700 Impfungen am Tag: Bei Kicherer läuft es
Weil aber wieder der Impfstoff fehlt, macht Hausarzt Franz Josef Grill der Politik schwere Vorwürfe
ELLWANGEN - Die Impfstraße bei der Firma Kicherer erweist sich erneut als ziemlich effizient. Weitere 700 Impfungen wurden am Donnerstag verabreicht. Und niemand musste draußen in der Kälte stehen und stundenlang warten. Das einzige Problem: Es fehlt wieder der Impfstoff. Allgemeinmediziner Franz Josef Grill wirft der Politik deshalb „Inkompetenz“vor.
Rückblick. Mitte Mai hatten Katja und Gunter Frick die hauseigene Impfkampagne für Mitarbeiter und Angehörige der Firma Kicherer gestartet. Dabei blieb es nicht. Familie Frick organisierte Impfaktionen für Beschäftigte der Gastronomie und die Bewohner der Röhlinger Teilgemeinden. Auch zahlreiche Mitarbeiter anderer Ellwanger Unternehmen bekamen bei Kicherer im Gewerbegebiet Neunheim ihre Erst- und Zweitimpfung.
Jetzt eine weitere Impfaktion, wiederum in Zusammenarbeit mit der Hausarztpraxis Grill, Schiefer, Roth. 700 Impfungen am Tag – „diese Zahl muss uns erst jemand nachmachen“, sagt Franz Josef Grill. Zumal man dabei „null Unterstützung“bekomme. Grill dankt seinen Mitarbeiterinnen. Das Team zeige vollen Einsatz und schiebe Überstunden. Denn die Sprechstunde laufe ja weiter und in der Praxis werde auch geimpft.
Grill nutzt die Gelegenheit und kritisiert die „Kontingentierung“des Impfstoffs scharf. Es gebe aktuell nur noch eine Hand voll Fläschchen pro
Hausarzt – obwohl die Lager voll seien. Das habe ihm ein Mitarbeiter von Biontech versichert. Und Biontech sei nun mal der Impfstoff, den die meisten wollten, betont Grill. Es liege nicht an der Produktion, sagt er. „Ich verstehe diese Politik nicht.“
Also wurde auch am Donnerstag bei der Firma Kicherer überwiegend Moderna verimpft, weil laut NochGesundheitsminister Jens Spahn bei Millionen Impfdosen die Haltbarkeitsgrenze bald erreicht ist. Dazu 140 Biontech-Dosen für Menschen bis 30 Jahre. Übrigens: Die meisten verabreichten Impfungen waren Auffrischungen.
Katja Frick ist auch etwas frustriert. Sie traut dem Team Kicherer/ Grill nämlich 1000 Impfungen pro Tag zu. Zu gerne hätte sie am Wochenende vor Weihnachten eine weitere Impfaktion geplant, sagt sie. Der Bedarf sei viel größer, die Nachrückerliste lang. Aber: „Wir kriegen den Impfstoff nicht.“
Bitter. Aber es gibt an diesem Donnerstag auch glückliche Gesichter.
Ralf Klein-Jung, Vorstand der Marienpflege, hat Katja Frick Blumen mitgebracht, um ihr dafür zu danken, dass seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Firma Kicherer einen Impftermin bekommen haben und dass alles „so unkompliziert läuft“.
Die Marienpflege ist eines der vielen Ellwanger Unternehmen, das wegen einer Firmenimpfung bei Familie Frick angefragt hatte. KleinJung geht davon aus, dass inzwischen die allermeisten seiner Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter zum dritten Mal geimpft sind. „Wir sind happy.“
Weil 700 Impfungen am Tag für einen zu viel sind, hatte Hausarzt Grill am Donnerstag Unterstützung. Und zwar von der Ellwanger Krankenpflegerin Bettina Lang. Sie ist „total begeistert“von der Organisation und vom logistischen Aufbau der Impfstraße im Hause Kicherer. „Das läuft hier wie am Schnürchen.“Bettina Lang muss es wissen, schließlich gehörte sie auch dem Team des Kreisimpfzentrums in Aalen an.