Auf nach Berlin für die richtige Frage
Heike Brucker von der CDU Ostalb ist zur Mitgliederbefragung in die Hauptstadt gereist
AALEN - Die Ampel-Koalition ist auf den Weg gebracht, Olaf Scholz designierter Bundeskanzler, Deutschland stellt sich neu auf – auch auf Oppositionsseite, allen voran bei der CDU muss sich etwas tun. So hat an diesem Mittwochabend die sogenannte „Townhall mit den Kandidaten“in Berlin im Konrad-Adenauer-Haus stattgefunden. Hier haben sich Friedrich Merz, Norbert Röttgen und Helge Braun, die alle drei das Amt des CDU-Vorsitzenden für sich beanspruchen, den eigenen Mitgliedern gestellt, die hierfür deutschlandweit angereist waren. Stellvertretend waren 26 Mitglieder, ganz gleich in welcher Funktion, eingeladen worden. Unter diesen erlesenen Gästen war auch Heike Brucker, stellvertretende Kreisvorsitzende der CDU Ostalb.
Am Dienstag, bereits um 7 Uhr, fuhr der Zug vom Aalener Hauptbahnhof los, über Nürnberg nach Berlin. Sechseinhalb Stunden Fahrtzeit bescherten Brucker zusätzlich Zeit, im Zug zu arbeiten. Eine Schnelltrasse bei Erfurt war gesperrt. Konsequenz: Umweg über Würzburg. Nach Ankunft in der Haupstadt hatte sie noch etwas Zeit zur freien Verfügung, die sie mit einem Spaziergang durch das Regierungsviertel verbracht hat. „Wenn ich schon wegen der Mitgliederbefragung nach Berlin fahre, dann gehört das doch irgendwie dazu – vor allem, so lange Angela Merkel noch da ist“, sagt Brucker schmunzelnd. Neben Brucker waren noch zwei weitere Mitglieder aus Baden-Württemberg angereist. Über 1000 Fragen wurden im Vorfeld eingereicht. Das Interesse an der Partei, zumindest von deren Mitglieder, ist ungebrochen. Knapp 200 000 haben sich schon für die Wahl registrieren lassen, freut sich Brucker. Das sind immerhin fast 50 Prozent. „Erstmals in ihrer Geschichte bestimmen die Mitglieder darüber, wer CDU-Vorsitzender werden soll“, hieß es in einem Einspieler vor Beginn der Debatte der drei Kandidaten. Von diesem Recht haben die Mitglieder rege Gebrauch gemacht. Der erste Wahlgang läuft vom 4. bis 16. Dezember. Erreicht keiner der drei Kandidaten über 50 Prozent, dann müssen sich die beiden mit den meisten Stimmen in einem zweiten Wahlgang (29. Dezember
bis 12. Januar) stellen. Die Delegierten müssten dann diese Wahl formell legitimisieren. „Mitglieder einbeziehen sollte unsere Partei viel häufiger machen, denn die CDU lebt doch von den Ortschaftsräten, von der Basis. Hier entsteht doch die Demokratie“, sagt Brucker, die selbst erst seit 2019 Parteimitglied ist. Darauf zielte auch ihre Frage ab, in den Gesprächen mit den Kandidaten hat sie sich bestätigen lassen, dass die Kommunalpolitik mit ihren Ortsverbänden weiterhin eine tragende Säule der Partei ist.
Kritik übte Brucker vor Ort an der Moderatorin. Ursprünglich sollte jeder Kandidat eine Minute Redezeit haben, doch fast jeder überzog – ohne Intervention der Gesprächsleitung. „Das war ein bisschen schade, weil es auch dazu geführt hat, dass nicht alle ihre Fragen im Plenum stellen konnten so wie es angedacht war – ich gehörte auch dazu“, ärgerte sich Brucker etwas. Sie sei für kurze und prägnante Aussagen, „alles andere drumherum vergisst man doch wieder“.
Getröstet hat sie dann allerdings, dass Merz, Röttgen und Braun noch anwesend blieben und sich mit den Mitgliedern in einzelnen Gesprächen
Heike Brucker, stellvertretende Kreisvorsitzende der CDU Ostalb
austauschten. „Hier konnte ich mich sowohl mit Röttgen als auch mit Merz länger unterhalten und vor allem auch meine Fragen stellen. Im Endeffekt war es vermutlich sogar wertvoller für mich“, so Brucker. Mit einigen anderen Mitgliedern hatte man dann den Abend ausklingen lassen. „Ein weiterer Pluspunkt dieser Reise: Ich habe etwa 15 neue Telefonnummern anderer Mitglieder bekommen, es war unheimlich nett.“Dabei hat Brucker sogar jemanden kennengelernt, der aus der Nachbarschaft kommt. Sonja Grässle ist Junge-Unions-Vorsitzende in Göppingen, arbeitet in Aalen und saß sogar im selben Zug wie Brucker. „Und wir kannten uns vorher tatsächlich nicht“, so Brucker lachend.
In Summe drei Tage war Brucker somit unterwegs, letztlich dann doch für mehr als eine Frage. Die Umsetzung
eines solchen Trips sei nicht selbstverständlich. „Da bin ich unendlich dankbar, dass mir meine Familie, allen voran mein Mann Vincent, den Rücken freihält. Er ist bereits seit längerer Zeit im Homeoffice, das funktioniert ganz gut“, so Brucker lächelnd. Und so hat es sich die Familie vor dem Fernseher – die Veranstaltung wurde übertragen – gemütlich gemacht. „Für meine Kinder war das natürlich etwas Besonderes: Mama ist im Fernsehen. Ich war tatsächlich einige Male zu sehen und habe zig Bilder auf unterschiedlichen Kanälen geschickt bekommen“, so Brucker. Alles in allem also ein gelungener Ausflug. Was ihre persönliche Wahl angeht, ist sie allerdings keinen Schritt weiter. „Ich finde Merz und Röttgen gut, wer es bei mir auf dem Zettel wird, kann ich echt noch nicht sagen.“
„Für meine Kinder war das natürlich etwas Besonderes: Mama ist im Fernsehen.“