„Es dauert, bis Besucher wieder ins Museum kommen“
Andreas Gut, der Leiter des Alamannenmuseums, zieht Bilanz eines schwierigen Jahres
ELLWANGEN – Von schwierigen Zeiten im Coronajahr 2020 für das Alamannenmuseum hat Museumsleiter Andreas Gut im Kulturausschuss berichtet. Immer wieder sei das Haus über Monate geschlossen gewesen. Während des zweiten und dritten Lockdowns habe das Museum bis Ende Mai dieses Jahres sogar volle acht Monate auf Besucher verzichten müssen. Umso erfreulicher sei die starke Präsenz des Hauses in den sozialen Medien, um die er sich mit seinem Team bemüht habe.
Bis zum Stichtag 31. Dezember 2020, so der Museumsleiter, verzeichne das im September 2001 eröffnete Museum insgesamt 129 369 Besucherinnen und Besucher. 2020 seien es 2889 gewesen, im Schnitt elf pro Tag. Im Vergleich zum Vorjahr habe die Besucherzahl um rund 44 Prozent abgenommen. Das erste Quartal 2020 sei von der zugkräftigen und vom Landesamt für Denkmalpflege konzipierten Sonderausstellung „Der Münzschatz von Ellwangen“dominiert gewesen. Sie endete im Januar 2021 mit 2196 Besuchern in nur zehn Wochen. Nach wie vor sei geplant, den Münzschatz dauerhaft im Schlossmuseum zu zeigen. Derzeit sei die überdimensionierte Vitrine, so Gut auf die Frage von Herbert Hieber (SPD), beim Bauhof eingelagert. In ein bis zwei Jahren werde der Münzschatz dann hoffentlich in Ellwangen angekommen sein. Die Ausstellung, so Hieber, habe ihn begeistert.
Auch die im Februar 2020 eröffnete Sonderschau „Gut betucht – Textilerzeugung bei den Alamannen“mit umfangreichem Begleitprogramm sei hoffnungsvoll gestartet, habe dann aber von Mitte März bis Anfang Mai geschlossen werden müssen.
„Es dauert“, so Gut, „bis Besucher nach einem Lockdown wieder ins
Museum gehen.“So auch hier. Man habe die Ausstellung zwar zweimal verlängern können, doch es seien nur noch wenige Besucher gekommen. Bis 11. April 2021, als die Schau endete, verzeichnete sie 2050 Besucher, davon 2014 im Jahr 2020.
Corona habe auch die im Mai 2020 verspätet gestartete Posterausstellung „Ich mache deine Kleidung – Die starken Frauen aus Südostasien“sowie Führungen, Kurse und Vorträge massiv beeinträchtigt. Das Museumsfest habe abgesagt werden müssen.
Drastisch habe sich die Pandemie auch auf Besuchergruppen ausgewirkt. Sie machten 2020 27 Prozent der Besucher aus, ein Viertel weniger als 2019. Nur noch drei Schulklassen, 68 weniger als im Vorjahr, seien 2020 zu verzeichnen mit insgesamt 69 Schülern, 1220 weniger als 2019. Beliebte Schülerprojekte wie der Holzschnitzworkshop mit Lauchheims früherem Bürgermeister Werner
Kowarsch habe man gar nicht durchführen können. Die ebenso beliebten Lesenächte seien dem zweiten Lockdown zum Opfer gefallen.
Teilnehmer der Fortbildung „Ellwanger Tage – Lebendige Geschichte“für Geschichtsdarsteller im Februar 2020 hätten sich, wie Gut weiter ausführte, zu einer Gruppe zusammengefunden, die bei der Landesgartenschau das vom Museum geplante Alamannengehöft mit Leben erfüllen wolle.
Neu sei die Kunkelstube, die am zweiten Samstag im Monat von 15 bis 17 Uhr stattfinde als offener Treff für alle, die an der uralten Tradition des Spinnens von Tier- und Pflanzenfasern interessiert seien. Initiatorin ist Museumspädagogin Sabine Maybaum, die auch den Kräutergarten des Museums betreut.
Möglicherweise können touristische Angebote mehr Besucher ins Ellwanger Alamannenmuseum bringen. Wie Gut erläuterte, kostet die im
Januar 2020 in Kooperation mit dem Aalener Limesmuseum eingeführte Kombikarte acht Euro. Beim Kauf sparen die Besucher in beiden Museen jeweils 1,50 Euro. Das Angebot werde trotz Pandemie-Bedingungen gut angenommen. Das Museum ist auch Akzeptanzstelle für die AlbCard des Alb-Donau-Kreis-Tourismus. Sie berechtigt zum freien Eintritt und kostenfreier Nutzung von Bus und Bahn in sieben Verkehrsverbünden. Voraussetzung ist mindestens eine Übernachtung bei mehr als 140 teilnehmenden Übernachtungsbetrieben.
Das Museum, so der OB, stehe und falle mit den Sonderausstellungen. Ähnlich wie bei den Bädern stehe ein hoher Abmangel von vornherein fest: „Je mehr Besucher, desto geringer der Abmangel“, so der OB. Das Pfahlbaumuseum in Unteruhldingen, so Andreas Gut, sei seines Wissens das einzige, das ohne Zuschüsse auskomme.