Corona trübt erneut den Narrenspaß
Aktuelle Entwicklung verunsichert Zünfte und Vereine – Viele Veranstaltungen ungewiss
AALEN - Bis vor Kurzem sind die Faschingsvereine noch optimistisch gewesen, dass trotz Corona die Saison 2021/2022, die offiziell am 11.11. startet, einigermaßen normal über die Bühne gehen kann. Nachdem das Landesgesundheitsamt am vergangenen Mittwoch wegen der ständig steigenden Zahlen an Corona-Infizierten allerdings die Warnstufe ausgerufen hat, ist die Euphorie der Verantwortlichen getrübt. Manche Vereine haben bereits Veranstaltungen abgesagt oder die Planung für diese erst einmal auf Eis gelegt. Andere wollen ihre Events ausschließlich mit der 2G-Regel durchziehen.
„Trotz 2G nur mit Maske und Abstand feiern zu dürfen, ist sinnlos und macht keinen Spaß“, sagt der Vorsitzende der Fachsenfelder Schlosshexen, Bernd Märkle. Deshalb habe der Verein den Faschingsauftakt am 13. November im Schloss Fachsenfeld gecancelt. Wie es in der Saison weitergeht, stehe in den Sternen. Klar sei allerdings, dass bei einer anhaltenden Warnstufe oder Alarmstufe keine größere Veranstaltung vonseiten der Schlosshexen stattfinden wird. Auch das Maskenabstauben am 8. Januar im Fachsenfelder Schloss werde nur in der Basisstufe stattfinden. Denn selbst für die auftretenden Gruppen auf der Bühne gelte bereits in der Warnstufe die Maskenpflicht. Um diese während ihres Auftritts abnehmen zu dürfen, bräuchten sie vom Gesundheitsamt eine Ausnahmegenehmigung, sagt Märkle in Rücksprache mit dem Ordnungsamt der Stadt Aalen.
Die Faschingssaison durchziehen möchte die Aalener Fasnachtszunft (AFZ). Sowohl die Saisoneröffnung am 11.11. als auch das Ordensfest am
20. November werden unter 2G stattfinden, sagt der Vizepräsident Gerhard Luley. Auch an der Maskentaufe am 6. Januar wolle die AFZ ebenso festhalten wie an der Prunksitzung am
19. Februar 2022 in der Stadthalle. Ob der Rathaussturm im kommenden Jahr stattfindet, sei indes noch offen. Definitiv abgesagt wurde der große Ostalb-Umzug am 23. Januar. Dieser sei auf 2023 verlegt worden.
„Wir fangen jetzt mit den konkreten Planungen an“, sagt der Vorsitzende der Essinger Haugga Narra, Holger Franke. Veranstaltungen abzusagen, komme für ihn nicht infrage. Auch der Umzug am 27. Februar 2022 soll stattfinden. Diesbezüglich sei der Verein in Gesprächen mit der Gemeinde, wie ein solcher mit kontrollierten Zugängen über die Bühne gehen kann. „Wir sind es den Faschingsbegeisterten, unserem Brauchtum, den Vereinsmitgliedern und nicht zuletzt unserer Kassenlage schuldig, dass auch in der fünften Jahreszeit trotz Corona wieder etwas Normalität zurückkehrt“, sagt Franke.
Bei allen Veranstaltungen, die überlegt und mit viel Verantwortung geplant würden, soll die 2G-Regel gelten, auch wenn dadurch ungeimpfte Besucher und Mitglieder ausgeschlossen würden. Franke hofft auch auf Kulanz der zuständigen Behörden. Dass die Besucher in der Warnstufe eine Maske tragen müssen, sei ihm bekannt. Eine solche müssten seines Wissens nach auch die „Trommler“der Guggenmusik und der Elferrat auf der Bühne tragen. Dass allerdings auch Gardemädchen mit Maske tanzen müssten, sei aberwitzig.
In der Faschingssaison werden die Haugga Narra auch an externen Terminen anderer Vereine teilnehmen, sofern diese stattfinden. Um Busfahrten allerdings zu vermeiden, werde man lediglich Veranstaltungen in der näheren Umgebung wahrnehmen, zu denen jeder mit seinem eigenen Auto fahren könne, sagt Franke.
Mit 2G planen auch die Unterkochener Bärenfanger ihre Veranstaltungen in der Faschingssaison, sagt der Pressewart und Zunftmeister Daniel Mock. Die Maskenpflicht und die Abstandsregel zu kontrollieren, werde sich allerdings als schwer gestalten, vor allem, wenn Alkohol im Spiel ist.
