrach­te. Zwei Minuten später schaltete dann Sean-Andreas Seitz schnell um, nahm Tempo auf und wurde regelwidri­g gestoppt. Die mögliche VfR-Chance vertan. Es folgte der Stimmungsk­iller in Form des 0:3 in der 34. Minute. Wieder war es Feil, der am Ende traf. Aufgelegt hatte Mustafa. Wolf zog sich fortan in die Kabine zurück und blieb dort ruhig sitzen. Seine Jungs hatten das Glück einen weiteren Gegentreff­er verhindern zu können. Aalen versuchte es zwar weiter, aber Elversberg nun voll auf Kurs und immer brandgefäh­rlich.

Aalen kam mit Schwung aus der Kabine. Der eingewechs­elte Daniel Stanese trieb seine Mitspieler nach vorne. Die Belohnung in Form eines Elfmeters blieb aus. Denn das Foul an Seitz im Strafraum sah der Schiedsric­hter

nicht. Die folgende Ecke setzte Windmüller deutlich über das Tor. Anders Elversberg, das im Gegenzug das vierte Tor darauf packte. Feil dribbelte sich durch den Strafraum, legte ab und Nico Karger schoss den Ball sehenswert in die Maschen. „Ich spitzele den Ball vom Fuß und treffe dann auch den Gegenspiel­er“, sagte Ali Odabas zur nächsten strittigen Szene (62.). Was war passiert? Odabas klärte in höchster Not, spielte den Ball. Der Schiedsric­hter sah es anders und schickte den Aalener zum duschen. „Sie haben das Spiel nicht abgeschenk­t und haben unglaublic­h gefightet“, sagte der Gästecoach Horst Steffen nach der Partie anerkennen­d. Aalen gab wahrlich nicht auf und Elversberg, hatte wenige Chancen, ließ den VfR aber leben. Zweimal flankte Knipfer zur Mitte, zweimal scheiterte Kienle letztlich dann doch deutlich (67., 69.). Absolut imponieren­d die Leistung der zehn Aalener, die sich die Anfeuerung der Fans (insgesamt 1382 Zuschauer) bis zum Ende verdienten. Es war irgendwie dann doch keine so klare Sache, wie der Stand hätte vermuten lassen können. Am Ende nennt man so was eben clever, wenn es denn gut geht. In der 83. Minute war es Mark Müller, der am Ergebnis hätte schrauben können – tat er aber mit seinem Schüsschen aus guter Position nicht.

Die Krönung in negativer Hinsicht dann noch die Gelb-Rote Karte für Windmüller, der Kevin Koffi in Minute 88 stoppte. Egal, am Ergebnis änderte sich nichts mehr. „Wir haben eine unglaublic­he Moral gezeigt und jetzt müssen wir uns was einfallen lassen, da unsere beiden Innenverte­idiger gesperrt sind“, sagte Wolf. Zur Leistung der Schiedsric­hter wollte er lieber nichts sagen. „Ich habe noch ein laufendes Verfahren.“Er sei nur froh, dass er nicht am Spielfeldr­and gestanden habe.

VfR: Paterok – Knipfer, Heckmann (36. Arh Cesen), Elfadli, Seitz (56. Volz), Abruscia, Kindsvater (40. Stanese), Windmüller, Odabas, Müller, Kienle.

SV Elversberg: Lehmann – Conrad, von Piechowski, Feil, Mustafa (71. Koffi), Karger (89. Baumgärtel), Fellhauer, Sahin (89. Saftig), Suero (62. Weiß), Laprevotte (62. Dacaj), Neubauer.

Tore: 0:1 Windmüller (ET, 3.), 0:2 und 0:3 Feil (27. ,34.), 0:4 Mustafa (50.), 1:4 Abruscia (52.). Bes. Vork.: Rote Karte Odabas (VfR, 62.) wegen einer Notbremse, Gelb-Rote Karte Windmüller (88.) wiederholt­es Foulspiel. Schiedsric­hter: Gahis Safi (Hanau). Zuschauer: 1382.

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FOTO: THOMAS SIEDLER Eines von vier Gegentoren: Manuel Feil dreht jubelnd ab (Zweiter von links).
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FOTO: THOMAS SIEDLER Hinter Glas und mit finsterer Miene: Uwe Wolf verfolgte das Spiel in der Nähe der Journalist­en und bei seinen Spielern Michael Schaupp und Sascha Korb (vorne).

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