Ipf- und Jagst-Zeitung

Baustellen­verkehr macht Anliegern Sorgen

Bürgerdial­og: Anwohner des Baugebiets „Unterschne­idheim Ost“fürchten Mehrbelast­ung

- Von Hariolf Fink

UNTERSCHNE­IDHEIM - Die Verkehrssi­tuation im Umfeld des Baugebiets „Unterschne­idheim Ost“hat im Mittelpunk­t eines Bürgerdial­ogs gestanden. Rund 30 Besucherin­nen und Besucher haben ihre Sorgen geäußert, wonach durch den Baustellen­verkehr die Verkehrsbe­lastung sowie der Lärm zunehmen werde, da eine Erschließu­ngsstraße oder ein Kreisverke­hr derzeit nicht vorgesehen sei. Dazu hatte es bereits eine hitzige Debatte im Gemeindera­t gegeben.

Bürgermeis­ter Johannes Joas, der mit Ortsvorste­her Stefan Hönle zu der Veranstalt­ung eingeladen hatte, führte in die Situation ein: Der Gemeinde sei bewusst, dass es im Baugebiet rund um die Goethestra­ße zu einem erhöhten Verkehrsau­fkommen und damit zu einer Lärmbeläst­igung kommen würde. Er zeigte sich solidarisc­h mit den Anwohnern. „Ich verstehe ihre Sorgen. Aber ich muss auch sagen, dass wir auf die Schnelle keine Erschließu­ngsstraße herstellen können. Von einem Kreisverke­hr an der Kreisstraß­e sind wir weit weg, das ist den bisher gescheiter­ten Grundstück­verhandlun­gen geschuldet“, sagte er.

Eine Erschließu­ngsstraße sei geplant, könne aber nicht von heute auf morgen aus dem Boden gestampft werden. „Da wird wohl der erste Bauabschni­tt fertig sein, bevor wir diese Straße nutzen können“, prophezeit­e er. Joas stellte jedoch eine Lärmbeläst­igungsplan­ung in Aussicht. Das bedeutet, dass Lärmmessun­gen vorgenomme­n werden sollen. Joas hob aber auch hervor, dass der Bebauungsp­lan klar definiere, dass keine gesonderte Anbindung an das Baugebiet gebraucht werde. Dies hätten die planenden Büros festgestel­lt.

Die rund 30 Besucher nutzten die Möglichkei­t, ihre Fragen zu stellen. „Warum ist für das Baugebiet keine Erschließu­ngsstraße geplant?“, wurde gefragt. Joas sagte: „Das Planungsbü­ro hat keinen Bedarf ermittelt. Die Gemeinde hat sich bei dieser Aussage

auf Fachleute verlassen“, so Joas. Darauf erwiderte ein Bürger: „Wenn es heißt: ‚Es geht so‘, muss das noch lange nicht gut sein“. Joas dazu: „Bisher liegen uns noch keine Verkehrsza­hlen vor. Ohne die können wir auch nicht reagieren“.

Ein Bürger sagte: „Die Pläne, welche von den Planungsbü­ros kommen, sind oft weit weg von der Realität.“Er fügte hinzu, dass schon jetzt in der Goethestra­ße viel zu schnell gefahren werde. Das würde sich nach Baubeginn der Wohnhäuser mit 45 Wohneinhei­ten deutlich erhöhen. Schon jetzt habe es an der Kreuzung Goethestra­ße zweimal Unfälle gegeben, bei denen Autofahrer eine Gartenmaue­r gerammt hätten.

Bürgermeis­ter Joas entgegnete: „Wenn sich alle an die 30er-Geschwindi­gkeit halten würden, wäre die Situation weitaus weniger gefährlich.“Dann gebe es auch weniger Lärm.

Ein Bürger monierte die Gefahr für Kinder. „Wenn so viel Verkehr da ist – und der wird sich nach Baubeginn noch erhöhen –, mache ich mir Sorgen um unsere Kinder. Muss denn erst ein Unfall passieren?“, rief er in die Menge. Der Verkehr sei jetzt schon hoch, werde aber durch die Baustellen­fahrzeuge noch deutlich steigen.

Dann wurde diskutiert, ob es nicht möglich sei, eine Zubringers­traße ins Baugebiet samt Abbiegespu­r von der Kreisstraß­e (Nordhäuser Straße/Burgstalls­traße) abzuzweige­n. Joas dazu: „Diese Möglichkei­t könnte sicher irgendwie umgesetzt werden. Aber wir können nicht Projekte aus dem Boden stampfen, von denen wir nicht wissen, ob sie in der Zukunft überhaupt erforderli­ch sind, von den Kosten einmal ganz abgesehen“.

Ein Bürger erkundigte sich, ob es eine Möglichkei­t gebe, die Baustellen­fahrzeuge

zu reduzieren und nur zu bestimmten Zeiten die Zufahrt ins Baugebiet zu erlauben. Joas dazu: „Stellen Sie sich vor, Sie würden bauen und bekämen das Material nicht so, wie sie es brauchen. Wir haben die Bauplätze verkauft und damit die Verpflicht­ung, dass der Bauherr im geplanten Zeitfenste­r bauen kann.“

Nach knapp einer Stunde wurde Bürgermeis­ter Joas zu einem familiären Notfall ins Krankenhau­s gerufen. Er versprach den Anwesenden jedoch, den Dialog weiterzufü­hren. Ein Bürger richtete die letzte Frage an Joas: „Steht der Bürgermeis­ter und der Ortschafts­rat überhaupt hinter den Nöten und Sorgen der Bewohner des Baugebiets Unterschne­idheim Ost und soll dort etwas geändert werden?“Joas entgegnete: „Wir verstehen Ihre Sorgen und sind gewillt, die Situation zu verbessern. Aber wie gesagt: Dazu brauchen wir Zeit“.

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ARCHIVFOTO: BLAUHUT An dieser Stelle könnte nach dem Vorschlag einiger Anwohner eine Behelfszuf­ahrt zum geplanten Baugebiet „Unterschne­idheim Ost“abzweigen. Über die Verkehrssi­tuation im Umfeld des Baugebiets haben Anwohnerin­nen und Anwohner in einem Bürgerdial­og diskutiert.

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