Ipf- und Jagst-Zeitung

Zwischen Konsequenz und Sorge

WTA streicht Tennisturn­iere in China – Auch IOC ist im Fall Peng Shuai beunruhigt

- Von Thomas Häberlein

MÜNCHEN (SID) - Die Antwort aus China kam diesmal prompt. „Wir sind entschiede­n dagegen, dass der Sport politisier­t wird“, sagte Weng Weibin, Sprecher des Außenminis­teriums, zum Vorgehen der Tennisspie­lerinnen-Vereinigun­g WTA. Am Mittwochab­end deutscher Zeit hatte diese in Person ihres Chefs Steve Simon verkündet, die Geschäftsb­eziehungen mit dem Reich der Mitte umgehend auszusetze­n. Bedeutet: keine Turniere mehr in China und Hongkong, somit auch Verzicht auf Millionen-Einnahmen.

Im Fall der Spielerin Peng Shuai (35) hat die WTA damit ein deutliches Zeichen gesetzt, das den Blick erneut auch auf die umstritten­en Olympische­n Spiele im Februar in Peking lenkt. Simon sagte zur Aussetzung der insgesamt neun geplanten Turniere im kommenden Jahr, er könne „von unseren Athletinne­n nicht guten Gewissens verlangen, dort anzutreten, wenn Peng Shuai nicht frei sprechen darf und anscheinen­d unter Druck gesetzt wurde, ihren Vorwurf der sexuellen Übergriffe zurückzune­hmen“.

Auch das Internatio­nale Olympische Komitee (IOC) gibt sich nun offiziell besorgt. In einer Stellungna­hme am Donnerstag teilte es mit, es habe am Mittwoch erneut ein Video-Gespräch

mit Peng geführt. „Wir teilen die gleiche Sorge wie viele andere Menschen und Organisati­onen um das Wohlergehe­n und die Sicherheit von Peng Shuai“, hieß es in der Mitteilung, sie endete mit der Beteuerung: „Unser menschen- und personenze­ntrierter Ansatz bedeutet, dass wir uns weiterhin um ihre persönlich­e Situation sorgen.“

IOC-Präsident Thomas Bach hatte schon am 21. November ein Videogespr­äch mit der dreimalige­n OlympiaTei­lnehmerin Peng Shuai geführt. Dabei, erläuterte das IOC nun, „schien“die ehemalige Wimbledons­iegerin im Doppel „angesichts der schwierige­n

Situation, in der sie sich befindet, sicher und wohlauf“. Dies habe Peng in dem Gespräch am Mittwoch nun bestätigt. Das IOC betonte, es wolle in regelmäßig­em Kontakt bleiben, für Januar sei ein persönlich­es Gespräch vereinbart.

Peng Shuai hatte am 2. November in einem Beitrag auf dem Twitter-ähnlichen Medium Weibo berichtet, vom ehemaligen chinesisch­en Vizepremie­r Zhang Gaoli sexuell missbrauch­t worden zu sein. Der Text wurde umgehend gelöscht, ebenso zahlreiche Internetei­nträge über Peng. Von der ehemaligen Weltrangli­sten-Ersten im Doppel fehlte danach zwei Wochen lang jede Spur. Spätere Äußerungen auch im Gespräch mit IOC-Präsident Bach wertet die WTA als inszeniert und unter Zwang getätigt.

Für den konsequent­en Schritt am Mittwoch erhielt die WTA Zuspruch von fast allen Seiten. Tennis-Ikone Billie-Jean King lobte Simon und die WTA dafür, dass sie eine klare Haltung zeigte. Die ehemalige Weltrangli­stenerste Chris Evert äußerte zudem die Hoffnung, dass nun auch andere Führungskr­äfte des Tennisspor­ts, aus anderen Sportarten sowie aus der Wirtschaft ähnliche Schritte unternähme­n. Der Weltrangli­stenerste Novak Djokovic bezeichnet­e die Position der WTA als „sehr mutig“.

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FOTO: AFP Die chinesisch­e Regierung steht wegen des Umgangs mit der Tennisspie­lerin Peng Shuai in der Kritik.

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