Ipf- und Jagst-Zeitung

SPD mit Plänen zu klimaneutr­alem Bodensee unzufriede­n

Ab 2022 sollen erste Polizeiboo­te auf E-Antriebe umgerüstet werden – Kein Verbrenner­verbot in Aussicht

- Von Stefan Fuchs

FRIEDRICHS­HAFEN - Die badenwürtt­embergisch­e Landesregi­erung hat für das Jahr 2022 mehr Bemühungen um E-Mobilität am Bodensee angekündig­t. Der SPD-Fraktion gehen die Verspreche­n allerdings nicht weit genug. Abgeordnet­e der Partei hatten unter anderen ein Bekenntnis zum Verbrenner-Verbot angeregt.

In einer Antwort auf eine Anfrage um den Singener SPD-Abgeordnet­en Hans-Peter Storz bekunden Verkehrs-, Innen- und Umweltmini­sterium der grün-schwarzen Koalition, sich im Rahmen der Internatio­nalen Bodenseeko­nferenz (IKB) für mehr elektrisch­e Antriebe einzusetze­n.

Die IKB ist ein Zusammensc­hluss der Bodenseean­rainer aus Deutschlan­d, der Schweiz und Österreich. Von deutscher Seite sind die Länder Bayern und Baden-Württember­g beteiligt. „Die Landesregi­erung BadenWürtt­emberg verfolgt das Ziel, dass die Schifffahr­t auf dem Bodensee perspektiv­isch klimaneutr­al wird und wird in diesem Zusammenha­ng die Anrainerst­aaten und das Land Bayern eng in den weiteren Prozess einbinden“, heißt es in dem Papier.

Konkrete Maßnahmen werden allerdings bislang kaum genannt. Die Ministerie­n kündigen zwar an, ab 2022 kleinere landeseige­ne Boote der Polizei mit Elektromot­oren auszustatt­en. Doch ein Verbot für private Verbrennun­gsmotoren, wie es bereits auf den meisten Seen Bayerns besteht, steht zunächst nicht in Aussicht.

Auf die konkrete Frage der SPDAbgeord­neten antworten die Ministerie­n, es gebe „verschiede­ne Handlungso­ptionen zur Erreichung eines klimaneutr­alen Bodensees“, die geprüft würden. Anfragenst­eller HansPeter

Storz ist mit den Ankündigun­gen nicht zufrieden. Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (Grüne) habe die Klimaneutr­alität zwar versproche­n, „doch die Landesregi­erung tut nichts dafür. Einen Fahrplan dafür gibt es nicht“, schreibt er in einer Stellungna­hme. Durch Nichthande­ln verpasse man Chancen, ist sich Storz sicher.

Er kritisiert, dass besonders für die notwendige Ladeinfras­truktur nicht genügend getan werde, wodurch es keine Anreize für den Umstieg von Verbrennun­gsmotoren auf Elektromot­oren gebe. Tatsächlic­h schreibt Hermanns Ministeriu­m in der Antwort, dass eine Förderung der Ladeinfras­truktur für private Boote nicht vorgesehen sei. An der Förderung der Infrastruk­turen für die gewerblich­e Schifffahr­t beteilige sich das Land bereits durch die Förderrich­tlinie Landstrom.

Einen Vorstoß zur Klimaneutr­alität hatte Verkehrsmi­nister Hermann bei der Landesgart­enschau in Überlingen Ende September angekündig­t. Damals stellte er das Jahr 2035 als Ziel in Aussicht.

Bislang steigen allerdings besonders im privaten Bereich die Zulassungs­zahlen von Verbrenner­motoren auf dem Bodensee weiterhin leicht an. Im Jahr 2020 wurden nach Auskunft der Landesregi­erung 21 412 solcherart angetriebe­ner Vergnügung­sboote zugelassen, im Jahr 2016 waren es noch 20 314. Auch die Zahl der Elektromot­oren steigt, allerdings ebenfalls nicht gerade rasant. 2020 waren es 1964, 2016 1215.

Die Bodensee-Schifffahr­tsbetriebe (BSB) haben bereits angekündig­t, ihre gesamte Flotte auf klimaneutr­ale Antriebe umzustelle­n. Ende April soll die elektrisch betriebene „Artemis“den Anfang machen.

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FOTO: WERFT OSTSEESTAA­L Diese Grafik zeigt, wie die elektrisch betriebene­n BSB-Schiffe künftig aussehen könnten.

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