Heidenheim kommt dem Tabellenführer nicht näher
2:4 – FCH verliert ein wildes Spiel in der 2. Liga gegen FC St. Pauli – mit zwei völlig unterschiedlichen Halbzeiten
HEIDENHEIM - Um 15.22 Uhr stand fest: Der 1. FC Heidenheim kommt dem Tabellenführer der 2. FußballBundesliga vorerst nicht näher. Bis zur Halbzeitpause sah es aber stark danach. Es war wieder einmal ein wildes Spiel zwischen dem FCH und Spitzenreiter FC St. Pauli, das die Gäste aus Hamburg nach zwei völlig unterschiedlichen Halbzeiten an diesem Samstag mit 4:2 (0:1) in der Voith-Arena gewannen.
Top-Torjäger Tim Kleindienst (war krank), Robert Leipertz und Denis Thomalla saßen dabei zunächst auf der Ersatzbank. Nach der 0:3Niederlage bei Werder Bremen vor zwei Wochen beorderte FCH-Trainer Frank Schmidt Dzenis Burnic, Kevin Sessa und Stefan Schimmer in die Startelf.
Als Schimmer in der 20. Minute am Ball vorbeistrich und Sekundenbruchteile später auch noch Christian Kühlwetter, prangte ein 2:0 auf der Anzeigetafel – es war aber nur das Eckballverhältnis, was dort aufploppte. Die Heidenheimer hätten zu diesem Zeitpunkt aber gut und gerne 2:0 führen können, mindestens.
Nur Tobias Mohr traf, und das ziemlich früh in einer stürmischen Heidenheimer Anfangsphase, in der sich die Paulianer erst einmal sortieren mussten, da stand es aber schon 1:0. Rechtsverteidiger Marnon Busch – in der Folge immer wieder über rechts davon flitzend – presste gut, gewann den Ball, beförderte ihn zu Schimmer, der quer zu Mohr spielte. Pauli-Kapitän Philipp Ziereis und Torwart Nikola Vasilj patzten, und diesmal nutzten die Heidenheimer einen Fehler aus (in Bremen war es noch andersrum). Mohr bekam dann auch den Ball und schoss ein (4.). Der FCH gestaltete das Spielfeld spätestens in der eigenen Hälfte engmaschig. Pauli kann kicken, doch Heidenheim gestattete dies zunächst nicht. Pauli-Trainer Timo Schultz wedelte mit den Armen nach dem Motto: Es muss schneller gehen. Direkt Richtung Tor ging es allerdings zunächst nur dort, wo die Pauli-Fans brüllten. Kühlwetter (6., 35. und 43.) sowie Sessa (42.) verballerten vor ihren Augen gute Chancen.
1:0 zur Halbzeitpause – schmeichelhaft für die Gäste vom Kiez. Beim FCH danach eine Änderung im Angriff: Für Kühlwetter, der hätte sich auch endlich mal wieder in die Torschützenliste eintragen können, kam Offensivkollege Thomalla.
Guido Burgstaller machte später mit der Hand die Geste: Weitermachen! Eine Stunde war vorbei und hinter dem FCH lagen fünf bittere Minute. Bremen reloaded in verschärfter Form. Vor zwei Wochen kassierten die Heidenheimer in 14 Minuten drei Gegentore, diesmal in fünf Minuten!
Irgendwie hatten die Paulianer plötzlich zu viel Platz, sie pressten höher und suchten ihren Zielspieler.
Guido Burgstaller hatte zu viel Raum zwischen seinen Bewachern Patrick Mainka und Oliver Hüsing und erzielte trotz VAR-Überprüfung (Handspiel) das 1:1 (55.). Dann flankte Burgstaller und der zur Pause eingewechselte Maximilian Dittgen schloss am kurzen Pfosten vor Hüsing nur eine Minute später ab zum 2:1 (56.). In der 60. Minute hatte Burgstaller freie Schussbahn und zirkelte den Ball aus der Drehung ins Tor zum 3:1. So geht effiziente Chancenauswertung. Alle drei Tore vor den eigenen Fans: Da kann man mal feiern wie es die Pauli-Fans unter den 812 Zuschauern fortan taten.
Vielleicht wäre noch einmal Spannung aufgekommen, wenn eine Ko-Produktion der Eingewechselten erfolgreich geendet wäre. Nicht einmal eine Minute auf dem Feld flankte Leipertz auf Kleindienst, der knapp neben den Kasten köpfte (64.). Doch vielmehr währte der Schockzustand nach diesem neuerlichen DreifachSchlag, auch wenn die Heidenheimer weitere Angriffsversuche starteten.
„Spitzenreiter, Spitzenreiter, hey, hey“– daran gab es nach der 81. Minute nichts mehr zu rütteln. Bei einem Konter der Paulianer fehlte dem FCH die Absicherung. Daniel Kofi Kyereh zog von dannen, legte quer und Dittgen, der Aktivposten neben Burgstaller, schob zum 4:1 ein. Einmal brachte die Zusammenarbeit von Leipertz und Kleindienst noch Erfolg, zum 2:4 (86.).
Heidenheim gegen Pauli: Da ist immer was los. Nach einem 2:4 und 3:4 in der Vorsaison nun wieder ein 2:4 – aber immer aus Heidenheimer Sicht. Nach dem Abpfiff folgte das obligatorische Pauli-Siegerfoto vor seinen Fans. Die FCHler (nun Siebter statt Sechster) schritten geschlagen zu ihren Fans auf der Osttribüne. „Wir haben vier Gegentore bekommen. Wenn man die erste Halbzeit betrachtet, weiß man eigentlich nicht, warum. Deshalb ist es eine extrem bittere Niederlage, weil nach diesem Spielverlauf viel mehr drin war“, erklärte Schmidt danach auf der Pressekonferenz.
FCH: Müller – Busch, Mainka, Hüsing, Theuerkauf – Sessa (72. Malone), Schöppner (72. Pick), Burnic (64. Leipertz) – Kühlwetter (46. Thomalla), Schimmer (64. Kleindienst), Mohr.
FC St. Pauli: Vasilj – Zander, Ziereis, Medic (90. Lawrence), Paqarada – Aremu – Irvine (70. Benatelli), Buchtmann (46. Dittgen), Hartel (20. Becker) – Burgstaller (80. Makienok), Kyereh. Tore: 1:0 Mohr (4.), 1:1 Burgstaller (55.), 1:2 Dittgen (56.), 1:3 Burgstaller (60.), 1:4 Dittgen (81.), 2:4 Kleindienst (85.). Gelbe Karten: Kühlwetter, Kleindienst, Theuerkauf/Irvine, Medic. Schiedsrichter: Benjamin Brand (Unterspiesheim). Zuschauer: 8013.