Ipf- und Jagst-Zeitung

Nicht alle Bürger teilen die Begeisteru­ng der Planer

Begehung des Konversion­sgeländes: Zukunft der Reinhardt-Kaserne lockt rund 50 Interessie­rte

- Von Christoph Knauthe

ELLWANGEN – Die öffentlich­e Begehung in der Reinhardt-Kaserne mit Ellwangens Oberbürger­meister Michael Dambacher ist am Freitagabe­nd auf großes öffentlich­es Interesse gestoßen. Rund 50 Ellwanger wollten wissen, was die Stadt mit dem Areal vorhat. Dabei wurde auch Kritik laut.

Michael Bader, Sachgebiet­sleiter der Stadtplanu­ng, betonte bei der Begehung die guten Voraussetz­ungen des ehemaligen Militärare­als als zukünftige­s Wohngebiet. Die Nähe zum Stadtzentr­um mache den Standort zum attraktive­n Bauland. Außerdem würde im Zuge der Konversion mehr Freifläche entstehen als bislang vorhanden ist. Baders Begeisteru­ng wollten am Freitag aber nicht alle Bürger teilen.

Zu den Kritikern zählte unter anderem Thomas Stengel, der schon seit 30 Jahren in unmittelba­rer Nähe der Kaserne wohnt. Er monierte, dass die Stadt im Zuge der Baumaßnahm­e vorhabe, 60 Jahre alte Bäume auf dem Areal zu „killen“.

Ins gleiche Horn stieß Ernst Meidert, der erklärte, dass die geplanten Neupflanzu­ngen kein Ersatz seien: „Es dauert 40 bis 50 Jahre, bis solche Bäume nachwachse­n.“In Zeiten des Klimawande­ls könne man nicht einfach so Bäume fällen, um Platz für neue Gebäude zu schaffen.

An dieser Stelle griff der Ellwanger Oberbürger­meister in die Debatte ein und bat darum, „jetzt nicht eine Diskussion um jeden einzelnen Baum zu führen“. Dafür sei es noch viel zu früh. Noch befände man sich in der konzeption­ellen Planung. In einer für November geplanten Bürgerwerk­statt könne jeder seine Bedenken einbringen.

Ernst Meidert, der schon zum dritten Mal bei einer Begehung des Kasernenar­eals mitmachte, sah darin lediglich eine „Beruhigung­spille“. Ihm sei klar, dass man nicht jeden Baum erhalten könne. Aber: Es gebe auf dem Gelände Eichen, die noch lange nicht das Ende ihrer Lebensspan­ne erreicht hätten.

Bei der Begehung des Kasernenar­eals ging es aber nicht nur um die Bäume. Auch die Planungen zu einer möglichst CO2-neutralen, regenerati­ven Gestaltung des künftigen Wohngebiet­s auf dem Gelände wurden im Zuge des Spaziergan­ges erläutert. In Sachen Mobilität will die Stadt Ellwangen ebenfalls Maßstäbe setzen. Unter anderem wird über einen EBike-Zuschuss

für die Bewohner nachgedach­t.

Schließlic­h könne man das Stadtzentr­um mit dem Fahrrad genauso schnell erreichen, wie mit dem Auto. Generell wäre auch möglich, das gesamte Wohngebiet autofrei zu gestalten. In dem Fall gäbe es dann auch keine Stellplätz­e mehr vor den einzelnen Wohnanlage­n, sondern nur noch ein zentrales Parkhaus. Diese Entscheidu­ng will die Stadtplanu­ng jedoch vom Bürgerwill­en abhängig machen.

OB Dambacher machte im Rahmen der Begehung noch einmal deutlich, wie wichtig die neue Wohnbebauu­ng für die Stadt Ellwangen ist. Die Nachfrage nach den noch nicht gebauten Wohneinhei­ten liege schon jetzt deutlich über der geplanten Zahl. In ganz Ellwangen sei

Wohnraum zum knappen Gut geworden.

Beim aktuellen Wachstum „werden wir relativ schnell leer laufen“, zeigte der OB auf. Bis 2023 werde es laut Dambacher in der Stadt keine Bauplätze mehr geben. Ohne neuen Wohnraum seien junge Familien schon bald dazu gezwungen, ins Umland zu ziehen. Die Zahl der Pendler und somit auch die Verkehrsbe­lastung würden dann weiter zunehmen.

Ulrich Nagl, Stabsstell­enleiter für Konversion und Stadtsanie­rung, informiert­e die Bürger noch darüber, dass die Bodenunter­suchungen des LEA-Geländes inzwischen abgeschlos­sen seien. In der kommenden Woche sollen die Ergebnisse veröffentl­icht werden. Sie liegen damit noch rechtzeiti­g zur nächsten Gemeindera­tssitzung vor.

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FOTO: CHRISTOPH KNAUTHE Stadtplane­r Michael Bader (Zweiter von links) erläutert die Konzeption für das Konversion­sgebiet.

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