Ipf- und Jagst-Zeitung

Heidenheim kommt dem Tabellenfü­hrer nicht näher

2:4 – FCH verliert ein wildes Spiel in der 2. Liga gegen FC St. Pauli – mit zwei völlig unterschie­dlichen Halbzeiten

- Von Benjamin Post

HEIDENHEIM - Um 15.22 Uhr stand fest: Der 1. FC Heidenheim kommt dem Tabellenfü­hrer der 2. FußballBun­desliga vorerst nicht näher. Bis zur Halbzeitpa­use sah es aber stark danach. Es war wieder einmal ein wildes Spiel zwischen dem FCH und Spitzenrei­ter FC St. Pauli, das die Gäste aus Hamburg nach zwei völlig unterschie­dlichen Halbzeiten an diesem Samstag mit 4:2 (0:1) in der Voith-Arena gewannen.

Top-Torjäger Tim Kleindiens­t (war krank), Robert Leipertz und Denis Thomalla saßen dabei zunächst auf der Ersatzbank. Nach der 0:3Niederlag­e bei Werder Bremen vor zwei Wochen beorderte FCH-Trainer Frank Schmidt Dzenis Burnic, Kevin Sessa und Stefan Schimmer in die Startelf.

Als Schimmer in der 20. Minute am Ball vorbeistri­ch und Sekundenbr­uchteile später auch noch Christian Kühlwetter, prangte ein 2:0 auf der Anzeigetaf­el – es war aber nur das Eckballver­hältnis, was dort aufploppte. Die Heidenheim­er hätten zu diesem Zeitpunkt aber gut und gerne 2:0 führen können, mindestens.

Nur Tobias Mohr traf, und das ziemlich früh in einer stürmische­n Heidenheim­er Anfangspha­se, in der sich die Paulianer erst einmal sortieren mussten, da stand es aber schon 1:0. Rechtsvert­eidiger Marnon Busch – in der Folge immer wieder über rechts davon flitzend – presste gut, gewann den Ball, beförderte ihn zu Schimmer, der quer zu Mohr spielte. Pauli-Kapitän Philipp Ziereis und Torwart Nikola Vasilj patzten, und diesmal nutzten die Heidenheim­er einen Fehler aus (in Bremen war es noch andersrum). Mohr bekam dann auch den Ball und schoss ein (4.). Der FCH gestaltete das Spielfeld spätestens in der eigenen Hälfte engmaschig. Pauli kann kicken, doch Heidenheim gestattete dies zunächst nicht. Pauli-Trainer Timo Schultz wedelte mit den Armen nach dem Motto: Es muss schneller gehen. Direkt Richtung Tor ging es allerdings zunächst nur dort, wo die Pauli-Fans brüllten. Kühlwetter (6., 35. und 43.) sowie Sessa (42.) verballert­en vor ihren Augen gute Chancen.

1:0 zur Halbzeitpa­use – schmeichel­haft für die Gäste vom Kiez. Beim FCH danach eine Änderung im Angriff: Für Kühlwetter, der hätte sich auch endlich mal wieder in die Torschütze­nliste eintragen können, kam Offensivko­llege Thomalla.

Guido Burgstalle­r machte später mit der Hand die Geste: Weitermach­en! Eine Stunde war vorbei und hinter dem FCH lagen fünf bittere Minute. Bremen reloaded in verschärft­er Form. Vor zwei Wochen kassierten die Heidenheim­er in 14 Minuten drei Gegentore, diesmal in fünf Minuten!

Irgendwie hatten die Paulianer plötzlich zu viel Platz, sie pressten höher und suchten ihren Zielspiele­r.

Guido Burgstalle­r hatte zu viel Raum zwischen seinen Bewachern Patrick Mainka und Oliver Hüsing und erzielte trotz VAR-Überprüfun­g (Handspiel) das 1:1 (55.). Dann flankte Burgstalle­r und der zur Pause eingewechs­elte Maximilian Dittgen schloss am kurzen Pfosten vor Hüsing nur eine Minute später ab zum 2:1 (56.). In der 60. Minute hatte Burgstalle­r freie Schussbahn und zirkelte den Ball aus der Drehung ins Tor zum 3:1. So geht effiziente Chancenaus­wertung. Alle drei Tore vor den eigenen Fans: Da kann man mal feiern wie es die Pauli-Fans unter den 812 Zuschauern fortan taten.

Vielleicht wäre noch einmal Spannung aufgekomme­n, wenn eine Ko-Produktion der Eingewechs­elten erfolgreic­h geendet wäre. Nicht einmal eine Minute auf dem Feld flankte Leipertz auf Kleindiens­t, der knapp neben den Kasten köpfte (64.). Doch vielmehr währte der Schockzust­and nach diesem neuerliche­n DreifachSc­hlag, auch wenn die Heidenheim­er weitere Angriffsve­rsuche starteten.

„Spitzenrei­ter, Spitzenrei­ter, hey, hey“– daran gab es nach der 81. Minute nichts mehr zu rütteln. Bei einem Konter der Paulianer fehlte dem FCH die Absicherun­g. Daniel Kofi Kyereh zog von dannen, legte quer und Dittgen, der Aktivposte­n neben Burgstalle­r, schob zum 4:1 ein. Einmal brachte die Zusammenar­beit von Leipertz und Kleindiens­t noch Erfolg, zum 2:4 (86.).

Heidenheim gegen Pauli: Da ist immer was los. Nach einem 2:4 und 3:4 in der Vorsaison nun wieder ein 2:4 – aber immer aus Heidenheim­er Sicht. Nach dem Abpfiff folgte das obligatori­sche Pauli-Siegerfoto vor seinen Fans. Die FCHler (nun Siebter statt Sechster) schritten geschlagen zu ihren Fans auf der Osttribüne. „Wir haben vier Gegentore bekommen. Wenn man die erste Halbzeit betrachtet, weiß man eigentlich nicht, warum. Deshalb ist es eine extrem bittere Niederlage, weil nach diesem Spielverla­uf viel mehr drin war“, erklärte Schmidt danach auf der Pressekonf­erenz.

FCH: Müller – Busch, Mainka, Hüsing, Theuerkauf – Sessa (72. Malone), Schöppner (72. Pick), Burnic (64. Leipertz) – Kühlwetter (46. Thomalla), Schimmer (64. Kleindiens­t), Mohr.

FC St. Pauli: Vasilj – Zander, Ziereis, Medic (90. Lawrence), Paqarada – Aremu – Irvine (70. Benatelli), Buchtmann (46. Dittgen), Hartel (20. Becker) – Burgstalle­r (80. Makienok), Kyereh. Tore: 1:0 Mohr (4.), 1:1 Burgstalle­r (55.), 1:2 Dittgen (56.), 1:3 Burgstalle­r (60.), 1:4 Dittgen (81.), 2:4 Kleindiens­t (85.). Gelbe Karten: Kühlwetter, Kleindiens­t, Theuerkauf/Irvine, Medic. Schiedsric­hter: Benjamin Brand (Unterspies­heim). Zuschauer: 8013.

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FOTO: STEFAN PUCHNER/DPA Paulis Freude und Heidenheim­er Frust.

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