Neben vereinsinternen Veranstaltungen sei auch die Teilnahme bei Veranstaltungen anderer Vereine geplant. Welche davon letztlich stattfinden, sei nach wie vor ungewiss. „Nach wie vor weiß kein Verein, wohin die Reise in Zeiten von Corona geht.“
Noch keine Aussage über die Faschingskampagne treffen kann die Oberkochener Narrenzunft Schlagga-Wäscher. „Der Vorstand und das Präsidium trifft sich am Dienstagabend und wird dort besprechen wie es weitergeht“, sagt die Präsidentin Nina Stadler.
Ungewiss ist der bevorstehende Fasching auch für die OschtalbRuassgugga, die in dieser Saison ihr 44-jähriges Bestehen feiern und in diesem Zuge auch ihr neues Häs vorstellen wollen. Die Planungen für den Geburtstag am 8. Januar 2022 laufen seit geraumer Zeit, sagt der Vorsitzende Jochen Gerber. Die Greuthalle sei seit einem Jahr für die Veranstaltung blockiert, die Plakate und Flyer seien bereits gedruckt. Grundlage der Planungen sei jedoch immer die bis vor einer Woche geltende Basisstufe gewesen. Nachdem am vergangenen Mittwoch die Warnstufe ausgerufen worden sei, seien die Planungen erst einmal auf Eis gelegt worden und Getränke- und Essenslieferanten
bislang nicht kontaktiert worden. Auch eine Hotelbuchung für die Gastvereine aus Lörrach und Basel sei noch nicht erfolgt.
Eine solche Veranstaltung mit Maskenpflicht und Mindestabstand umzusetzen, sei nicht machbar. Überdies würde unter dieser Prämisse kein Besucher kommen, ist sich Gerber sicher. „Und wir wollen am Schluss nicht auf sämtlichen Kosten sitzen bleiben.“Sollte der Festakt ins Wasser fallen, werde er am 11.11. 2022 nachgeholt.
Nicht stattfinden wird auch die Ostalb-Prunksitzung in der Fachsenfelder Woellwarth-Halle, die bereits in der vergangenen Saison coronabedingt verschoben werden musste. Die Fachsenfelder Naschkatza werden diese nicht ausrichten, sagt die Vorsitzende Nadine Patzelt, die gemeinsam mit der Vorstandschaft bereits die Taufe der 19 Neumitglieder am kommenden Freitag abgesagt hat. Sollte sich kein anderer Verein dazu bereiterklären, die Ostalb-Prunksitzung auszurichten, werde die Veranstaltung auf 2023 verschoben.
Ihr elfjähriges Bestehen im kommenden Jahr wollen die Naschkatza in jedem Fall feiern. Einen Brauchtumsabend mit großem Publikum und Vorführungen zahlreicher Gruppen werde es allerdings nicht geben. Denkbar sei es jedoch, den Geburtstag im Freien auf dem Fachsenfelder Dorpflatz zu feiern.
Prinzipiell stehe Patzelt Veranstaltungen mit 2G kritisch gegenüber. „Wir wollen niemanden ausgrenzen. Immerhin gibt es auch Menschen, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen können.“Überdies sei die 2G-Regel in der Warnstufe mit geltender Maskenpflicht kaum zu kontrollieren. „Und wir wollen als Verein nicht die Verantwortung dafür tragen, dass eine unserer Veranstaltungen zu einem Corona-Hotspot wird.“
Dass der legendäre TSG-Fasching der Sauerbachnarren Hofherrnweiler-Unterrombach unter den derzeitigen Bedingungen über die Bühne geht, glaubt Heiko Richter nicht. Was ansonsten möglich ist, hänge von der jeweiligen Corona-Lage ab. In jedem Fall umsetzen möchte der Zeremonienwirt der Sauerbachpfitza, der Laufgruppe der Sauerbachnarren, seine Idee eines Krampuslauf, der im vergangenen Jahr wegen Corona abgesagt werden musste. Gemäß dieser schwäbisch-alemannischen Tradition sei geplant, dass die Maskengruppe zwischen Weihnachten und Neujahr vom Schradenberg aus in Hofherrnweiler ihre Runden dreht und Bewohner der Weststadt besucht und ihnen Spottverse aufsagt. Sofern der Weihnachtsmarkt heuer stattfindet, sei auch ein Besuch auf diesem geplant.
„Nach wie vor weiß kein Verein, wohin die Reise geht“,
sagt Daniel Mock.