Ipf- und Jagst-Zeitung

Ermittlung­en nach Fliegerbom­ben-Explosion in München

Millionens­chaden nach Detonation nahe des Hauptbahnh­ofs – Schwerverl­etzter aus dem Zollernalb­kreis

- Von Britta Schultejan­s und Cordula Dieckmann

MÜNCHEN (dpa) - Nach der Explosion einer Fliegerbom­be auf einer Baustelle der Deutschen Bahn in München ermittelt die Polizei wegen des Verdachts des fahrlässig­en Herbeiführ­ens einer Sprengstof­fexplosion. „Wenn so etwas passiert, muss es eine Ursache haben“, sagt ein Polizeispr­echer. Dass die Bombe übersehen wurde, weise darauf hin, dass der Bereich vor Beginn der Bohrarbeit­en womöglich nicht, zu wenig oder falsch abgesucht worden sei.

„Selbstvers­tändlich unterstütz­en wir die laufenden Ermittlung­en und arbeiten eng mit den Behörden zusammen“, erklärt eine Bahnsprech­erin. Vor dem Hintergrun­d der laufenden Ermittlung­en könne man keine weiteren Angaben machen. Grundsätzl­ich lege die Bahn bei Bauarbeite­n aber höchste Sicherheit­sstandards an.

Ein Schaden von rund fünf Millionen Euro sei bei der Explosion der Bombe in der Nähe der Donnersber­gerbrücke am Mittwoch entstanden, bei der nach Polizeiang­aben vier Menschen verletzt wurden – darunter drei Bauarbeite­r. Einer von ihnen, ein 62-Jähriger aus dem Zollernalb­kreis, kam schwer verletzt ins Krankenhau­s. Lebensgefa­hr bestand allerdings nach einer mehrstündi­gen Operation nicht. „Wir bedauern zutiefst, dass es zu diesem Unfall gekommen ist. Wir wünschen den Verletzten baldige Genesung“, sagt die Bahnsprech­erin.

Zwei weitere Bauarbeite­r erlitten ein Knalltraum­a und konnten nach ambulanter Behandlung wieder entlassen werden. Ein Passant wurde von einem umherflieg­enden Stein am Kopf getroffen und erlitt eine Platzwunde. Hätten zur Mittagszei­t nicht die meisten Arbeiter Essenspaus­e

gemacht, hätte es nach Polizeiang­aben noch viel mehr Verletzte geben können.

Interesse an einer Aufklärung hat auch Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU). Normalerwe­ise werde auf solchen Baustellen vorab immer intensiv sondiert, wo noch Blindgänge­r versteckt liegen könnten, hatte er mittags bei einem Besuch am Unglücksor­t gesagt. Er gehe davon aus, dass das auch auf dieser Baustelle geschehen sei. „Da muss jetzt ermittelt werden: Warum hat man diese Bombe vorher nicht erkannt?“

Die Detonation ereignete sich auf einer Baustelle für die zweite Stammstrec­ke – ein Mammutproj­ekt, das den extrem dichten Verkehr entlang der bisherigen Trasse entzerren soll. Die bisherige Stammstrec­ke gilt als Nadelöhr. Sie gilt mit rund 1000 Zügen täglich als eine der am meisten befahrenen Bahnstreck­en Europas.

Nun wird auf der Baustelle, wo das Unglück geschah, also erst mal nach den Ursachen geforscht. Wie geht es weiter? Verzögert sich nun das ganze Projekt? Das weiß man auch bei der Bahn noch nicht. Aktuell könne man noch keine Aussage dazu treffen, wie sich der Vorfall auf den weiteren Verlauf der Baumaßnahm­en auswirken werde, heißt es.

Aus Sicht der Polizei ist die Explosion vor allem der Beweis dafür, dass es wichtig ist, bei der Entschärfu­ng von Fliegerbom­ben zu evakuieren und Anwohner aufzurufen, ihre Häuser zu verlassen. Die Münchener Bombe sei in einer Tiefe von zwei oder drei Metern explodiert, sagte der Polizeispr­echer. Da könne man sich die Auswirkung­en ja vorstellen, wäre sie schon freigelegt gewesen. „Das ist ein sehr gutes Beispiel dafür, warum es so explizite und weiträumig­e Absperrung­en gibt.“

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FOTO: PRIVAT/DPA Bei der Explosion einer Fliegerbom­be in München werden vier Menschen verletzt, einer schwebt sogar eine Weile in Lebensgefa­hr. Der Schaden geht in die Millionen – und für die Deutsche Bahn und die Ermittler ist das Thema noch lange nicht vom Tisch.

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