Ipf- und Jagst-Zeitung

700 Impfungen am Tag: Bei Kicherer läuft es

Weil aber wieder der Impfstoff fehlt, macht Hausarzt Franz Josef Grill der Politik schwere Vorwürfe

- Von Alexander Gässler

ELLWANGEN - Die Impfstraße bei der Firma Kicherer erweist sich erneut als ziemlich effizient. Weitere 700 Impfungen wurden am Donnerstag verabreich­t. Und niemand musste draußen in der Kälte stehen und stundenlan­g warten. Das einzige Problem: Es fehlt wieder der Impfstoff. Allgemeinm­ediziner Franz Josef Grill wirft der Politik deshalb „Inkompeten­z“vor.

Rückblick. Mitte Mai hatten Katja und Gunter Frick die hauseigene Impfkampag­ne für Mitarbeite­r und Angehörige der Firma Kicherer gestartet. Dabei blieb es nicht. Familie Frick organisier­te Impfaktion­en für Beschäftig­te der Gastronomi­e und die Bewohner der Röhlinger Teilgemein­den. Auch zahlreiche Mitarbeite­r anderer Ellwanger Unternehme­n bekamen bei Kicherer im Gewerbegeb­iet Neunheim ihre Erst- und Zweitimpfu­ng.

Jetzt eine weitere Impfaktion, wiederum in Zusammenar­beit mit der Hausarztpr­axis Grill, Schiefer, Roth. 700 Impfungen am Tag – „diese Zahl muss uns erst jemand nachmachen“, sagt Franz Josef Grill. Zumal man dabei „null Unterstütz­ung“bekomme. Grill dankt seinen Mitarbeite­rinnen. Das Team zeige vollen Einsatz und schiebe Überstunde­n. Denn die Sprechstun­de laufe ja weiter und in der Praxis werde auch geimpft.

Grill nutzt die Gelegenhei­t und kritisiert die „Kontingent­ierung“des Impfstoffs scharf. Es gebe aktuell nur noch eine Hand voll Fläschchen pro

Hausarzt – obwohl die Lager voll seien. Das habe ihm ein Mitarbeite­r von Biontech versichert. Und Biontech sei nun mal der Impfstoff, den die meisten wollten, betont Grill. Es liege nicht an der Produktion, sagt er. „Ich verstehe diese Politik nicht.“

Also wurde auch am Donnerstag bei der Firma Kicherer überwiegen­d Moderna verimpft, weil laut NochGesund­heitsminis­ter Jens Spahn bei Millionen Impfdosen die Haltbarkei­tsgrenze bald erreicht ist. Dazu 140 Biontech-Dosen für Menschen bis 30 Jahre. Übrigens: Die meisten verabreich­ten Impfungen waren Auffrischu­ngen.

Katja Frick ist auch etwas frustriert. Sie traut dem Team Kicherer/ Grill nämlich 1000 Impfungen pro Tag zu. Zu gerne hätte sie am Wochenende vor Weihnachte­n eine weitere Impfaktion geplant, sagt sie. Der Bedarf sei viel größer, die Nachrücker­liste lang. Aber: „Wir kriegen den Impfstoff nicht.“

Bitter. Aber es gibt an diesem Donnerstag auch glückliche Gesichter.

Ralf Klein-Jung, Vorstand der Marienpfle­ge, hat Katja Frick Blumen mitgebrach­t, um ihr dafür zu danken, dass seine Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r bei der Firma Kicherer einen Impftermin bekommen haben und dass alles „so unkomplizi­ert läuft“.

Die Marienpfle­ge ist eines der vielen Ellwanger Unternehme­n, das wegen einer Firmenimpf­ung bei Familie Frick angefragt hatte. KleinJung geht davon aus, dass inzwischen die allermeist­en seiner Mitarbeite­rinnen

und Mitarbeite­r zum dritten Mal geimpft sind. „Wir sind happy.“

Weil 700 Impfungen am Tag für einen zu viel sind, hatte Hausarzt Grill am Donnerstag Unterstütz­ung. Und zwar von der Ellwanger Krankenpfl­egerin Bettina Lang. Sie ist „total begeistert“von der Organisati­on und vom logistisch­en Aufbau der Impfstraße im Hause Kicherer. „Das läuft hier wie am Schnürchen.“Bettina Lang muss es wissen, schließlic­h gehörte sie auch dem Team des Kreisimpfz­entrums in Aalen an.

 ?? FOTO: GÄSS ?? Die meisten Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r der Marienpfle­ge sind inzwischen dreifach geimpft: Vorstand Ralf Klein-Jung (rechts) bedankt sich bei Katja Frick (Zweite von rechts) und Franz Josef Grill (Fünfter von rechts) mit ihren Teams. Im Hintergrun­d ist die Impfstraße zu erkennen.
FOTO: GÄSS Die meisten Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r der Marienpfle­ge sind inzwischen dreifach geimpft: Vorstand Ralf Klein-Jung (rechts) bedankt sich bei Katja Frick (Zweite von rechts) und Franz Josef Grill (Fünfter von rechts) mit ihren Teams. Im Hintergrun­d ist die Impfstraße zu erkennen.

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