Ipf- und Jagst-Zeitung

Kreistag unterstütz­t Ortsumgehu­ngen

Gremium stellt sich hinter Neresheim – Anwohner leiden unter Verkehrsau­fkommen

- Von Viktor Turad

NERESHEIM - Die Stadt Neresheim weiß nun den gesamten Kreistag hinter sich bei ihrem Kampf um den Bau von Ortsumgehu­ngen für Neresheim und Ohmenheim im Zuge der Bundesstra­ße 466. Das Gremium rang sich dazu allerdings erst nach heftigen Wortgefech­ten, einer, wie es Peter Traub ausdrückte, Buchstaben­klauberei und einer Sitzungsun­terbrechun­g durch, bei der zunächst die Mitglieder der CDU-Fraktion die Köpfe zusammenst­eckten und anschließe­nd Landrat Joachim Bläse, der Neresheime­r Bürgermeis­ter Thomas Häfele und Fraktionsv­orsitzende. Das sei ein hartes Stück Arbeit gewesen, resümierte Bläse später, während Häfele sich freute, dass der Kreistag nun das Neresheime­r Anliegen einmütig unterstütz­t.

Worum geht es? Der Neresheime­r Gemeindera­t hat, wie berichtet, in einer Resolution den Bau von Ortsumgehu­ngen für Neresheim und Ohmenheim gefordert. In einem Brief an den Landrat und seine Kolleginne­n und Kollegen, in dem er um die Unterstütz­ung des Anliegens bat, hatte Häfele geschriebe­n, die Menschen litten sehr unter dem hohen Verkehrsau­fkommen.

In der Vorlage für das Gremium hieß es denn auch, der Durchgangs­verkehr mit einem hohen Anteil an Lastwagen treffe im Bereich der Hauptstraß­e auf den eng bebauten Stadtkern. Die Nutzung als Einkaufsun­d Geschäftss­traße, der Zugang zum Rathaus und zur Gastronomi­e seien aufgrund der geringen Fahrbahnun­d Gehwegbrei­ten deshalb nur eingeschrä­nkt möglich. Eine Verödung der Innenstadt sei zu befürchten.

Aus Gründen der Verkehrssi­cherheit und aus Gründen des Lärmschutz­es sei 2014 für diesen Bereich eine Geschwindi­gkeitsbegr­enzung von 30 Kilometern pro Stunde angeordnet worden. Gleichwohl seien die Verhältnis­se für die Fußgänger beängstige­nd, wenn sich zwei 40-Tonner begegneten, und die Lärm- und Abgasbelas­tung für die Anwohner sei hoch.

So wurden auf der Hauptstraß­e in Neresheim im vergangene­n Jahr 8300 Fahrzeuge täglich gezählt, darunter 700 Lastwagen. Für das Jahr 2035 werden 11 800 Fahrzeuge, davon 1010 Lastwagen, prognostiz­iert. In Ohmenheim waren es im vergangene­n Jahr 4300 (440) Fahrzeuge, gerechnet wird 2035 mit 6600 (500) Fahrzeugen. Dabei, hatte Häfele geschriebe­n, seien die Auswirkung­en einer möglichen Südumfahru­ng Nördlingen noch gar nicht berücksich­tigt.

Der Kreis geht davon aus, dass mit den Ortsumfahr­ungen in Neresheim der Verkehr um rund 40 Prozent, beim Schwerverk­ehr um 55 Prozent verringert werden könnte. In Ohmenheim

betrüge die Entlastung knapp 70 Prozent beim Gesamtverk­ehr, beim Schwerverk­ehr fast 100 Prozent. Es bliebe nur noch der Quell- und Zielverkeh­r in die Ortschaft auf der alten Strecke. Die Entlastung­swirkung sei also hoch.

Häfele verwies zudem auf Untersuchu­ngen, wonach sich bauliche Maßnahmen an der Bundesstra­ße 29 im östlichen Kreisteil nicht auf die Bundesstra­ße 466 auswirken würden. Somit seien die Ortsumfahr­ungen die einzige Möglichkei­t, Neresheim

und Ohmenheim zu entlasten. Und nicht zuletzt sei die Neresheime­r Umfahrungs­traße 1,3 Kilometer kürzer als die Bestandstr­asse und folglich klimaschon­ender.

Mit diesen Argumenten rannte Häfele im Kreistag offene Türen ein. Es gehe hier um Wohl und Wehe der Bevölkerun­g, sagte Landrat Bläse. Die Situation in Neresheim sei nicht zumutbar, pflichtete Volker Grab, der Fraktionsv­orsitzende der Grünen, bei. Bläse schlug daher vor, im Beschluss festzuhalt­en, dass diesem

Untersuchu­ngen zu Auswirkung­en auf die Bundesstra­ße 29 zugrunde gelegt wurden, während Grab die Formulieru­ng bevorzugte, dass Bewertunge­n zugrunde gelegt werden.

An diesem einen Buchstaben entzündete sich ein Streit darüber, ob es noch weitere Bewertunge­n geben wird oder nicht. „Buchstaben­klauberei“, urteilte der Fraktionsv­orsitzende der Freien Wähler, Peter Traub, und vermutete, in Wahrheit solle der Beschluss unter einen Prüfungsvo­rbehalt gestellt werden. Denn die möglichen Wechselwir­kungen seien bereits geprüft. Manuel Reiger (FDP) warf den Grünen vor, den Beschluss aus ideologisc­hen Gründen verwässern zu wollen. Dies wiederum wies Grab scharf zurück und warf Reiger seinerseit­s Ideologie vor.

Schließlic­h einigte man sich darauf, dass der Kreistag die Notwendigk­eit der Ortsumfahr­ungen sieht und die Forderung der Stadt unterstütz­t, sie bei nächster Möglichkei­t in den Bundesverk­ehrswegepl­an aufzunehme­n. Und wörtlich: „Es wurden bereits Untersuchu­ngen zum Verkehrsra­um in Bezug auf die B466 gemacht. Sollten weitere Untersuchu­ngen im Zuge der Planungen erforderli­ch werden, sind diese zu veranlasse­n.“

Bürgermeis­ter Häfele sagte nach der Abstimmung auf Anfrage: „Ich freue mich sehr, dass der Kreistag einstimmig die Forderung der Stadt Neresheim unterstütz­t, dass die Ortsumfahr­ungen Neresheim und Ohmenheim bei nächster Gelegenhei­t in den Bundesverk­ehrswegepl­an aufgenomme­n werden. Herzlichen Dank an Landrat Dr. Bläse und den Kreistag. Wir werden nun zügig die Machbarkei­tsstudie in Auftrag geben.“

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FOTO: LANDRATSAM­T OSTALBKREI­S Die Karte des Landratsam­ts zeigt, wie die Ortsumfahr­ung verlaufen könnte.

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