Weltladen zieht ins frühere Reisebüro Mack
Neues Domizil ist nur wenige Häuser vom alten entfernt
ELLWANGEN - Jetzt ist es amtlich: Das neue Domizil des Ellwanger Weltladens ist im früheren OK.goReisebüro in der Spitalstraße 13, nur wenige Meter von den bisherigen Räumen in der Spitalstraße 5 entfernt. „Das freut auch unsere Kundschaft sehr“, sagen Christine Ostermayer, Vorsitzende des Vereins Treffpunkt Nord-Süd, dem Träger des Weltladens, und Kassiererin Elisabeth Deis. Die Neueröffnung ist spätestens für 1. Februar geplant. Das Reisebüro war coronabedingt längere Zeit verwaist. Im September wurde die endgültige Schließung publik.
Schon damals hatten Jutta und Reiner Maria Scheiger vom Vorstand der OK.go Mobilitäts AG, denen die Immobilie gehört, erklärt, dass sie Wert auf eine Verwendung der 124 Quadratmeter großen Ladenfläche legen, die der Stadt und ihrer Bürgerschaft zugutekommt. Mit dem Weltladen ist eine nachhaltige Nutzung garantiert: „Der Weltladen passt auch zum Thema Reisen im weitesten Sinne. Ich verstehe das als Brücke“, sagt Jutta Scheiger. Es ist eine Win-Win-Lösung: „Wir freuen uns, dass die Familie Scheiger uns die Räume vermietet hat, und auf den Neustart“, so Christine Ostermayer.
Die Mitgründerin des Ellwanger Weltladens lässt die Geschichte seit den bescheidenen Anfängen Revue passieren. Ermuntert von dem in diesem Frühjahr verstorbenen Comboni-Missionar Bruno Haspinger, wurde 1986 „im hintersten Winkel der Turnhalle der Combonis“ein Laden eröffnet. Wer hier einkaufte, tat es aus Überzeugung. Die Devise war: „Eure Almosen könnt ihr behalten, wenn ihr gerechte Preise zahlt.“Das Sortiment war übersichtlich. Es gab Kaffee, Tee, Honig, Kunstgewerbliches
und Umweltschutzpapier. Später kamen Reis, Zucker, Hängematten aus Brasilien und Bücher dazu.
Seit 2002 residiert der Laden in der Innenstadt. Die Räume des früheren Schreibwarengeschäfts Brechenmacher wurden mit viel Eigenleistung saniert, die Einrichtung teilweise selbst angefertigt: „Wir waren zwar in der Mitte der Stadt, aber längst nicht in der Mitte der Gesellschaft angekommen“, so Ostermayer. Das Sortiment wechselte im Laufe der Zeit. Bücher verschwanden, an ihre Stelle traten Lederwaren, Kautschukund Kosmetikartikel, Schokolade und Gewürze. „Wir gelten als Supermarkt“, erläutert Elisabeth Deis. Dank eines ausgeklügelten Hygienekonzepts konnte der Laden auch im Lockdown geöffnet bleiben.
Doch der Laden ist weit mehr als ein Fachgeschäft für fair gehandelte Produkte. Der Arbeitskreis, der sich in den 1980-er Jahren im Ellwanger Juze traf und aus dem der Weltladen hervorging, leistet nach wie vor wichtige entwicklungspolitische Bildungsarbeit und engagiert sich für Demokratie und Menschenrechte, beim Aktionsbündnis Mahnwache
Ellwangen und der Friedensdekade sowie für den Weltfrauentag, Amnesty International und Flüchtlinge. Der Weltladen war seiner Zeit stets voraus. In 35 Jahren ehrenamtlicher Tätigkeit haben es die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – zwei „Quotenmänner“sind es aktuell – geschafft, überzeugend zu wirken und nicht nur den Laden, sondern auch seine Philosophie in der Mitte der Gesellschaft zu verankern.
Die Stammbelegschaft sind 30 Personen, die viel Zeit einbringen. Viele von ihnen seit über 30 Jahren: „Die Arbeit bereichert uns. Wir bekommen viel zurück“, ist Christine Ostermayer überzeugt. Und in all den Jahren ist der Umsatz kontinuierlich gestiegen, „außer im Coronajahr 2020“, so Elisabeth Deis.
„Wir werden nicht mehr als exotisch angesehen“, sagt Christine Ostermayer. „Wir bleiben, was der Weltladen immer war, und wollen trotzdem für die eine oder andere Überraschung gut sein.“Das Förderprogramm City-Startup gewährt einen Mietzuschuss für drei Jahre. Wenn das mal kein gutes Omen für den Neustart ist.