Aalen wird zum Mekka für Mountainbiker
Bürgermeister Brütting setzt auf die Expertise von zwei Profisportlern
AALEN (ckn) - In Aalen boomt die Mountainbike-Szene. Auf abschüssigen Strecken im Wald, die zunächst wie unwegsame Trampelpfade aussehen, fühlen sich die Anhänger des Sports wie zu Hause: Rund 150 sogenannte Singletrails gibt es im Umkreis bereits – allerdings am Rande der Legalität. Denn eine offizielle Freigabe der Stadt für die von den Mountainbikern selbst angelegten Strecken gab es bislang nicht. Das soll sich nun ändern.
Oberbürgermeister Frederick Brütting möchte mit einer neuen Aktion den geschätzt 15 000 bis 20 000 Mountainbikern Ostwürttembergs in Aalen eine sportliche Heimat geben. Dafür holte er sich prominente Unterstützung mit ins Boot: Marion Fromberger, Weltcup-Siegerin von Barcelona und Deutsche Vize-Meisterin im Mountainbike-Sprint sowie Simon Gegenheimer, amtierender Weltmeister im Mountainbike-Sprint in der Disziplin „Cross-country Eliminator“haben seit dem 1. Dezember eine neue Anstellung. In Zukunft sollen sie federführend in der Mountainbike-Offensive der Aalener Stadtverwaltung sein.
Um den Mountainbike-Sport in Aalen haben sich die beiden längst verdient gemacht. Im „Mountainbike-Racingteam“repräsentieren sie die Stadt in aller Welt und heimsten bereits zahlreiche internationale Trophäen ein. „Wir wollen der Stadt etwas zurückgeben“, sagt Gegenheimer, der vor zehn Jahren extra für das Team nach Aalen gezogen war.
Bei dem neuen Projekt gehe es aber nicht darum, Profisport zu fördern. Viel mehr solle es sich an alle richten, die Interesse am Mountainbiken haben – unabhängig von Alter und Erfahrung. Die mittelfristigen Ziele stehen bereits fest. So wollen die Profis unter anderem regelmäßig Einsteigerkurse für Kinder und Erwachsene sowie Fortgeschrittenenkurse anbieten.
Da laut Gegenheimer immer mehr Frauen das Mountainbiken für sich entdecken würden, soll es für sie eigene Veranstaltungen geben. Teilnehmer der Anfängerkurse bräuchten nicht mehr als einen Helm und ein Fahrrad. Vor Kurzem habe das Team bereits einen „Kids-Tag“veranstaltet. Trotz nur einer Woche Vorlauf seien zu diesem 150 Kinder erschienen. „Man kann es erleben mit jeder Eignungsfähigkeit und jedem Gerät“, erklärt Teamchef Steffen Thum das wachsende Interesse am Mountainbiken.
Die Stadt wolle sich dafür einsetzen, in Kürze erste Singletrails im Wald zu legalisieren und dauerhaft zu befestigen. Die bereits bestehenden Strecken hätten nicht nur keine Genehmigung, sie seien häufig auch schlecht gepflegt und gefährlich. „Wir wollen nicht den Bike-Tourismus ankurbeln und die Leute dann auf diese Struktur loslassen“, erklärt OB Brütting.
Für Bau und Instandhaltung der Strecken setze man auf ehrenamtliche Helfer. Die Planung leite Simon Gegenheimer persönlich. „Es muss auch zu Aalen passen“, betont Thum. Doch Gegenheimer sei auf der ganzen Welt gefahren und wisse, welche Gestaltung sich unter den lokalen Gegebenheiten anbiete.
Zusätzlich brauche die Mountainbike-Szene „genau wie ein Fußballverein“einen festen Treffpunkt, sagt Thum weiter. Für gemeinsame Ausfahrten sei eine günstige Lage in Naturnähe wichtig. Allerdings müsse der Ausgangspunkt dennoch gut erreichbar sein, damit auch Mountainbiker von außerhalb teilnehmen können. Brütting schlägt dafür die Limestherme vor. Die Suche nach einem passenden Ort gehe aber weiter.
Alle neuen sowie die bereits bestehenden Mountainbike-Angebote sollen in einer „Bike Karte“festgehalten werden, kündigt Marion Fromberger an. Vor allem Einsteiger oder Mountainbiker von Außerhalb solle diese eine Orientierungshilfe bieten. Sobald die Karte fertiggestellt ist, werde sie auf der Homepage der Stadt veröffentlicht.
„Wir wollen keine Parallelstruktur schaffen, sondern die Vereine im Umkreis miteinbeziehen“, erklärt Brütting die Philosophie hinter dem Projekt. Die Stadt plane eine „Bike Allianz“, in der wöchentliche Ausfahrten sowie gemeinsame Trainings und Treffpunkte die Gemeinschaft unter den Mountainbikern stärken sollen.
Der Oberbürgermeister wisse, dass es in der Vergangenheit immer wieder Konflikte um die Mountainbike-Strecken in den Wäldern gab. „In Aalen hatten wir ein Trail-Netz, das ziemlich aus den Fugen geraten war“, sagt Brütting. Indem nun die Stadt das Ruder in die Hand nimmt, wolle er Aalen künftig besser aufstellen. Von Anfang solle die Planung auf eine friedliche Koexistenz mit Natur und Wanderern zugeschnitten werden, pflichtet Thum bei.