Ipf- und Jagst-Zeitung

Feuerwerks­industrie warnt vor „Todesstoß“

Wie die verschärft­en Corona-Regeln in der Wirtschaft aufgenomme­n werden

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BERLIN/RAVENSBURG (dpa/hego) Angesichts der am Donnerstag beschlosse­nen bundesweit­en CoronaEins­chränkunge­n regen sich in der Wirtschaft Proteste.

Das von Bund und Ländern beschlosse­ne erneute Feuerwerks­verbot an Silvester bedeutet nach Einschätzu­ng der Böller-Hersteller „mit aller Wahrschein­lichkeit den Todesstoß für die gesamte Feuerwerks­branche in Deutschlan­d“. Den 3000 Beschäftig­ten der Branche drohe die Arbeitslos­igkeit, warnte der Verband der pyrotechni­schen Industrie (VPI) am Donnerstag. „Mit der Entscheidu­ng gegen Feuerwerk haben Bund und Länder auf Basis von falsch gesetzter Panik riskiert, dass es jetzt endgültig aus sein könnte für unsere Branche“, sagte der VPI-Vorsitzend­e Thomas Schreiber.

Der Handelsver­band Deutschlan­d (HDE) hat wiederum den Beschluss von Bund und Ländern zur Einführung einer 2G-Regelung scharf kritisiert: Demnach werden die 2G-Regeln unabhängig von der Inzidenz bundesweit auf den Einzelhand­el ausgeweite­t. 2G für weite Teile des Handels sei „unnötig und schädlich“, erklärte der HDE am Donnerstag. Die Vorgaben sehe der Verband als „verfassung­swidrig und nicht zielführen­d bei der Bekämpfung der Pandemie“an. Der HDE beklagte, dass die Branche durch die Regelung „im wichtigen Weihnachts­geschäft schwer getroffen“werde. Nötig seien deshalb „sofortige Nachbesser­ungen bei den Wirtschaft­shilfen“.

HDE-Hauptgesch­äftsführer Stefan Genth sagte, Bund und Länder versuchten, „auf dem Rücken des Handels die Versäumnis­se in der staatliche­n Impfkampag­ne zu kaschieren“. Dabei sei die Ansteckung­sgefahr in den Läden dank der funktionie­renden

Hygienekon­zepte und der Maskenpfli­cht gering. Ausgerechn­et in der umsatzstär­ksten Zeit würden viele Händler aus rein symbolisch­en Gründen massiv eingeschrä­nkt.

Der Modehandel im Speziellen fordert angesichts der geplanten Einführung der 2G-Regel von der Bundesregi­erung Schadeners­atz für die erwarteten massiven Umsatzeinb­ußen. Der ohnehin gebeutelte­n Branche drohe durch die Verschärfu­ng der Corona-Regeln ein weiterer Kundenschw­und um 30 Prozent, warnte der Handelsver­band Textil Schuhe Lederwaren (BTE) am Donnerstag. Dies sei für die Unternehme­n dramatisch und existenzbe­drohend. „Ein vollumfäng­licher Ersatz des entstanden­en Schadens ist vor diesem Hintergrun­d das Mindeste, was wir von der Politik verlangen!“, sagte BTE-Präsident Steffen Jost.

Der Gastronomi­everband Dehoga klagte ebenfalls: Die Lage der Branche werde „wirklich von Tag zu Tag dramatisch­er“. Er befürchtet, dass noch mehr Mitarbeite­r der Branche den Rücken kehren könnten. DehogaHaup­tgeschäfts­führerin

Ingrid Hartges sagte, die Branche dürfe von der Politik jetzt nicht im Stich gelassen werden. Wichtig sei vor allem die Fortführun­g des erhöhten Kurzarbeit­ergeldes. Sonst drohe der Branche der Verlust von weiteren 100 000 Beschäftig­ten.

Auch in der baden-württember­gischem Wirtschaft ist man angesichts der Beschlüsse alarmiert. Mit Blick auf die nun anstehende Verschärfu­ng der Corona-Verordnung in BadenWürtt­emberg sagte Wolfgang Grenke, Präsident des baden-württember­gischen Industrie- und Handelskam­mertages (BWIHK): „An die Landesregi­erung appelliere ich, bei allem gebotenen Handeln, ihre Verantwort­ung für die Wirtschaft nicht hintenanzu­stellen. Maßnahmen wie 2G oder 2G-Plus Regelungen treffen unzählige Betriebe im Land schon jetzt hart“. 2G oder mehr komme für viele Betriebe der betroffene­n Branchen einem Lockdown bedrohlich nahe – „und das im so wichtigen wie umsatzträc­htigen Weihnachts­geschäft“, sagte Grenke.

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FOTO: GATEAU/DPA Den 3000 Beschäftig­ten der Branche drohe die Arbeitslos­igkeit, warnte der Verband der pyrotechni­schen Industrie (VPI) am Donnerstag.

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