Kreistag unterstützt Ortsumgehungen
Gremium stellt sich hinter Neresheim – Anwohner leiden unter Verkehrsaufkommen
NERESHEIM - Die Stadt Neresheim weiß nun den gesamten Kreistag hinter sich bei ihrem Kampf um den Bau von Ortsumgehungen für Neresheim und Ohmenheim im Zuge der Bundesstraße 466. Das Gremium rang sich dazu allerdings erst nach heftigen Wortgefechten, einer, wie es Peter Traub ausdrückte, Buchstabenklauberei und einer Sitzungsunterbrechung durch, bei der zunächst die Mitglieder der CDU-Fraktion die Köpfe zusammensteckten und anschließend Landrat Joachim Bläse, der Neresheimer Bürgermeister Thomas Häfele und Fraktionsvorsitzende. Das sei ein hartes Stück Arbeit gewesen, resümierte Bläse später, während Häfele sich freute, dass der Kreistag nun das Neresheimer Anliegen einmütig unterstützt.
Worum geht es? Der Neresheimer Gemeinderat hat, wie berichtet, in einer Resolution den Bau von Ortsumgehungen für Neresheim und Ohmenheim gefordert. In einem Brief an den Landrat und seine Kolleginnen und Kollegen, in dem er um die Unterstützung des Anliegens bat, hatte Häfele geschrieben, die Menschen litten sehr unter dem hohen Verkehrsaufkommen.
In der Vorlage für das Gremium hieß es denn auch, der Durchgangsverkehr mit einem hohen Anteil an Lastwagen treffe im Bereich der Hauptstraße auf den eng bebauten Stadtkern. Die Nutzung als Einkaufsund Geschäftsstraße, der Zugang zum Rathaus und zur Gastronomie seien aufgrund der geringen Fahrbahnund Gehwegbreiten deshalb nur eingeschränkt möglich. Eine Verödung der Innenstadt sei zu befürchten.
Aus Gründen der Verkehrssicherheit und aus Gründen des Lärmschutzes sei 2014 für diesen Bereich eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 Kilometern pro Stunde angeordnet worden. Gleichwohl seien die Verhältnisse für die Fußgänger beängstigend, wenn sich zwei 40-Tonner begegneten, und die Lärm- und Abgasbelastung für die Anwohner sei hoch.
So wurden auf der Hauptstraße in Neresheim im vergangenen Jahr 8300 Fahrzeuge täglich gezählt, darunter 700 Lastwagen. Für das Jahr 2035 werden 11 800 Fahrzeuge, davon 1010 Lastwagen, prognostiziert. In Ohmenheim waren es im vergangenen Jahr 4300 (440) Fahrzeuge, gerechnet wird 2035 mit 6600 (500) Fahrzeugen. Dabei, hatte Häfele geschrieben, seien die Auswirkungen einer möglichen Südumfahrung Nördlingen noch gar nicht berücksichtigt.
Der Kreis geht davon aus, dass mit den Ortsumfahrungen in Neresheim der Verkehr um rund 40 Prozent, beim Schwerverkehr um 55 Prozent verringert werden könnte. In Ohmenheim
betrüge die Entlastung knapp 70 Prozent beim Gesamtverkehr, beim Schwerverkehr fast 100 Prozent. Es bliebe nur noch der Quell- und Zielverkehr in die Ortschaft auf der alten Strecke. Die Entlastungswirkung sei also hoch.
Häfele verwies zudem auf Untersuchungen, wonach sich bauliche Maßnahmen an der Bundesstraße 29 im östlichen Kreisteil nicht auf die Bundesstraße 466 auswirken würden. Somit seien die Ortsumfahrungen die einzige Möglichkeit, Neresheim
und Ohmenheim zu entlasten. Und nicht zuletzt sei die Neresheimer Umfahrungstraße 1,3 Kilometer kürzer als die Bestandstrasse und folglich klimaschonender.
Mit diesen Argumenten rannte Häfele im Kreistag offene Türen ein. Es gehe hier um Wohl und Wehe der Bevölkerung, sagte Landrat Bläse. Die Situation in Neresheim sei nicht zumutbar, pflichtete Volker Grab, der Fraktionsvorsitzende der Grünen, bei. Bläse schlug daher vor, im Beschluss festzuhalten, dass diesem
Untersuchungen zu Auswirkungen auf die Bundesstraße 29 zugrunde gelegt wurden, während Grab die Formulierung bevorzugte, dass Bewertungen zugrunde gelegt werden.
An diesem einen Buchstaben entzündete sich ein Streit darüber, ob es noch weitere Bewertungen geben wird oder nicht. „Buchstabenklauberei“, urteilte der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler, Peter Traub, und vermutete, in Wahrheit solle der Beschluss unter einen Prüfungsvorbehalt gestellt werden. Denn die möglichen Wechselwirkungen seien bereits geprüft. Manuel Reiger (FDP) warf den Grünen vor, den Beschluss aus ideologischen Gründen verwässern zu wollen. Dies wiederum wies Grab scharf zurück und warf Reiger seinerseits Ideologie vor.
Schließlich einigte man sich darauf, dass der Kreistag die Notwendigkeit der Ortsumfahrungen sieht und die Forderung der Stadt unterstützt, sie bei nächster Möglichkeit in den Bundesverkehrswegeplan aufzunehmen. Und wörtlich: „Es wurden bereits Untersuchungen zum Verkehrsraum in Bezug auf die B466 gemacht. Sollten weitere Untersuchungen im Zuge der Planungen erforderlich werden, sind diese zu veranlassen.“
Bürgermeister Häfele sagte nach der Abstimmung auf Anfrage: „Ich freue mich sehr, dass der Kreistag einstimmig die Forderung der Stadt Neresheim unterstützt, dass die Ortsumfahrungen Neresheim und Ohmenheim bei nächster Gelegenheit in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen werden. Herzlichen Dank an Landrat Dr. Bläse und den Kreistag. Wir werden nun zügig die Machbarkeitsstudie in Auftrag geben.“