Die vielen Facetten der keltischen Kultur
Experten informieren beim achten Bopfinger Keltenkolloquium über Forschungsstand
BOPFINGEN - Kult und Religion stellen wichtige Elemente der Eisenzeit Europas dar. Besonders prägend und identitätsstiftend waren sie bei den Kelten des ersten und zweiten Jahrhunderts vor Christus. Beim achten Bopfinger Keltenkolloquium skizzierten namhafte Experten der keltischen Kultur den aktuellen Forschungsstand zu diesem spannenden Thema.
Für den geschichts- und kulturinteressierten Bürgermeister Gunter Bühler ist das Bopfinger Keltenkolloquium ein Muss. „Hier erfährt man aus erster Hand Neues zum aktuellen Forschungsstand über die Kelten und ihre Kultur. Gerade für uns Bopfinger und Einwohner des Rieses, die wir ja eng mit der keltischen Kultur und Geschichte verwoben sind, sind die vielen Facetten und Erkenntnisse der keltischen Vergangenheit auch ein Blick in die eigene Identität.“
Zum ersten Mal durfte der Bürgermeister Landrat Joachim Bläse beim Bopfinger Keltenkolloquium begrüßen. „Das ist schon faszinierend, wie die keltische Vergangenheit die nachfolgenden Kulturen und Generationen beeinflusst hat“, sagte Bläse. Das Thema „Kult und Religion der Kelten“lockte auch zahlreiche
Gäste und Zuhörer in die Rathausschranne.
Wolfgang David vom Archäologischen Museum in Frankfurt befasste sich in seinem Vortrag mit „Religion und Kult im Keltischen Oppidum von Manching“. Das war eine keltische stadtartige Großsiedlung in der Nähe des heutigen Manching bei Ingolstadt. Die Siedlung wurde im dritten Jahrhundert vor Christus gegründet und erreichte bei seiner größten Besiedlungsdichte mit 5000 bis 10 000 Menschen eine Ausdehnung von bis zu 380 Hektar Fläche. Für damalige Verhältnisse und die sonst übliche kleinere Siedlungsstruktur erreichte Manching eine beachtliche Dimension. Das hatte selbstverständlich auch Auswirkungen auf die religiösen und kulturellen Riten. „Wurden früher außergewöhnliche Naturphänome wie große Eichenbäume, Naturhöhlen oder markante Felsbrocken für besondere Orte und Sitz von Göttern gehalten, änderte sich das Ritualverhalten mit den großen Siedlungsstrukturen“, erläuterte David. „Anstatt raus in die Natur, zu den besonderen Orten zu gehen, wurden die Götter jetzt in die Städte eingeladen. Man schuf ihnen extra Orte und Gebäude zur Anbetung, und um sich Schutz für ihre Siedlung von ihnen zu erhoffen.“
Viele Funde in Manching unterstützen diese These. Auch der Ipf bei Bopfingen lässt sich durchaus in den Bereich von Kult und Religion rücken. Seine exponierte Lage, sein Ansehen als kultischer Kraftort lassen Vermutungen auf rituelle Handlungen auf dem weiträumigen Bergplateau zu.
Das Bopfinger Keltenkolloquium hat sich inzwischen als wertvolle Informationsplattform und Vortragsreihe zur keltischen Geschichte im Ries etabliert. Namhafte keltische Kulturexperten geben in Bopfingen interessante und spannende Einblicke in das keltische Kulturerbe und den aktuellen Stand der Geschichtsforschung, die oft ganz neue, überraschende Aspekte liefert.