Nicht alle Bürger teilen die Begeisterung der Planer
Begehung des Konversionsgeländes: Zukunft der Reinhardt-Kaserne lockt rund 50 Interessierte
ELLWANGEN – Die öffentliche Begehung in der Reinhardt-Kaserne mit Ellwangens Oberbürgermeister Michael Dambacher ist am Freitagabend auf großes öffentliches Interesse gestoßen. Rund 50 Ellwanger wollten wissen, was die Stadt mit dem Areal vorhat. Dabei wurde auch Kritik laut.
Michael Bader, Sachgebietsleiter der Stadtplanung, betonte bei der Begehung die guten Voraussetzungen des ehemaligen Militärareals als zukünftiges Wohngebiet. Die Nähe zum Stadtzentrum mache den Standort zum attraktiven Bauland. Außerdem würde im Zuge der Konversion mehr Freifläche entstehen als bislang vorhanden ist. Baders Begeisterung wollten am Freitag aber nicht alle Bürger teilen.
Zu den Kritikern zählte unter anderem Thomas Stengel, der schon seit 30 Jahren in unmittelbarer Nähe der Kaserne wohnt. Er monierte, dass die Stadt im Zuge der Baumaßnahme vorhabe, 60 Jahre alte Bäume auf dem Areal zu „killen“.
Ins gleiche Horn stieß Ernst Meidert, der erklärte, dass die geplanten Neupflanzungen kein Ersatz seien: „Es dauert 40 bis 50 Jahre, bis solche Bäume nachwachsen.“In Zeiten des Klimawandels könne man nicht einfach so Bäume fällen, um Platz für neue Gebäude zu schaffen.
An dieser Stelle griff der Ellwanger Oberbürgermeister in die Debatte ein und bat darum, „jetzt nicht eine Diskussion um jeden einzelnen Baum zu führen“. Dafür sei es noch viel zu früh. Noch befände man sich in der konzeptionellen Planung. In einer für November geplanten Bürgerwerkstatt könne jeder seine Bedenken einbringen.
Ernst Meidert, der schon zum dritten Mal bei einer Begehung des Kasernenareals mitmachte, sah darin lediglich eine „Beruhigungspille“. Ihm sei klar, dass man nicht jeden Baum erhalten könne. Aber: Es gebe auf dem Gelände Eichen, die noch lange nicht das Ende ihrer Lebensspanne erreicht hätten.
Bei der Begehung des Kasernenareals ging es aber nicht nur um die Bäume. Auch die Planungen zu einer möglichst CO2-neutralen, regenerativen Gestaltung des künftigen Wohngebiets auf dem Gelände wurden im Zuge des Spazierganges erläutert. In Sachen Mobilität will die Stadt Ellwangen ebenfalls Maßstäbe setzen. Unter anderem wird über einen EBike-Zuschuss
für die Bewohner nachgedacht.
Schließlich könne man das Stadtzentrum mit dem Fahrrad genauso schnell erreichen, wie mit dem Auto. Generell wäre auch möglich, das gesamte Wohngebiet autofrei zu gestalten. In dem Fall gäbe es dann auch keine Stellplätze mehr vor den einzelnen Wohnanlagen, sondern nur noch ein zentrales Parkhaus. Diese Entscheidung will die Stadtplanung jedoch vom Bürgerwillen abhängig machen.
OB Dambacher machte im Rahmen der Begehung noch einmal deutlich, wie wichtig die neue Wohnbebauung für die Stadt Ellwangen ist. Die Nachfrage nach den noch nicht gebauten Wohneinheiten liege schon jetzt deutlich über der geplanten Zahl. In ganz Ellwangen sei
Wohnraum zum knappen Gut geworden.
Beim aktuellen Wachstum „werden wir relativ schnell leer laufen“, zeigte der OB auf. Bis 2023 werde es laut Dambacher in der Stadt keine Bauplätze mehr geben. Ohne neuen Wohnraum seien junge Familien schon bald dazu gezwungen, ins Umland zu ziehen. Die Zahl der Pendler und somit auch die Verkehrsbelastung würden dann weiter zunehmen.
Ulrich Nagl, Stabsstellenleiter für Konversion und Stadtsanierung, informierte die Bürger noch darüber, dass die Bodenuntersuchungen des LEA-Geländes inzwischen abgeschlossen seien. In der kommenden Woche sollen die Ergebnisse veröffentlicht werden. Sie liegen damit noch rechtzeitig zur nächsten Gemeinderatssitzung vor.